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Aristoteles: Ethik

Jörn Müller: Aristoteles‘ Nikomachische Ethik. Die neue Übersetzung von Ursula Wolf im Vergleich mit anderen Textausgaben.

Wenn man die Auffassung vertritt, dass jede Generation eine ihrer Zeit und ihrem Erkenntnisstand angemessene Übersetzung klassischer philosophischer Schlüsseltexte benötigt, so bestand im Blick auf die Nikomachische Ethik (= NE) des Aristoteles im deutschen Sprachraum dringender Handlungsbedarf. Während dieser Urtext antiker Ethik etwa im angelsächsischen Kontext (nicht zuletzt auf Grund des revitalisierten Interesses am Konzept einer virtue ethics) in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach neu übertragen worden ist (u. a. von T. Irwin, R. Crisp und C. Rowe), hinkte hier die deutsche Forschung gewissermaßen hinterher: Abgesehen von einer von H.-G. Gadamer 1998 vorgelegten Ausgabe von NE VI ging die letzte komplette Übersetzung des Textes auf F. Dirlmeier zurück, der sie erstmals 1956 im Rahmen der von E. Grumach begründeten Aristoteles-Werkausgabe in deutscher Sprache publizierte.

Ziemlich genau 50 Jahre später hat nun Ursula Wolf in rowohlts enzyklopädie eine neue Übertragung vorgelegt. Grund genug, sich diesem Projekt etwas ausführlicher zu widmen und seine Meriten mit den älteren, aber immer noch leicht für Studien- und Seminarzwecke zugänglichen NE-Textausgaben in gebotener Kürze abzugleichen.

Die Wolf’sche Ausgabe (ab hier: W) lässt sich in drei Teile gliedern:

- In Vorwort und Einleitung (W 7-22) finden sich einige Überlegungen zur Intention der Ausgabe: Sie versteht sich als „Studienausgabe, die das Ziel verfolgt, den Text sprachlich möglichst unverstellt zugänglich zu machen und zugleich seine Handhabung zu erleichtern“ (W 7). Einen Hintergrund dieser Absicht thematisiert Wolf selbst unter der Rubrik „Probleme der Übersetzung“ (W 19-21): Ältere Übersetzungen, die am Vokabular der lateinischen Scholastik oder des deutschen Idealismus geschult sind, neigen dazu, die aristotelische Begrifflichkeit in Termini wiederzugeben, die der späteren Begriffsgeschichte entstammen und damit den ursprünglichen aristotelischen Text philosophiehistorisch zu überlagern bzw. zu verdecken drohen. Demgegenüber erklärt Wolf explizit ihre Absicht, „philosophiehistorisch wenig belastete, wo möglich alltagssprachliche Wörter zu finden“ (W 19), um die aristotelische Begrifflichkeit wiederzugeben. Neben dieser Programmatik finden sich in der Einleitung einige knapp gehaltene Bemerkungen zu Leben und Werk von Aristoteles sowie zum Inhalt der NE, wobei Wolf vor allem die aristotelischen Verdienste um ein internalistisches Handlungsmodell akzentuiert. Eine Bibliographie (W 23-33) der Textausgaben und der wichtigsten Titel der Forschungsliteratur (u. a. nach Büchern der NE geordnet) rundet diesen ersten Teil ab.

- Der Übersetzung vorangestellt ist eine Textübersicht (W 35-42), welche die einzelnen NE-Kapitel mit einer Überschrift rubriziert und teilweise mehrere Kapitel zu thematischen Einheiten gruppiert (etwa im Stile von: NE I 1-5: „Das Glück als bestes Gut“). Diese Grobgliederung inklusive Überschriften wird auch im Übersetzungstext selbst (W 43-342) reproduziert und weiter vertieft: Jedem Kapitel geht zusätzlich eine analytische Feingliederung des folgenden Inhalts voran, deren ordinale Unterteilung im Text selbst in Klammern den jeweiligen Textabschnitten vorangestellt wird. Im Sinne der von Wolf intendierten leichten Handhabbarkeit des Textes scheint mir dies für „Erstleser“ der NE, die oft Probleme mit den Digressionen des aristotelischen Textes haben, sehr sinnvoll zu sein, zumal die vorgenommene Gliederung durchgehend sachadäquat und sinntragend ist.

Nun zum eigentlichen Übersetzungstext: Die sprachliche Übertragung ist weitgehend gefällig und flüssig, wodurch sie meist auch ohne in eckige Klammern gesetzte verständnisfördernde Zusätze auskommt. An unklaren Textpassagen wird nicht der Versuch unternommen, die dunkle Schroffheit des aristotelischen Originals im deutschen Text übermäßig zu glätten. Die griechischen Äquivalente zentraler Termini werden mindestens beim ersten Auftreten, im Falle von in der Bedeutung und Übersetzung kontextuell changierenden Begriffen auch mehrfach in Klammern aufgeführt, was das Fehlen eines Originaltexts in der Ausgabe ansatzweise verschmerzen lässt. Das Konzept, mit möglichst unvorbelasteten Begriffen zu operieren, wird weitgehend durchgehalten: prohairesis wird nicht mehr als „Entscheidung“ oder „Willenswahl“, sondern als „Vorsatz“ wiedergegeben, kalos fast durchgehend mit „werthaft“ und nicht mehr mit „schön“, „edel“ oder gar „sittlich gut“ übersetzt. Sehr gelungen erscheint hier vor allem eine Variation in der Übersetzung von aretê: Die älteren Übersetzungen weichen hier teilweise im Bewusstsein der Tatsache, dass die moralische Konnotation einer durchgängigen Übersetzung mit „Tugend“ an vielen Stellen nicht passend wäre, oft recht arbiträr und inkonsequent auf „Trefflichkeit“, „Tüchtigkeit“, „Vorzüglichkeit“ und ähnliches aus. Wolf operiert mit zwei kontextabhängig variierenden Übersetzungen, für deren jeweilige Verwendung sie auch ein klares Kriterium angibt (W 348.352.370): An den Stellen, wo mit aretê die Verfassung des ganzen Menschen oder eines seiner Seelenteile als ganzem ausgedrückt ist, verwendet sie „Gutheit“, während sie aretê als Bezeichnung einzelner Dispositionen (vor allem in NE II-VI) mit „Tugend“ übersetzt. An zentraler Stelle, im ergon-Argument von NE I 6, wird sie diesem Prinzip jedoch leider kurzfristig untreu: Obwohl hier von aretê im Sinne von Gutheit die Rede ist (was Wolf auch in ihrer Übersetzung der eudaimonia-Definition von 1098a 16-18 berücksichtigt), überträgt sie in 1098a 15 oikeia aretê als „eigentümliche Tugend“, womit der argumentative Konnex mit der nachfolgenden Definition verloren geht; mit „eigentümlicher“ aretê ist im Kontext auf jeden Fall die spezifisch menschliche, also die „Gutheit“ im Sinne des Übersetzungsprinzips von Wolf gemeint (vgl. hierzu meine Untersuchung zu „Ergon und eudaimonia“ in ZphF 57 (2003), 514-42).

- Der Anmerkungsteil (W 343-381) dokumentiert und kommentiert in erster Linie die jeweils im Text gewählten Übersetzungen, wobei Wolf insbesondere zur Begründung von Übersetzungen, die von der „Tradition“ abweichen, auch intensiv auf Überlegungen aus den neueren angelsächsischen Übertragungen rekurriert. Ansonsten enthält der Kommentarteil nur die notwendigsten NE-internen Querverweise und unverzichtbare philologische Sacherläuterungen (etwa zu antiken Eigennamen und von Aristoteles zitierten Gedichtzeilen). Hier ist manchmal zu viel Sparsamkeit am Werke: Ein Anfänger würde in einer Studienausgabe z.B. sicher gerne erfahren, was sich hinter den von Aristoteles erwähnten (und von Wolf nicht annotierten) „exoterischen Schriften“ in NE 1102a 26-27 verbirgt. Der weitgehende Verzicht auf inhaltliche Interpretationen in den Anmerkungen ist insofern indirekt gerechtfertigt, als die Autorin vor kurzem im Rahmen der „Werkinterpretationen“-Reihe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft eine durchgängige Kommentierung der NE vorgelegt hat. Ein Glossar, das die wichtigsten griechischen Termini und ihre gängigen Übersetzungen verzeichnet, beschließt den Band (W 382-4).

Die Übertragung des Textes ist von einem hohen Problembewusstsein getragen, dessen Niveau sich vor allem in der differenzierten Auseinandersetzung mit den vorangegangenen Übersetzungen im Anmerkungsteil zeigt: Gerade mit der Übersetzung zentraler Begriffe macht es sich Wolf nicht leicht, und sie lässt den Leser an ihren Überlegungen recht ausführlich teilhaben. Dieser hohe Grad an Reflektiertheit sorgt für eine durchgängige Transparenz der gewählten Übersetzungen, denen man in vielen Fällen gut folgen und zustimmen kann. Ohne Intention auf Vollständigkeit sollen jedoch exemplarisch einige der Übersetzungsvorschläge kritisch beleuchtet werden:

- Wolf bemerkt selbst, dass ihre Übersetzung von kalos mit „werthaft“ schlecht konsequent durchhaltbar ist und variiert deshalb manchmal in Richtung „traditioneller“ Übersetzungen. Dennoch geht an einigen Stellen die Kontraposition zu to aischron (Wolf: das Niedrige) verloren, obwohl gerade solche Gegensätze im Original sich auch in der Übersetzung widerspiegeln sollten.

- Die Übersetzung von megalopsychia mit „Stolz“ vereinfacht den komplexen Begriffsgehalt zu sehr. Hier hätte Wolf eher ihrem eigenen Prinzip folgen sollen, an den Stellen, wo keine wirklich geeigneten umgangssprachlichen Ausdrücke zur Verfügung stehen, „durch unübliche oder erfundene Ausdrücke eine gewisse Verfremdung zu bewirken“ (W 19). Die traditionellen Übersetzungen mit „Seelengröße“ oder „Großgesinntheit“ erreichen dies und sind zudem in ihrer Wortbildung näher am griechischen Originalausdruck.

- Der Verzicht auf „verfälschende“, begriffshistorisch imprägnierte Übertragungen ist nicht konsequent gelungen: Die Übersetzung von noûs als „intuitive Vernunft“ verdankt sich indirekt der mittelalterlichen cognitio intuitiva (und wird inhaltlich auch nicht alle gegenwärtigen Aristoteles-Forscher überzeugen). Auch die Übertragung von hêkousion als „gewollt“ (bzw. von hêkôn als „wollend“) hängt letztlich vom nachklassischen Willenskonzept ab. In anderen Fällen entscheidet sich Wolf durchaus bewusst für eine aus einem bestimmten Interpretationskontext hervorgegangene Version, etwa bei der Übersetzung von ergon mit „Funktion“ im Anschluss an die gegenwärtige angelsächsische Deutung des Konzepts. Da auch die rezente Forschung auf ihre Weise Teil der Begriffsgeschichte ist oder wird, wäre hier die gegenüber der klassischen Tradition selbst auferlegte Zurückhaltung (und somit eine „neutrale“ Übersetzung z.B. mit „Leistung“) ebenso angebracht gewesen.

Diese Kritikpunkte sollen jedoch das große Verdienst dieser Übersetzung bzw. Textausgabe nicht ungebührlich schmälern. Deren Vorteile kommen nicht zuletzt im Vergleich mit anderen leicht verfügbaren deutschen NE-Textausgaben zum Vorschein, die nachfolgend kurz besprochen werden sollen.

Die bei Studenten und Seminarleitern stets beliebte Reclam-Ausgabe ist im Falle der NE nur bedingt empfehlenswert: Sie bietet die erstmals 1956 von F. Dirlmeier publizierte Übersetzung (siehe oben), deren sprachlicher Stil durch übermäßige Substantivierung und teilweise schwerfällige Syntax heute etwas sperrig wirkt. Eine Gliederung des Textes durch die Einfügung von Kapitelüberschriften zwecks leichteren Verständnisses fehlt; unpraktisch ist auch, dass die Bekker-Zahlen nur summarisch in der Seitenüberschrift genannt sind und nicht, wie in den anderen vorliegenden Ausgaben, am Rand des Textes fortlaufend gekennzeichnet sind; dies erschwert die schnelle Auffindung von einzelnen Passagen und ist im Blick etwa auf Seminarzwecke ein veritables Versäumnis. Die von Ernst A. Schmidt gestalteten Anmerkungen enthalten außer philologischen Sacherläuterungen und internen Querverweisen vor allem Verweise auf Parallelen bei Platon, was man wohl primär als Tribut an die entwicklungsgeschichtliche Deutung des Corpus Aristotelicum durch W. Jaeger deuten kann. Der Band bietet außerdem ein streckenweise idiosynkratisches Nachwort von Dirlmeier, in dem er Überlegungen zur Geschlossenheit der NE bietet, unter anderem mit dem etwas überraschenden Resultat, dass Aristoteles sich in seiner Ethik eher als „Logiker“ und „Metaphysiker“ und nicht als „Empiriker“ zeige. Die jüngste Auflage dieser Ausgabe von 2003 ist bibliographisch ergänzt, aber das Literaturverzeichnis ist hochgradig lücken- und fehlerhaft, mit einem Wort: „lieblos“ gestaltet. Der in der erweiterten dtv-Ausgabe von 1991 enthaltene Übersetzungstext von O. Gigon wurde erstmalig 1951 in der „Bibliothek der alten Welt“ bei Artemis publiziert. Mit seiner prägnanten Übersetzung, der Dirlmeier einmal „asketische Kürze“ bescheinigte, kommt Gigon der Knappheit des aristotelischen Originals zumindest stilistisch recht nahe und liefert einen flüssig lesbaren Text. Mit mancher Übersetzung kann man aber nicht so recht glücklich werden: Die Übersetzung von mesotês mit „Mittelmaß“ verzerrt regelrecht den aristotelischen Gedanken; die Übertragung von hexis (traditionell übersetzt: Habitus; Wolf: Disposition) mit Verhalten (sweise) führt zumindest nach heutigem Sprachverständnis zu einer nachhaltigen Sinnentstellung. Auch Konsequenz in der Terminologie ist nicht Gigons Stärke: In seiner Übersetzung des ergon-Arguments in NE I 6 verwendet er für den Terminus aretê innerhalb von 8 Bekker-Zeilen nicht weniger als drei verschiedene Übersetzungen („Tüchtigkeit“, „Leistungsfähigkeit“, „Befähigung“), was dem unkundigen Leser das Verständnis der begrifflichen Zusammenhänge nahezu unmöglich macht. Auch der Kommentar bietet zu diesem Changieren und zu manch anderen eigenwilligen Übersetzungen keine Erläuterungen, sondern offeriert neben philologischen Hinweisen vor allem historische Verknüpfungen des aristotelischen Texts mit der voraufgehenden und der nachfolgenden antiken Ethik (vor allem mit Platon und mit der Stoa). Eine analytische Textgliederung bietet weder der Kommentarteil noch die Übersetzung selbst. Die recht umfangreiche Einleitung (knapp 100 Seiten), die sich Leben und Werk von Aristoteles sowie einer Einordnung der NE in die Ethik der Zeit und in das Corpus Aristotelicum widmet, ist trotz des Verzichts auf Nachweise und der mittlerweile weiter vorangeschrittenen Forschungslandschaft auch noch heute mit Gewinn lesbar. Der Band enthält außerdem eine sehr dünne (zweiseitige) Bibliographie, der man eine Erweiterung und Aktualisierung im Rahmen einer Neuauflage dringend anempfehlen möchte.

Gigons Übersetzung (inklusive leicht überarbeiteter Anmerkungen) ist mittlerweile von R. Nickel auch bei Artemis & Winkler neu herausgegeben worden, und zwar in zweifacher Form: Der 2001 in der „Sammlung Tusculum“ erschienene Band bietet zusätzlich zur Übersetzung noch den griechischen Text in der Edition von F. Susemihl, womit er die einzige verfügbare (wenn auch dadurch weniger preisgünstige) zweisprachige Ausgabe im deutschen Raum bildet. Die ausführliche „Einleitung“ Gigons (siehe oben) wurde weggelassen; stattdessen hat Nickel eine knapp gehaltene neue Einführung, eine Inhaltsübersicht, einige sparsame Literaturhinweise sowie ein Register zentraler Begriffe addiert. Die Neuauflage in der „Bibliothek der alten Welt“ von 2005 ist inhaltlich identisch mit der „Tusculum“-Ausgabe, bietet aber keinen griechischen Text.

Einen sehr guten Eindruck hinterlässt die 1985 letztmalig überarbeitete Ausgabe in der „Philosophischen Bibliothek“ des Meiner-Verlags. Obwohl der Text auf eine 1911 von Eugen Rolfes präsentierte Übersetzung zurückgeht und deshalb manch eher altertümliche Redewendung enthält, hat er bei weitem nicht so viel Patina angesetzt, wie man das bei einer in der Substanz nahezu 100 Jahre alten Übertragung befürchten würde – hier zahlen sich auch die punktuellen Eingriffe aus, die G. Bien 1972 für die von ihm vorbereitete Neuauflage vorgenommen hat. Interessanter Weise nennt Bien als Grund für die weitgehende Übernahme der Übertragung von Rolfes vor allem dessen Vertrautheit mit der älteren Tradition der Aristoteles-Exegese, die sich auch in entsprechenden Übersetzungen (z.B. „Habitus“ für hexis) niederschlägt: Hier wird Begriffsgeschichte nicht als Überlagerung oder Verfremdung sondern als legitime Möglichkeit der Sinnerschließung betrachtet, so dass diese Übersetzung gewissermaßen die methodische Antipode zu Wolfs Band bildet. Die Ausgabe bietet sehr viel Nützliches, unter anderem einen 90-seitigen Kommentarteil, der einiges Material zur Textstruktur bzw. -disposition sowie an geeigneter Stelle auch ausführlichere inhaltliche Erläuterungen bietet. Im Verbund mit der lesenswerten Einleitung profiliert Bien in den Anmerkungen die spezifischen Charakteristika der praktischen Philosophie bei Aristoteles in auch für den Anfänger gut verständlicher Weise. Neben einem Index Nominum enthält die Ausgabe ein ausführliches analytisches Sachregister mit annotierten Querverweisen für die zentralen Begriffe der NE. Den Band beschließt ein 70-seitiges Literaturverzeichnis, das allerdings mangels Aktualisierung in den letzten Jahren nur bis 1985 reicht.

Im Vergleich der verfügbaren Taschenbuchausgaben stechen somit die neue Ausgabe von Wolf und die Meiner-Ausgabe heraus. Die Meiner-Ausgabe wird auf Grund des umfangreichen „Service“ in Sachen Kommentierung und Register in höchstem Maße dem Anspruch einer „Studienausgabe“ gerecht, während Wolf mit ihrer sehr reflektierten und qualitativ vorbildlichen Übersetzung zweifelsfrei die beste verfügbare „Lektüreausgabe“ vorgelegt hat. Vor dem Hintergrund des von Wolf gesetzten Standards darf man die zur Zeit von Dorothea Frede vorbereitete Ausgabe (Übersetzung und Kommentar), welche den Dirlmeier-Band in der Reihe „Aristoteles. Werke in deutscher Übersetzung“ ersetzen wird, gespannt erwarten.

Lieferbare deutsche Übersetzungen der Nikomachischen Ethik

Übersetzt und herausgegeben von Ursula Wolf, 384 S., kt., € 14.90, 2006, rowohlts enzyklopädie, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg.

Übersetzung und Nachwort von Franz Dirlmeier. Anmerkungen von Ernst A. Schmidt, 384 S., € 9.40, 1986, Reclam UB 8586, Reclam, Stuttgart.

Übersetzt und kommentiert von Franz Dirlmeier, 606 S., Ln., € 64.80, 10. Auflage 1991, Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung 6, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt.
Aus dem Griechischen und mit einer Einführung und Erläuterungen versehen von Olof Gigon, 432 S., kt., € 12.—, 6. Aufl. 2004, Deutscher Taschenbuchverlag, München.

Griechisch-deutsch. Übersetzt von Olof Gigon, neu herausgegeben von Rainer Nickel, Sammlung Tusculum, 559 S., € 49.90, 2001, Artemis & Winkler, Düsseldorf. Diese Übersetzung ist ohne griechischen Text auch in der „Bibliothek der alten Welt“ erschienen, 333 S., € 16.90, 2005, ebenfalls Artemis & Winkler, Düsseldorf.

Auf der Grundlage der Übersetzung von Eugen Rolfes herausgegeben von Günther Bien, LXIII, 450 S., kt., € 19.80, 4., durchgesehene und erweiterte Auflage 1985, Philosophische Bibliothek 5, Felix Meiner, Hamburg.

Studienliteratur

Ursula Wolf: Aristoteles‘ »Nikomachische Ethik«, 281 S., kt., € 49.90, 2002, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt.


Physis und Ethos. Der Naturbegriff bei Aristoteles und seine Relevanz für die Ethik. 187 S., kt., € 28.—, 2006, Königshausen & Neumann, Würzburg.

Natürliche Moral und philosophische Ethik bei Albertus Magnus. Viiii, 455 S., kt., € 57.30, 2001, Beiträge zur Geschichte und Philosophie des Mittelalters, Neue Folge 59,
Aschendorff, Münster.

UNSER AUTOR:

Jörn Müller ist als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Philosophie der Universität Bonn tätig. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der praktischen Philosophie der Antike und des Mittelalters und arbeitet an einer Habilitationsschrift zur Geschichte des Problems der Willensschwäche.

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