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Wittgenstein

WITTGENSTEIN

Rationalität
Ludwig Wittgenstein hat den Begriff der Rationalität in seinen Arbeiten nicht verwendet. Denn, so Andreas Grimmel (Hamburg), hatte Wittgenstein das Ziel, zu zeigen, dass das Bild eines nach festen und zeitlosen Regeln rechnenden und somit auch berechenbaren Verstandes genauso falsch ist wie die Annahme einer naturgegebenen Fähigkeit zur Vernunft. Rationalität geht dem menschlichen Tun nicht voraus, sondern wird erst durch dieses geschaffen. Ein Blick auf Wittgensteins Philosophie der Sprache kann uns helfen, zu einem Konzept der Rationalität zu gelangen, das nicht auf dessen naturgegebene Verankerung abstellt. In einer sprachpragmatischen Reformulierung kann Rationalität weder ursächlich bestimmt noch eine universalistische und zeitlose Grösse sein. Sie ist vielmehr äusserst variabel. Diese Variabilität muss jedoch nicht in einer Haltlosigkeit oder generellen Unbegründetheit des Handelns münden, sondern sollte vielmehr als Chance begriffen werden. Denn sie erlaubt eine beständige Entwicklung und Fortschreibung ihrer selbst und eröffnet insofern ganz neue Handlungsperspektiven. Freiheit und Selbstbestimmung werden aufgrund von und nicht trotz Rationalität möglich.
Zeitschrift für philosophische Forschu8ng 3/2001