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PORTRÄTS

Ogien, Ruwen


Ruwen Ogien gehört wie François Noudelmann oder der bei uns durch seine ARTE-Sendung am Sonntagvormittag bekanntere Raphael Enthoven zur aktuellen Generation französischer Philosophen, die insbesondere durch ihre journalistische Tätigkeit für Presse, Radio und Fernsehen bekannt geworden sind.

In Frankreich wurde Ruwen Ogien mit provokanten Titeln wie Penser la pornographie (Nachdenken über Pornographie, 2003) oder La panique morale (Panik in der Moral, 2004) bekannt.

Ruwen Ogien hat in Brüssel und Tel-Aviv studiert, in Tel Aviv bei Marx, der in gelehrt hat, dass man in den weichen Wissenschaften ebenso streng arbeiten kann wie in den sogenannten harten Wissenschaften. In Paris hat er bei dem Wittgenstein-Forscher Jacques Bouveresse mit einer Arbeit über Die Willensschwäche bei Aristoteles und Davidson promoviert. Bei einem Aufenthalt an der Columbia University New York 1994/1995 (u. a. bei Charles Larmore) und an der University of Montreal (bei Christine Tappolet) hat er über Ethik gearbeitet. Ruwen Ogier gehört mit Pascal Engel, Joëlle Proust und anderen zu einer Generation, die seit 20 Jahren versucht, die französische Philosophie der analytischen Philosophie anzunähern, ohne großen Erfolg, wie er sagt. Seine metaethischen Arbeiten Le réalisme moral (1999), Le rasoir de Kant et autres essais de philosophie pratique (2003), Les concepts de l’éthique (zusammen mit Christine Tappolet 2008), sind in Frankreich auf keine größere Resonanz gestoßen.

Ganz anders das 2003 veröffentlichte Buch Penser la pornographie, für das er 2004 den Prix Sade erhielt. Seitdem, so Ogien, verbringe er seinen Zeit, sich für seinen Inhalt zu rechtfertigen, vor allem seinen Ausgangspunkt, die Minimalethik (La panqiue morale (2004), L’éthique aujourd’hui. Maximalistes et minimalistes (2007), La liberté d’offenser. Le sexe, l’art et la morale (2007). Sein letztes Buch La vie, la mort, l’Etat: le débat bioéthique ist im Mai 2010 erschienen. Es handelt von der Freiheit nicht zu zeugen und dem Recht zu sterben.

In diesen Büchern entwirft er eine von ihm „Minimalethik“ genannte Ethik,, die sich gegen jene philosophischen Strömungen wendet, die einen ethischen Maximalismus und Paternalismus vertreten. Die Revue de théologie et de philosophie der Fakultäten von Lausanne und Genf haben ihr im Jahr 2008 eine Doppelausgabe gewidmet (Nr. 140, 2008, II-III).