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01 2017

Jahrgang 2017 - Heft 1 / 2017

EDITORIAL
 
Liebe Leserin, lieber Leser,
 
es ist beängstigend, wie das Wort „Volk“ oder „völkisch“ wieder Karriere macht. Insbesondere die rechtsgerichtete, in den Medien vielgenannte „Identitäre Bewegung“ des Götz Kubischek nennt sich eine „völkische Bewegung“, die „den westlich liberalen Universalismus“ ablehnt. Nun hat sie Heideggers Schwarze Hefte entdeckt und damit, so ihr Vordenker Erik Lehnert, ein promovierter Philosoph, „einen Schatz“ hinsichtlich „metapolitischen Denkens“, „den es zu heben gilt“.
 
Nun hat das Kuratorium der Heidegger-Ge­sellschaft als Nachfolger des krankheitshalber zurückgetretenen Helmuth Vetter mit Harald Seubert einen neuen Präsidenten gewählt, der auf dem Rittergut des genannten Götz Kubischek Vorträge gehalten, in dessen sowie in anderen rechtskonservativen Publikationen veröffentlicht hat und die betreffende intellektuelle Szene genau kennt. Auf Nachfrage sagt Seubert, der an einer evangelikalen Hochschule in Basel lehrt, er habe zwar dort publiziert, aber nie deren Positionen vertreten und habe sich seit der Radikalisierung der Szene daraus zurückgezogen (siehe S. 128). Neuerdings publiziert er über Poppers Offene Gesellschaft. Das lässt hoffen.
 
Nun wissen wir es definitiv: Heidegger war anfangs von Hitler begeistert, er war von „Mein Kampf“ fasziniert (siehe S. 66 ff.). Die Frage ist: worin bestand die Faszination? Der Nationalsozialismus war zwar als politische Bewegung einheitlich, nicht aber als Weltanschauung. Wer letzterer aus Überzeugung anhing, hatte seine eigenen Motive. Möglicherweise war es das genannte Völkische, das Hitler anzog. Die meisten Rezensenten der Schwarzen Hefte stürzen sich auf die wenigen antisemitischen Stellen und übersehen diese Tendenz, die einen nicht unbedeutenden Teil dieser berüchtigten Hefte durchzieht.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Der Herausgeber, Peter Moser
 
 
 
INHALT
 
ESSAY
Wo sind die Philosophen, wenn man sie braucht? Geert Keil über Philosophie und Öffentlichkeit, S. 8
 
BERICHT
Roboterethik. Janina Loh über eine noch junge Bereichsethik, S. 20
 
POSITIONEN
Ein zeitgenössischer Platoniker: Alain Badiou, S. 34
 
FORSCHUNG – TRENDS – KONTROVERSEN
Wie Wissen unsere Wahrnehmung prägt, S. 38
Katja Crone entwickelt eine biographische Theorie der Personenidentität, S. 38
Christian Illies bringt Ethik und Evolutionstheorie unter einen Hut, S. 45
Thomas Nagel über Gleichheit und Parteilichkeit, S. 48
Rainer Forsts Konzeption der Rechtfertigung, S. 54
 
INTERVIEW
Rechtfertigung. Fragen an Rainer Forst, S. 60
 
AUSGABEN
Rettung oder Untergang Europas. Der Briefwechsel zwischen Fritz und Martin Heidegger, S. 66
Margaret Cavendish, S. 68
Lukàcs: Verdinglichung, S. 70
Weitere Neuerscheinungen, S. 71
 
STUDIUM
Ein weitgehend unbekanntes Gebiet. Die Philosophie des 18. Jahrhunderts in Spanien, Portugal und Lateinamerika, S. 74
Video-Vorlesungen, S. 78
Sommer-Schulen, S. 78
Kommentare/Einführungen, S. 79
Übersichten/Lexika/Reader, S. 80
 
HOCHSCHULDIDAKTIK
Ariane Filius und Sebastian Laukötter: Warum wir in Seminaren mehr schreiben sollten, S. 84
 
LESERBRIEF, S. 93
 
UNTERRICHT
Helga Detel-Seyffarth und Wolfgang Detel: Zur Vermittlung philosophischen Wissens in der Schule, S. 94
Jonas Pfister: Stundenfiguren – das Bonbonmodell, aber nicht nur, S. 100
Philosophie für Kinder, S. 102
Zeitschrift für Didaktik und Philosophie der Ethik, S. 102
Tagungen/Neue Literatur, S. 103
 
PHILOSOPHISCHE PRAXIS
Der philosophische Seelsorger. Wilhelm Schmids Arbeit in einem Zürcher Spital, S. 104
Philosophy YouTube, S. 108
Humanistischer Salon, S. 108
Philosophie als Event, S. 108
Philosophie im Krankenhaus, S. 108
Philosophischer Salon, S. 109
Neue Literatur, S. 109
 
TAGUNGSKALENDER, S. 110
 
NACHRICHTEN
Universitäten, S. 118
Gestorben, S. 122
Preise, S. 123
Personen, S. 124
Graduiertenkollegs, S. 124
Berlin-Brandenburgische Akademie, S. 126
Medien, S. 126
Jahrbücher/Reihen, S. 127
Zeitschriften, S. 127
Gesellschaften, S. 128
Archive, S. 130
Internet, S. 130
 
ZEITSCHRIFTENSCHAU, S. 132
 
NEUERSCHEINUNGEN, S. 142
 
IMPRESSUM, S. 163