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STUDIUM

Einführungen: Wittgenstein

WITTGENSTEIN - einführende Literatur

 Raatzsch, Richard: Ludwig Wittgenstein zur Einführung. 250 S., kt., € 14.90, 2008, Junius, Hamburg.

 Vor fünfzehn Jahren erschien im Junius-Verlag ein Vorgänger „Wittgenstein zur Einführung“. Dieser Band, der noch mit 150 Seiten auskam, war von Chris Bezzel, einem Professor für Linguistik (und Schriftsteller) verfasst. Er behandelte Wittgensteins Philosophie als Einheit (ohne jedoch näher auf die Biographie einzugehen) und kam bis 1980 auf vier Auflagen. Seit damals hat sich der Blick auf Wittgenstein verändert, sodass ein neuer Band in der Reihe „zur Einführung“ unumgänglich wurde. Zudem sind einige gute Einführungen in die Philosophie Wittgensteins erschienen. Der Autor der neuen Einführung, Richard Raatzsch (der vor allem durch einen Kommentar zu den Philosophischen Untersuchungen bekannt geworden ist), hatte sich deshalb vorgenommen, einen Band zu schreiben, der sich ausdrücklich von diesen Einführungen, die Einführungen in das Werk Wittgensteins sein wollen, abhebt. In seinem Buch versteht er Leben und Werk Wittgensteins als Einheit; er will sozusagen den „Geist“ Wittgensteins darstellen. Allerdings nötigt ihn dieses Vorgehen zu einem erheblichen Interpretationsaufwand – das Buch ist daher mehr eine eigenständige akademische Interpretation Wittgensteins als   eine verständliche Einführung in dessen Gedankenwelt. Raatzsch folgt dem gängigen Schema „Tractatus“ – Zwischenzeit – „Philosophische Untersuchungen“ und stellt dabei die Biographie neben die Textinterpretation. Wenig erfährt der Leser dabei über die Texte Wittgensteins als solche und deren  Edition, über die Weg der Wittgen­stein­forschung und die verschiedenen Interpretationsrichtungen. Zudem nimmt Raatzsch in didaktischer Hinsicht keine Rücksicht auf seine Leser. Denn dazu gibt es ja  bereits anderweitige Einführungen in das Werk Wittgensteins.

 Als Einführung unübertroffen ist

Joachim Schulte, Wittgenstein. Eine Einführung. 248 S., kt., € 7.40, Reclam.

Das Buch ist in klarer Sprache geschrieben, konzentriert sich auf das Wesentliche und ist trotz eines hohen Anspruchs gut verständlich. Der Autor ist einer der besten Wittgenstein-Kenner.

Wer mehr über die philosophiegeschichtlichen Zusammenhänge, in denen das Werk Wittgensteins eingebettet ist,  erfahren will, dem sei das Buch

 Wilhelm Vossenkuhl: Ludwig Wittgenstein. 368 S., kt. 368 S., kt., € 16.90,  C.H. Beck

empfohlen. Das Buch ist ausführlicher als das von Schulte und geht eingehend auf die einzelnen von Wittgenstein behandelten Themen ein.

 

Kellerwessel,Wulf: Wittgensteins Sprach- philosophie in den „Philosophischen Untersuchungen“ Eine kommentierende Ersteinführung, 322 S., kt., € 39.90,, 2009, Ontos, Heusenstamm.

Wittgensteins Philosophische Untersuchungen sind so gut verständlich, dass man vor lauter Verständlichkeit oft nicht sieht, worum es in den einzelnen Paragraphen eigentlich geht. Hier ist Kellerwessels Kommentar eine Hilfe, indem er genau dies herausarbeitet.

Nach einer sehr kurzen Einführung in Wittgensteins Philosophie bietet das Buch erst eine Darstellung der Grundgedanken des Tractatus und dann davon abhebend eine Einführung in die Sprachphilosophie der Philosophischen Untersuchungen. Es folgt im Hauptteil eine fortlaufende Schritt-für-Schritt-Interpretation der einzelnen Paragrafen der „Philosophischen Untersuchungen“. Kellerwessel erläutert zwar Wittgensteins Philosophie textnahe, stellt die einzelnen Sätze aber in einen größeren Zusammenhang, indem er ihre Kontexte verdeutlicht. Des weiteren arbeitet er Bezüge zu anderen Philosophen heraus, etwa Kritikpunkte, die der Leser ohne Vorkenntnisse nicht sehen kann. Das Buch ist als erläuternde Parallellektüre zur Originallektüre geeignet, sei es im Seminarbetrieb oder bei der Privatlektüre