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FORSCHUNG

Emotionen: Emotionen in der frühen Phänomenologie und in der gegenwärtigen Debatte

Ingrid Vendrell Ferran verbindet die Diskussion über Emotionen in der frühen Phänomenologie mit der gegenwärtigen Debatte

 

Die realistische Phänomenologie der Emo­tionen

 

Anfang des 20. Jahrhunderts entsteht eine auf Brentano zurückgehende neue Auffassung der Emotionen, die Emotionen als intentionale Akte versteht, ohne dabei die leiblichen Aspekte zu vernachlässigen.  Heute wird diese Phase der Phänomenologie als „frühe Phänomenologie“, „realistische Phänomenologie“ oder auch als „ontologische Phänomenologie“ bezeichnet.

 

In München entstand damals um Theodor Lipps ein Kreis, dem etwa Johannes Daubert, Alexander Pfänder, Moritz Geiger, Hans Theodor Conrad und Hedwig Conrad-Mar­tius angehörten. Parallel bildete sich in Göttingen um Edmund Husserl und Adolf Reinach ein Kreis, zu dem sich auch Geiger, das Ehepaar Conrad-Martius, Edith Stein, Dieter Hildebrandt, Roman Ingarden, Alexander Koyré und Johannes Hering gesellten. Zu den Realisten gehört auch Max Scheler, der sich aber aufgrund seiner Interpretation und Anwendung der phänomenologischen Methode von beiden genannten Gruppen unterscheidet.

 

Die Mehrheit dieser Autoren verfassten detaillierte Analysen einzelner Emotionen, und Alexander Pfänder und Max Scheler entwickelten elaborierte Gefühlskonzeptionen. Fast alle dieser Analysen wurden in der Zeit von 1910 bis 1920 durchgeführt und viele von ihnen im Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung veröffentlicht.

 

Ingrid Vendrell Ferran sieht in ihrer herausragenden Promotionsarbeit

Vendrall Ferran, Ingrid: Die Emotionen. Gefühle in der realistischen Phänomenologie. 274 S., Ln., 2008, € 59.80, Philosophische Anthropologie 6, Akademie-Verlag, Berlin

 

eine Anschlussmöglichkeit des gegenwärtigen Interesses an Emotionen an diese Phänomenologie und zwar dadurch, dass die frühen Phänomenologen mit der Untersuchung des unmittelbar Bekannten und Nächstliegenden beginnen wollten: „Bekannt sind mir einzig meine Bewusstseinsinhalte, meine Vorstellungen und Gefühle, Sehnsucht, Reue, Wollen, Glücksgefühl, Genuss, Freude, Ärger, meine Willensakte, meine Stellungnahmen. Mit ihnen muss also begonnen werden.“

 

Die Frühphänomenologie ist durch die methodologische Einstellung der eidetischen Reduktion gekennzeichnet. Sie strebt an, Wissenschaft zu werden, aber eine radikale Wissenschaft, deren Ausgangspunkt das direkt Erlebte ist und die sich demzufolge an den Sachen, so wie sie sind, orientiert. Die phänomenologische Einstellung soll ermöglichen, im Ausgang von den Tatsachen deren Wesen und Gesetze ans Licht zu bringen, ohne sie zu verfälschen oder einzuschränken. Die neue Ausrichtung auf die Sachen selbst findet ihren Ausdruck in der Wiederaufnahme und im konsequenten Durchdenken des Intentionsbegriffes, den Husserl in seinen Logischen Untersuchungen entwickelt hatte. Durch den Begriff der „gegenstandsgerichteten Intentionalität“ werden die Sachen nicht mehr als Gegenstand eines Ich angesehen, sondern als reale Gegenstände, und sie werden als solche erfassbar. Objekt und Subjekt sind dabei nicht als zwei getrennte Entitäten im Bewusstsein verstanden, sondern beide bilden im intentionalen Erlebnis eine Einheit. Das Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas: Jede cogitatio richtet sich deshalb indirekt immer auf ein cogitatum.

 

Die These, dass jedes Bewusstsein Bewusstsein von etwas ist, bedeutet, dass jedes „Etwas“, sei es etwas Vergangenes, etwas Geurteiltes, etwas Ersehntes usw. mit einer jeweils eigenen Form einhergeht, in der man sich auf dieses richten muss. Die Phänomenologie will damit über einzelne Tatsachenbehauptungen hinaus und zu einer allgemeingültigen Erkenntnis gelangen. Den einzelnen Tatsachen kommt ein individuelles und zufälliges Sein zu, d. h. sie sind so und so und könnten auch anders sein. Aber jeder einzelne Gegenstand hat in sich etwas Wesentliches. Aufgrund der Untrennbarkeit von Tatsache und Wesen gibt jedes Individuelle Aufschluss über ein entsprechendes Wesen: Das Wesen gehört nicht nur zu einem Individuum, sondern es ist vielmehr so, dass mehrere Individuen dasselbe Wesen teilen. Die Phänomenologie versucht nun, ein „Maximum an Gegebenheit“ (M. Geiger) der Sachen selbst zu erreichen, um zu deren Wesen vorzudringen, ohne es zu verfälschen. Den phänomenologischen Forschern gemeinsam ist eine Haltung, und ihr Hauptthema sind die selbst gegebenen Gegenstände und die Aspekte und Dimensionen des Realen. Derart wird die Phänomenologie als Realwissenschaft verstanden und gerade nicht als Ausschaltung der Realität, wie es bei der transzendentalen Reduktion Husserls der Fall ist.

 

Das Vollziehung der anschaulichen Akte soll es uns ermöglichen, die Wesensmomente aus dem Phänomen herauszuschauen. Das Verfahren besteht darin, eine Anschauung des Wesens zu vollziehen: eine „Wesensschau“ oder „Wesenserschauung“ – wie es die Frühphänomenologen nennen. Charakteristisch dafür ist, dass das Subjekt einen anschaulichen Akt vollziehen muss, um eine bestimmte Wesenheit oder Gesetzmäßigkeit zu entdecken, die unabhängig von jedem Akt selbst existiert. Die Wesensschau als Prüfstein der phänomenologischen Methode erweist sich dabei als ein mühsames Verfahren, das vergleicht, beschreibt, unterscheidet, analysiert, zusammenfasst…

 

Zum Anschauungsprozess der eidetischen Reduktion gehört die eidetische Variation. Der Ausgangspunkt derselben ist stets ein wirklicher oder phantasierter individueller Gegenstand, der als Beispiel dient und den der Phänomenologe dem Leser oder Hörer mitteilt, damit dieser den ganzen Veranschauungsprozess für sich allein wiederholt. Die eidetische Variation besteht darin, aus diesem Beispiel viele freie Variationen entstehen zu lassen. Der nächste Schritt zur Erfassung des Allgemeinen besteht darin, die Bestimmtheiten, die alle Variationen teilen und die Differenzen, die es zwischen ihnen gibt, zu untersuchen und zu beschreiben. Dabei spielt die Negation eine wichtige Rolle, denn das Wesen muss von allen Richtungen abgegrenzt und von allen Seiten eingegrenzt werden. Es soll eingegrenzt werden – wie Scheler sagt – „bis nichts mehr übrig ist als  es selbst: es selbst, dessen Nichtdefinierbarkeit in allen möglichen Versuchen, es zu definieren, es ja erst als echtes ‚Phänomen’ aufweist“. Nur wenn dieses Wesen aus der Mannigfaltigkeit von Varianten heraus deutlich wird, können wir sagen, dass etwas zur Erschauung gebracht worden ist.

 

Die Frühphänomenologen fassen das Psychische als eigene Region des Seins mit einer spezifischen Gegebenheitsweise auf. Psychisch ist alles, was seinem Wesen nach ichzugehörig ist. Diese Einheit von Elementen hat einen realen Punkt, das „reales Ich“ oder „Ichzentrum“ genannt wird. Während uns das Physische in der Form der Trennbarkeit und des messbaren Auseinander von Entitäten der materiellen Welt gegeben ist, zwischen denen nur eine Kausalbeziehung bestehen kann, ist das Psychische in Form des unmessbaren Zusammenseins von Elementen gegeben, die uns derart verflochten erscheinen, dass zwischen ihnen auch andere Zusammenhänge existieren, die für die Sphäre des Psychischen spezifisch sind. „Das Ich erleidet Einflüsse, es wird erregt, motiviert, veranlasst zu etwas, bestimmt, gezwungen und dergleichen mehr. So entfaltet sich ein Reichtum psychischer Zusammenhänge, gegen den die Simplizität des Materiellen primitiv erscheint.“ Das Psychische besitzt per se Realität und unterscheidet sich vom Bereich des Erlebten. Wenn wir von Liebe oder Hass, von Hingabe oder Reue erfüllt sind, ist es nicht einfach so, dass wir ein Erlebnis der Liebe, des Hasses, der Hingabe oder der Reue haben, sondern „es geschieht psychisch


realiter etwas“ (M. Geiger) in uns. Charakteristisch für die Realität von psychischen      Elementen ist, dass sie in einen Sinnzusammenhang eingebettet auftreten und dass das Psychische in einem Akt der inneren Wahrnehmung gegeben ist, so wie das Physische in einem Akt der äußeren Wahrnehmung zur Gegebenheit kommt. Und da die innere Wahrheit keinen Vorzug der Evidenz gegenüber der äußeren Wahrnehmung besitzt, kann auch die innere Wahrnehmung falsch sein.

 

Wir können uns etwas Psychisches einbilden, das in Wirklichkeit nicht existiert, genauso, wie wir uns etwas Physisches einbilden können. Umgekehrt wird genauso bei der äußeren wie auch bei der inneren Wahrnehmung nicht alles, was existiert, wahrgenommen. Hier besteht eine Analogie zwischen Innen- und Außenwelt. Aber die psychische Realität und ihre Gesetzlichkeit darf auf keinen Fall auf die Realität und Gesetzlichkeit der Erlebnisse reduziert werden.

 

Die unterschiedlichen Gegebenheitsweisen der Emotionen

 

Emotionen treten stets in spezifischen Verbindungen mit anderen psychischen Elementen auf wie etwa Urteilen, Wahrnehmungen, Vorstellungen, die ihnen als Grundlage, als kognitive Basis, dienen. Da die psychischen Elemente in solche Konstellationen eingewoben sind, können sie einen Widerstand bilden gegen jeden Versuch, sie mit Absicht auszuschalten oder umzuändern. Mit diesem Widerstand realer Emotionen hängt auch ein leibliches Element zusammen, nämlich die Tatsache, dass ich den Hass am Leibe fühle, auch wenn ich ihn nicht fühlen will und er mir unangenehm ist. Reale Emotionen zeigen auch Wirksamkeit innerhalb des Ganzen der psychischen Phänomene in der Form, dass sie zum Beispiel Denkakte veranlassen und Willensakte motivieren. Schließlich zeigen reale Emotionen Objektgerichtetheit.

 

Scheinemotionen

 

Vendrell Ferran vertritt die These, dass man sich, genau wie die Wahrnehmung eines   Außenweltgegenstandes, etwa im Falle einer Halluzination, auch die Emotion einbilden kann. Das geschieht zum Beispiel im Fall der vermeintlichen Liebe, wenn ein Mensch meint, verliebt zu sein und Liebe wahrzunehmen, obwohl tatsächlich keine Liebe vorhanden ist. Wie entsteht eine solche Scheinemotion? Der erste Schritt besteht darin, dass das Subjekt phantasiert. Ein Mensch imaginiert sich selbst als verliebten Menschen. Das heißt, er betrachtet sich in seiner Phantasie als einen anderen, als jemand Verliebten, der er tatsächlich nicht ist. Nun setzt er sich aus der Zuschauerperspektive heraus in das externe, kontrafaktisch phantasierte Bild selbst hinein. Ohne dieses Hinein-Versetzen ist es nicht möglich, eine Scheinemotion leiblich zu empfinden. Die Einfühlung in   eine eingebildete Figur seiner selbst ist der Grund dafür, dass bei Scheinlieben ein Mensch alles in Richtung einer tatsächlichen Liebe interpretiert. Der dritte Schritt besteht schließlich darin, dass das Subjekt jene Phantasie  als Realität nimmt.

 

Auch in der Frühphänomenologie wurde die Frage nach der Echtheit der Gefühle behandelt, insbesondere von Else Voigtländer. Für sie sind solche Phänomene uneigentlich, weil sie auf eine bestimmte Weise als fern erlebt werden, weil sie ihren Ursprung nicht „in uns“ haben, sondern im ästhetischen Bereich oder in den Mitmenschen. Alexander Pfänder vertritt die These, dass psychische Akte – Urteile, Gedanken, Meinungen, Gesinnungen, aber auch Gefühle – in zwei Formen auftreten können: als echte oder als unechte. Ein unechter Glaube ist danach zum Beispiel einer, den wir lediglich aus der Tradition     übernommen haben; ein unechter Gedanke ist ein auswendig gelernter Gedanke; Gesinnungen sind unecht, wenn wir sie bloß von der Gesellschaft übernommen haben.  

 

Vendell Ferran zufolge umfasst der Bereich der unechten Emotionen den ganzen Bereich der Scheinemotionen und einen Teil der realen Emotionen. Scheinemotionen sind immer unecht, reale Emotionen können echt oder unecht sein. Eine reale unechte Emotion ist etwa eine Emotion, die, obwohl sie Hand

 

lungen motiviert, Gedanken veranlasst und Urteile beeinflusst, in keiner kohärenten Beziehung zu anderen grundlegenden Emotionen steht, und das beeinflusst die Qualität ihres Erlebtwerdens. Ein Hass kann real, aber unecht sein, wenn er mich dazu bringt, Menschen einer bestimmten Nation zu hassen und Aktionen gegen sie zu unternehmen, ohne dass ich einen einzigen Menschen dieser Nationalität persönlich kenne, weil mir der Hass lediglich durch mein persönliches Umfeld eingeflüstert wurde. Wobei der unechte Hass, den man gegen einen Ausländer zeigen kann, durchaus extrem intensiv sein kann, während der echte Hass manchmal eine sehr geringe Intensität zeigen kann.

 

Was sind die Kriterien für die Echtheit der Gefühle? Unechte Gefühle sind im Modus qualitativ anders gegeben als die echten. Ihnen fehlt eine bestimmte Eigenschaft, die die echten Emotionen besitzen, so dass sie eine andere subjektive Qualität des Empfindens haben: Sie werden als luftig, schemenhaft, schal, oberflächlich und hohl erlebt. Weiter wird bei den unechten Emotionen die emo­tionale Lage des Subjekts in dem Moment des Erlebens eigentlich von einer anderen Emotion dominiert, sodass ein Widerspruch im Moment des Erlebens zwischen der herrschenden Emotion und der anderen, unechten Emotion entsteht. Damit eine Emotion echt ist, muss sie kohärent zur momentan herrschenden emotionalen Grundverfassung des Subjekts sein; wenn sie in einem Widerspruch dazu steht, ist die Emotion unecht. Wenn etwa ein Kind beim Spielen vor seinem Vater Angst hat, weil dieser ein Monster spielt, ist die Angst unecht, weil das Kind im Grunde durch das Spiel in erster Linie amüsiert ist. Diese Angst unterscheidet sich von der echten, die ich empfinde, wenn jemand mich bedroht.

 

Fiktionale Emotionen

 

In der aktuellen Debatte werden die fiktionalen Emotionen als große Herausforderung für die Rationalität bezeichnet. Wenn ich traurig bin, weil die Heldin des Romans in Schwierigkeiten geraten ist, ist das eine sehr rationale Reaktion in dem Sinne, dass sie leicht durch Gründe zu stützen ist.  Aus der Perspektive eines strengen Kognitivismus, nach dem Emotionen Urteile oder Kombinationen von Urteilen und anderen Elementen sind, bleibt völlig unverständlich, wie man eine Emotion bezüglich etwas haben kann, von dessen Nichtexistenz man weiß. Kevin Mulligan versteht solche Emotionen als Phantasiegefühle, als „Als-ob-Gefühle“ oder „Quasi-Gefühle“, er hält sie aber für keine echten Gefühle. Demgegenüber hält Vendrell Ferran fiktionale Gefühle für reale, aber unechte Gefühle.

 

Inaktuelle und virtuelle Emotionen

 

Emotionen können weiterexistieren, auch wenn sie nicht akut erlebt werden. Vendrell Ferran erweitert den Begriff und wendet ihn – im Gegensatz zu der vorherrschenden Diskussion – auch auf den Bereich des Nichtbewusstseins an. Im Rückgriff auf Moritz Geiger und Max Scheler unterscheidet sie zwischen erlebter und unerlebter oder untererlebter psychischer Realität. Solche, auch „virtuelle Emotionen“ genannte Emotionen sind reale Emotionen und unterscheiden sich von anderen Emotionsarten aufgrund eines anderen Gegebenheitsmodus. Sie motivieren Willensakte und beeinflussen Denkakte. So motiviert uns etwa eine virtuelle Liebe, weiter Dinge für den Geliebten zu tun und veranlasst bestimmte Gedanken, Urteile und Annahmen über ihn, auch wenn diese Liebe eben nicht akut gefühlt wird. Dass Emotionen ab und zu auftauchen und uns wieder erfüllen, obwohl wir dachten, dass sie schon verschwunden seien, findet hier eine mögliche Erklärung, ohne dass wir dafür auf eine wesentlich andere Realität rekurrieren müssen, wie es die Psychoanalyse mit ihrer Lehre vom Unbewussten tut.

 

Leiblichkeit

 

Allen Emotionen ist Leiblichkeit wesentlich. Versuchen wir eine Emotion ohne den leiblichen Aspekt zu erfahren, so erfahren wir gar keine Emotion. Emotionen werden in einer besonderen qualitativen Weise erfahren und zeigen in eine räumliche Richtung. Engung bei Angst bedeutet Zusammenzucken, Weitung bei Freude ist ein Sich-Öffnen – und das ist nicht nur als gefühlt zu verstehen, sondern auch als eine Suggestion, es im Raum darzustellen. So wohnt beispielsweise dem Hass einige Zerstörungsintention inne, die sich sowohl, und zwar in erster Linie, auf den Gehassten richtet als auch auf das, was ihm gehört oder mit ihm in Verbindung steht. Bei der Scham wiederum findet sich der Impetus zum Verschwinden und im-Boden-Versin­ken. Solche Bewegungsintentionen können dabei „stärker“ oder „schwächer“ gegeben sein, was mit der Intention der Emotion nichts zu tun hat. 

 

Was sind Emotionen?

 

Im Unterschied zu den Empfindungen bauen Emotionen auf kognitiver Grundlage auf. Emotionen sind fundierte Akte. Dabei können sowohl Urteile als auch Wahrnehmungen und Vorstellungen als Grundlage von Emotionen auftreten. Der Zusammenhang zwischen Emotionen und Werten ist kein kausaler, sondern ein intentionaler. Im Anschluss an die Frühphänomenologen unterscheidet Vendrell Ferran zwischen Emotionen und dem Fühlen von Werten als zwei verschiedene Phänomene. Bei den Emotionen sieht sie zwei verschiedene Klassen: emotionale Antwortreaktionen und Persönlichkeitsemotionen, wobei zu den letzteren auch Liebe und der Hass gehören. Die affektive Grundhaltung, die die Persönlichkeit eines Menschen und seinen Weltbezug bestimmt, offenbart sich in einem „Gefühl“ besonderer Art, im Anschluss an die Frühphänomenologie bezeichnet sie diese Klasse von Gefühlen als „Selbstgefühle“.

 

Da die Emotionen einen Teil der Basis unseres praktischen Lebens ausmachen, wird es wichtig sein, bestimmte Emotionen zu fördern und bestimmte Emotionen zu verhindern, wenn wir ein gutes Leben führen wollen. Auch dieser Anspruch ist bereits im Programm der Frühphänomenologen vorhanden, bei Pfänder in der Psychologie der Gesinnungen, bei Scheler in seinem Formalismusbuch.