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03 2019

Jahrgang 2019 - Heft 3 / 2019

EDITORIAL
 
Liebe Leserin, liebe Leser,
 
das herausragende Ereignis im philosophischen Leben der letzten Zeit war der 90. Geburtstag von Jürgen Habermas. In allen überregionalen Medien wurde auf das Ereignis eingegangen und der Jubilar gefeiert; die Zeit widmete ihm sogar fast ihr gesamtes Feuilleton.
 
Habermas ist unter den gegenwärtigen Philosophen eine Ausnahmeerscheinung. Er ist nicht nur in der akademischen Welt hochangesehen, mit seinen Einlassungen in das politische Geschehen findet er auch seit Jahrzehnten in den Medien und in der Politik Respekt und Beachtung. Seit ich mich mit Philosophie beschäftige, hat Habermas das deutsche und zunehmend auch das europäische Denken beeinflusst. Er ist dabei intellektuell nicht stehengeblieben, sondern hat die aktuelle Philosophie, insbesondere auch die analytische Philosophie rezipiert und dabei auch manche Position wieder fallengelassen. 
 
Ich erinnere mich an eine kleine Episode. Um das Jahr 1980 beschloss ich, Habermas zu interviewen. Es war mein erstes Interview, und ich wusste nicht viel über Habermas. Zur Vorbereitung las ich einen Text von Herbert Keuth, der insbesondere Habermas‘ damalige Wahrheitstheorie kritisierte. Ich verstand wohl nicht allzu viel davon, notierte mir aber die Kritik und fuhr damit und mit dem Tonbandgerät zu Habermas nach Starnberg. Womit ich nicht gerechnet hatte: Habermas fragte bei einzelnen Fragen nach, was Keuth mit seiner Kritik genau meine. Damit war ich überfordert, und Habermas versuchte zusammen mit mir die Kritik in seiner eigenen Sprache zu reformulieren. Nach einer Weile hatte er jedoch genug und sagte, er müsse das Gespräch leider beenden, er müsse seiner Tochter noch bei deren Mathematikaufgaben helfen. Ich fuhr nach Zürich zurück und veröffentlichte die Antworten von Habermas. Interessanterweise ging Keuth später erneut auf Habermas‘ Theorie ein, ohne zu wissen, dass es Antworten von Habermas auf seine Kritik gab.
 
Mit einem freundlichen Gruß
Der Herausgeber; Peter Moser
 
INHALT
 
ESSAY
Der Mythos des moralisch Gegebenen. Eine Kritik von Thomas Zoglauer; S. 8
 
BERICHT
Teleosemantik weitergedacht. Über Grundlagen, Probleme, neue Entwicklungen. Von Peter Schulte und Fabian Hundertmark; S. 18
 
INTERVIEW
Mensch – Roboter – Interaktion. Fragen an Peter Remmers; S. 32
 
DISKUSSION
Eine Deduktion des kategorischen Imperativs? Ein Vorschlag von Bernd Ludwig; S. 40
 
FORSCHUNG – TRENDS – KONTROVERSEN
Agnes Heller blickt zurück; S. 46
Wie ist Verstehen möglich? Vittorio Hösles Grundlegung der  Geisteswissenschaften; S. 50
Französische Religionsphänomenologie; S. 56
Selbstfahrende Autos; S. 59
Die Entwicklung der Medizin; S. 60
Eine kompatibilistische Methodenlehre des gerichtlichen Erkenntnisverfahrens; S. 65
Reichtum als moralisches Problem; S. 70
Fragen an Christian Neuhäuser; S. 74
 
DAS STICHWORT
Liberaler Sozialismus. Von Hannes Kuch; S. 80
 
BIOGRAPHIEN
Der junge Marx. Die neue Darstellung von Leben und Werk von Michael Heinrich; S. 86
 
STUDIUM
Marx wiederentdeckt. Neue Biographien und Einführungen; S. 92
Einführungen; S. 96
Reader; S. 98
Kant in Kaliningrad studieren; S. 102
Governance von Technologie und Innovation; S. 102
 
AUSGABEN
Die Wiener Wittgenstein-Ausgabe wird weitergeführt; S. 104
Antike; S. 104
Wittgensteins Wiener Ausgabe – Fragen an Michael Nedo; S. 105
Christian Wolff; S. 109
Hamann, Fliegender Brief; S. 112
Sidgwick, Utilitarismus; S. 113
Langer, Fühlen und Form; S. 114
Anders, Weltfremdheit; S. 116
Kurzanzeigen; S. 117
 
TAGUNGSKALENDER; S. 120
 
NACHRICHTEN
Ein Philosoph wird gefeiert. Jürgen Habermas‘ 90. Geburtstag in den Medien; S. 123
 
Universitäten
Alfter, Bernkastel-Kues, Bielefeld, Bochum; S. 127
Berlin, Bremen, Eichstätt, Frankfurt, Göttingen; S. 128
Heidelberg, Hildesheim, Innsbruck, Kiel; S. 130
Konstanz, Mainz, Regensburg, Tübingen; S. 132
 
Gestorben
Ettore Casari, Andreas Cesana; S. 132
Luciano de Crescenzo, Peter Furth, Agnes Heller; S. 133
Guillermo Hoyos Vásquez, Michael Serres, Maurizio Torrini; S. 134
 
Personen
Wolfram Eilenberger, Alain Finkielkraut; S. 134
Svenja Flaßpöhler, Richard David Precht, Peter Sloterdijk, Slavoj Žižek; S. 135
 
Preise; S. 135
 
Die Europäische Union legt Ethik-Leilinien für die Künstliche Intelligenz vor; S. 136
 
NEUERSCHEINUNGEN; S. 138
 
IMPRESSUM; S. 163