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01 2013

Jahrgang 2013, Heft 1 / 2013

EDITORIAL:

Liebe Leserin, lieber Leser,
mit der Einführung neuen Studiengängen hatte man gehofft, die erschreckend hohe Anzahl von Studienabbrüchen in der Philosophie zu verringern – nicht zuletzt dank des strukturierten Lehrplans. Wie ich von den Universitäten höre, ist das aber nicht der Fall. Einer der Gründe, neben anderen, die immer wieder genannt werden (Philosophie als Warteplatz auf den gewünschten Studienplatz, die hohen intellektuellen Anforderungen, die das Fach stellt), ist eine falsche Vorstellung vom Fach, wie es an den Universitäten gelehrt wird. Für viele Heranwachsende hat die Philosophie eine große Bedeutung für die persönliche Identitätsfindung, für die Auseinandersetzung mit der Welt und der Suche nach ihrem eigenen Platz in dieser Welt. Bestimmte Autoren, die je nach Persönlichkeit ganz verschieden sein können, haben dabei einen immensen Stellenwert, und diese Autoren bestimmen – neben und mit dem Philosophieunterricht am Gymnasium – die Vorstellung von Philosophie und können die Entscheidung, das Fach zu studieren, entscheidend beeinflussen. Sartre ist ein solcher Autor, und auf keinem anderen philosophischen Kongress sah ich so viele begeisterte junge Leute wie beim Sartre-Kongress in Frankfurt 1987.

An der Universität trifft der Studierende nun auf eine ganz andere Art von Philosophie; die von ihm bevorzugten Autoren werden unter Umständen nicht behandelt (Sartre ist inzwischen in die Romanistik abgewandert), dafür muss ein Logikkurs absolviert werden. Da kann natürlich die Frustration so groß werden, dass man hinschmeißt und ein anderes Fach wählt. Das Fach steht da vor der Aufgabe, dem entgegenzuwirken und das Interesse an Philosophie wieder zurückzugewinnen.

Mit einem freundlichen Gruß
Der Herausgeber: Peter Moser

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INHALT:

ESSAY
Gerhard Ernst: Fortschritt in der Philosophie?; S. 8

BERICHT
Leben als Maschine? Ein Bericht von Klaus Mainzer; S. 18

INTERVIEW
Der „fähigkeitsbasierte Libertarismus“. Fragen an Geert Keil; S. 24

PORTRÄT
Michel Henry. Dargestellt von Julia Scheidegger; S. 30

STUDIUM
Philosophische Gedankenexperimente. Bernhard Seelhorst über ein neues Lese- und Studienbuch; S. 36

UNTERRICHT; S. 40

AUSGABEN
Andreas Arndt: Die kritische Schleiermacher-Ausgabe. Konzept und Probleme der Edition; S. 44
Heinrich von Gent; S. 52
John Stuart Mill; S. 55
Nietzsche: Zwei Ausgaben letzter Hand konkurrieren miteinander; S. 55
Cioran: Bosheiten und Schuldgefühle; S. 56
Mach; S. 58
Whitehead: Die Ziele von Erziehung; S. 58
Nietzsche Werke „letzter Hand“. Fragen an Urs Sommer; S. 60

POSITIONEN
Quentin Meillassoux. Dargestellt von Tim Grafe und Jan-Nicolai Kolorz; S. 64

LESERFORUM
Marx-Bashing oder Marx-Kritik?; S. 68

FORSCHUNG – TRENDS – KONTROVERSEN
Wolfgangs Spohns Opus magnum. Thomas Bartelborth über „The Laws of Belief“ ; S. 70
Die antichristlichen Schriften der Spätantike in der Aufklärung; S. 74
Rolf Tiedemanns Erinnerungen an Adorno; S. 78
Philosophen an der Basler Universität; S. 81
Peter Janich kritisiert die Emergenz-Theorien; S. 87
Ansgar Beckermann nimmt die Angst vor den Neurobiologen; S. 90
Kalkülvernunft als verkappte Metaphysik: S. 92
Die Grazer Vorlesungen von Peter Bieri ; S. 96
Die bioethische Diskussion um das Anti-Aging; S. 98
Terrorismus und Philosophie; S. 101
Julian Nida-Rümelin plädiert für eine humane Ökonomie; S. 103
Norbert Hoersters Theorie der Strafe; S. 106

Philosophie ín München: Hannes Leitgeb; S. 110
Philosophie in Augsburg: Uwe Voigt; S. 111

TAGUNGSKALENDER; S. 112

NACHRICHTEN
Universitäten; S. 121
Gestorben, Personen; S. 128
Preise, Gesellschaften; S. 129
Zeitschriften; S. 130
Medien, Verlage; S. 131
Nachlässe; S. 132
Stiftungen, Akademien; S. 133

ZEITSCHRIFTENSCHAU; S. 134

NEUERSCHEINUNGEN; S. 147

IMPRESSUM; S. 163