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Erkenne dich selbst

Abaelard: Scito te ipsum

Scito te ipsum, Erkenne dich selbst, ist ein kluger moralphilosophischer Trakt mit einem Blick auf alltägliche Dinge, in denen es darum geht, die begrifflichen Vernetzungen zu verstehen, aus denen Gefühle, Gründe oder Intentionen, die den Menschen zu einer bestimmten Handlung bewegen, bestehen. Abaelards Argumentation zufolge sieht Gott nicht zuerst auf das tatsächliche Werk, sondern auf die Gesinnung, die dahinter steht. Überraschend ist die Offenheit, mit der sexuelle Themen moralisch behandelt werden. Der Text dürfte während Abälards zweitem Aufenthalt im Kloster der Heloïse entstanden sein und ist mit Ausnahme des ersten und eines Fragments des zweiten Buches verloren gegangen.

Philipp Steger hat im Rahmen der Philosophischen Bibliothek den Text neu übersetzt und in einer zweisprachigen Ausgabe in einer gut lesbaren Übersetzung herausgegeben:

Peter Abaelard: Scito te ipsum (Ethica). Erkenne dich selbst. Lateinisch-deutsch. 178 S., Ln., € 34.80, 2006, Philosophische Biblio-thek Band 578, Felix Meiner, Hamburg

Der Text, den Steger „zu den zehn wirklich großen Werken, die in der europäischen Ge- schichte der Ethik bis Hume oder Kant geschrieben worden sind“ zählt, besteht aus zwei Teilen: der eine enthält „die Sünde als eine Wunde der Seele“, der andere „die Versöhnung als eine Art Heilmittel“. Abaelards Gesinnungsethik stieß seinerzeit auf Unverständnis und Widerstand und wurde 1140 auf Betreiben Bernhards von Clairvaux verurteilt.