Die
Philosophie der Aufklärung hatte den Menschen als Vernunftwesen bestimmt und an
die historische Entfaltung seiner Vernunft die höchsten Erwartungen geknüpft.
Die neuzeitlichen Aufklärungsphilosophien sind insofern durchgängig als Vernunftidealismen
zu bezeichnen, und es hat davon verschiedene Sorten gegeben, theoretische wie
praktische, empiristische wie rationalistische. Niemand mag heute mehr diesen
vernunftzentrierten Konzeptionen des Menschen und seiner Geschichte so recht
Glauben zu schenken, denn zu oft wurden diese durch die modernen Wissenschaften
und noch mehr durch die Realgeschichte widerlegt. Das sukzessive Scheitern
solcher Vernunftidealismen hat speziell in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
zu einer reichen Blüte von wissenschafts- und vernunftkritische Strömungen
geführt. Aber noch in ihrer radikalen Kritik sind solche Strömungen im
Regelfall selbst zutiefst vernunftidealistisch, indem sie ausgehend von der
idealistischen These, dass die menschliche Vernunft die Hauptverantwortung für
die Geschichte der Menschheit trägt, nun die ‚Schuld’ in den innersten Winkel
dieser Vernunft dingfest zu machen suchen, statt in dem, was den Menschen und
seine Geschichte jenseits von Vernunft bestimmt und was bestenfalls deren
mangelnden Einflussbereich aufzeigen könnte. In einer solchen Situation
erscheint die Neubesinnung auf die Rolle der Vernunft für den Menschen
angebracht - auf das, was sie zu
leisten vermag, und was nicht. Dies soll im folgenden geschehen
Die aufklärerische Konzeption von Vernunft ruht auf zwei großen Säulen: der theoretischen und der praktische Rationalität.
Theoretische Rationalität: Ein Glaubenssystem (im Sinn eines
Meinungssystems) ist theoretisch rational in dem Grade, in dem es wahre und gut
begründete Erkenntnis enthält, im korrespondenztheoretischen Sinn von Wahrheit
und wissenschaftlichen Sinn von Begründung.
Praktische Rationalität:
Ein Glaubenssystem bzw. ein darauf basiertes Handlungssystem ist praktisch
rational in dem Grade, in dem es zur Realisierung von für alle Menschen
erstrebenswerten Werten beiträgt.
Die theoretische Rationalität ist also zuständig
für die Erforschung der Wirklichkeit, so wie sie ist, unabhängig davon,
was Menschen anstreben oder anstreben sollten. Die praktische Rationalität hat
dagegen herauszufinden, welche grundlegenden Werte alle Menschen anstreben bzw.
rationalerweise anstreben sollten, um zum Wohle der Menschheit beizutragen. Das
Kernstück aufklärerischer Vernunft besteht nun in der Auffassung, dass
theoretische und praktische Rationalität nach folgendem Plan zusammenarbeiten:
die theoretische Rationalität gibt dem Menschen die Mittel in die Hand gibt, um
gegebene Ziele in optimaler Weise zu verwirklichen, und die praktische
Rationalität sagt dem Menschen, welche Ziele dies sein sollen. Natürlich können
diese Ziele variieren, aber es ist jedes Mal die theoretische Rationalität, die
dem Menschen die optimalen Mittel dazu in die Hand gibt.
Kernthese der Aufklärungsrationalität: Das beste Mittel, um gegebene Ziele
- insbesondere die Ziele der praktischen
Rationalität - zu erreichen, ist
der Erwerb von möglichst umfassender Erkenntnis (über den betreffenden
Gegenstandsbereich) im Sinne der theoretischen Rationalität.
Es ist diese Kernthese, in der sich die
Aufklärungsrationalität von ihren großen Gegenspielern, den mystischen und
religiösen Weltauffassungen unterscheidet. In diesen Weltauffassungen wird eben
nicht davon ausgegangen, dass der beste Weg des Menschen, zu seinem Glück zu
finden, darin besteht, genau das zu glauben, was sich kritisch-rational
begründen lässt. Nur wer bereit ist, ohne rationalen Begründungsversuch
zu glauben, kann die tiefere Glaubenswahrheit überhaupt erst erfahren.
Mystisch-religiöse Weltauffassungen widersprechen der aufklärerischen
Kernthese, insofern sie einen Glauben einfordern, der in seinem Kernbereich die
Anwendung der Methode der kritischen Überprüfung als des Herzstücks
theoretischer Rationalität von vornherein ausschließt.
In welchem Maß ist nun die menschliche
Evolution dazu angetan, jene Qualitäten zu
selektieren, die wir aufgeklärte Rationalität genannt haben?
Als theoretische Grundlage zur Behandlung dieser Frage verwende ich die verallgemeinerte Evolutionstheorie. Dabei handelt es sich um ein vergleichsweise junges Forschungsprogramm, welches unter anderem auf Dawkins’ Konzeption der Meme – als kulturellem Gegenstücke der Gene – zurückgeht. Über die genetisch-biologische Ebene hinaus kennt die verallgemeinerte Evolutionstheorie auch die Ebene der kulturellen - geistigen, wissenschaftlich-technischen und gesellschaftlichen - Evolution. Diese läuft um Zehnerpotenzen schneller ab als die genetische Evolution und beruht auf der Evolution von Memen. Darunter sind menschliche Ideenkomplexe und Fertigkeiten zu verstehen, die durch den Mechanismus der Tradition - der Informationsweitergabe von Generation zu Generation - reproduziert werden. Trotz aller Unterschiede zwischen der genetischen und der kulturellen Ebene werden Evolutionsprozesse auf beiden Ebenen abstrakt durch die drei ‚Darwinschen’ Module beschrieben:
Reproduktion: Evolutive Systeme (biologisch: Organismen;
kulturell: Menschen und ihre ‚Erfindungen’) reproduzieren sich in Zyklen von
aufeinanderfolgenden Generationen.
Variation: Variationsprozesse, speziell während der Reproduktion,
erzeugen Varianten dieser evolutiven Systeme, die mitreproduziert
werden.
Selektion: Weil der Populationsgröße durch
Ressourcenknappheit obere Grenzen gesetzt sind, reproduzieren sich gewisse Varianten
- die sogenannten fitteren - schneller und verdrängen dadurch langfristig die
anderen.
Diejenigen Bestandteile evolutiver Systeme, welche
den Code der Evolution ausmachen, sind in der biologischen Evolution die
in den Zellkernen lokalisierten Gene und in der kulturellen Evolution die in
den Gehirnen lokalisierten Meme. Gene und Meme müssen, um sich zu reproduzieren
zu können, in den Organismen auf geeignete Weise kausal wirksam werden.
Biologisch gesehen sind wir Menschen sozusagen die Überlebensmaschinen unserer
Gene, und kulturell gesehen die Überlebensmaschinen unserer Ideensysteme,
unserer Meme.
Die evolutionäre Selektion bewirkt nicht, dass Organismen
perfekt angepasst sind, sondern nur, dass sie besser angepasst
sind als ihre evolutionären Vorgänger, und das nur ceteris paribus. Die Evolutionstheorie
kennt zahlreiche Beispiele für dysfunktionale Merkmalsbildungen und kann
erklären, warum solche unter speziellen Bedingungen nicht aussterben. Es gibt
in der Evolutionstheorie auch nichts, was ein Gesetz der „Evolution zum
Höheren“ impliziert. Dennoch ist Evolution in ihrem Verlauf nicht
tautologisch-beliebig: evolutionäre Prozesse besitzen immer Richtungen,
in denen gewisse phänotypische Merkmale sukzessive optimiert werden, als
Resultat des nachhaltigen Wirkens stabiler selektierender Umgebungsparameter.
Diese ‚Richtungen’ der Evolution äußern sich als bevorzugte Äste des großen
Verzweigungsbaumes von Abstammungslinien. Nicht alle evolutiven Systeme konkurrieren
ja miteinander, sondern sie sind vielmehr auf sogenannte ökologische Nischen
mit unterschiedlichen Selektionsparametern verteilt. So fand unter den
Wirbeltieren eine Entwicklung auf immer komplexere Nervensysteme hin statt, was
nicht heißt, dass deswegen die Insekten ausstarben. Ebenso hat die gewaltige
Expansion von Wissenschaft und Technik nicht dazu geführt, dass Kunst oder
Religion ausstarben.
Unter
welchen Selektionsbedingungen kann die menschliche Vernunft nun ihren
Selektionsvorteil behaupten und zur evolutionären Durchsetzung gelangen?
Wäre es wirklich wahr, so wie es die
aufklärerische Kernthese behauptet, dass ein theoretisch-rationales
Überzeugungssystem generell das optimale Mittel zur Verwirklichung beliebiger
praktischer Zwecksetzungen ist, dann dürfte der evolutionären Durchsetzung
theoretischer Rationalität im Grunde nichts im Wege stehen. Dann müssten in der
genetischen Evolution jene angeborenen Ideen des Menschen, die am besten mit
der Realität übereinstimmen, auch am
besten Überleben und Fortpflanzung bewerkstelligen. Erst recht müssten in der
kulturellen Evolution jene Ideensysteme, die der Wahrheit am nächsten kommen,
den praktischen Zwecken ihrer Rezipienten am dienlichsten sein und sich deshalb
der größten Beliebtheit erfreuen. Wenn wir dies als wahr annehmen, dann handeln
wir uns auf der Faktenebene allerdings gewisse Erklärungsprobleme ein. Warum zum
Beispiel finden dann im Fernsehen statt Talk Shows oder Hollywood-Filmen nicht
fortwährend rationale Diskurse und Wissenschaftssendungen statt? Warum landen
die im Schweiße unseres Angesichts hergestellten wissenschaftlichen Fachbücher
nicht fortwährend auf den Bestsellerlisten unserer Tageszeitungen? Ein Faktum
ist aber besonders erklärungsbedürftig: warum sind, trotz jahrhundertelanger
explosiver Evolution von Wissenschaft und Technik, religiöse Weltauffassungen,
die mit theoretischer und oft genug auch mit praktischer Rationalität völlig inkompatibel
sind, heutzutage nach wie vor weit verbreitet, und zwar gerade auch in den USA
als dem technologisch fortgeschrittensten Teil der Welt? Wir haben daher gute empirische
Gründe, die uneingeschränkte Geltung der aufklärerischen Kernthese zu bezweifeln.
Aber welche theoretischen Gründe können wir dafür anführen?
Die zentrale Prämisse, die der aufklärerischen Kernthese zugrunde liegt, nimmt an, dass alle wesentlichen praktischen Effekte, die unsere Überzeugungen auf uns haben, durch den Wahrheitswert unserer Überzeugungen bestimmt sind und über diesen zustande kommen. Glaube ich z.B., dass es bald regnet, so hat das den praktischen Effekt, dass ich einen Regenschirm mitnehme, und dies hat positive Konsequenzen, wenn mein Glaube wahr ist, weil ich dann nicht nass werde, wogegen es negative Konsequenzen hat, wenn mein Glaube falsch ist, weil ich dann ständig den unnützen Regenschirm mit mir herumschleppe. Ich nenne diese Effekte die Wahrheitseffekte unserer Überzeugungen. Nun ist es aus naturalistischer Perspektive aber offensichtlich, dass unsere Glaubenszustände auch massive praktische Effekte auf uns haben können, die ganz unabhängig von ihrem Wahrheitswert sind und die direkt, sozusagen ohne wahrheitswertvermittelten Umweg, auf uns wirken. Wenn ich z.B. glaube, dass in einer Stunde mich eine geliebte Person besuchen wird, so macht mich dieser Glaube die nächste Stunde froh und glücklich, ganz unabhängig davon, ob diese Person dann auch wirklich kommt. Ich nenne diese Effekte die verallgemeinerten Placebo-Effekte unseres Glaubenssystems.
Der Fehler der aufklärerischen Kernthese besteht
nun darin, diese Placebo-Effekte zu vernachlässigen, obwohl sie evolutionär
eine signifikante Rolle spielen.
Extensiv erforscht wurden Placebo-Effekte im
Bereich von Medizin und Pharmazie. So macht der bloße Glaube an die Wirksamkeit
einer Schlaftablette, die in Wahrheit ganz ohne Arzneigehalt ist, über 50% des
Erfolges einer tatsächlichen Schlaftablette aus. Auch für Psychotherapien ist
der Placebo-Effekt gut dokumentiert. Werbung und Propaganda bedienen sich
ständig des Placebo-Effekts. In Form von sich selbst erfüllenden oder sich
selbst zerstörenden Prognosen, z.B. Prognosen über den Aktienmarkt oder über
Wahlergebnisse, ist der Placebo-Effekt ein Forschungsobjekt der Soziologie.
Auch die Grundregel aller Lehren des mental
health Trainings, die Regel des positive
thinking, beruht auf dem
Placebo-Effekt: glaube an dich und deine Fähigkeiten, denn - Klammer auf: wie es mit diesen auch immer bestellt
ist :Klammer zu - dein positives
Denken wird letztlich alles zum Guten wenden.
Überzeugungssysteme können also nicht
nur selektiert
werden, weil sie wahr sind; sie können auch selektiert werden, weil sie vorteilhafte
Placebo-Effekte haben. Religiöse Glaubenssysteme haben massive Placebo-Effekte.
Denn der Glaube an spirituelle Mächte, die ein ewiges jenseitiges Lebens
versprechen, in dem erlittenes Übel kompensatorisch vergolten wird, gibt ein
Ausmaß an Zuversicht und an seelischem Gleichgewicht, das rationale
Überzeugungssysteme kaum liefern können. Darüber hinaus liefern religiöse Glaubenssysteme
ein supremes Motiv für die Unterordnung unter jene sozialen Regelsysteme, die
von der Religion heilig gesprochen werden und tragen damit zur Stabilisierung
religiös fundierter sozialer Organisationsformen bei. Die Placebo-Effekte des
religiösen Glaubens können sogar so weit gehen, dass man voller religiöser
Zuversicht ein Selbstmordattentat begeht, sofern man nur fest daran glaubt,
dass Gott dafür ewige Belohnung verspricht.
Die Placebo-Effekte religiöser Glaubenssysteme
sind der Hauptgrund für deren nachhaltige Selektion bis ins gegenwärtige wissenschaftlich-technische
Zeitalter hinein. Wie das letzte Beispiel zeigt, können Placebo-Effekte auch
extrem gefährliche Folgen haben, nämlich wenn sie in totalitäre Ideologien
ausarten. Der große Vorzug der aufgeklärten Rationalität liegt natürlich in
ihrer Selbstkorrigierbarkeit durch die Methode der kritischen
Überprüfung. Wie es Popper einmal formulierte, werden in der kritischen
Wissenschaft eben nicht unliebsame Menschen getötet, sondern nur falsifizierte
Theorien. Diese intrinsische Selbst-Korrigierbarkeit können Placebo-basierte
Glaubenssysteme niemals besitzen, denn der Glaube kann nur dann seine
Placebo-Wirkung entfalten, wenn man eben nicht an ihm zweifelt, und erst recht nicht daran denkt, ihn
kritisch zu überprüfen. Aus demselben Grund aber muss der rationale Mensch auf
die wohltuende Wirkung von Placebo-Effekten verzichten. Ich bin entschieden der
Meinung, dass die Rationalität diesen Preis wert ist. Aber es ist ein Preis,
und es gibt keinen evolutionären Automatismus, dass dieser Preis entrichtet
wird. Es bleibt vielmehr eine fortwährende Aufgabe, die Institutionen der
Bildung und Wissenschaft so weit zu stärken, dass sie in der Lage sind, einen
kontinuierlichen Selektionsvorteil für die Meme der aufgeklärten Rationalität
zu erzeugen gegenüber den Memen Placebo-basierter Glaubenssysteme. Natürlich
gibt es auch harmlose Placebo-Effekte, und es wäre illusorisch und in einer
pluralistischen Gesellschaft gar nicht erstrebenswert, auch alle harmlosen
Placebo-Effekte verbannen zu wollen. Nötig ist aber eine kontinuierliche
Wachsamkeit gegenüber der ständig latenten Möglichkeit irrationalistischer oder
gar totalitaristischer Ausartungen. Und weil dies so ist, werden wir auch nie
in eine endgültig aufgeklärte oder gar post-aufgeklärte Epoche eintreten,
sondern Aufklärung wird eine fortlaufende Aufgabe des Menschengeschlechts
bleiben.
Die
Bedeutung des Placebo-Effektes in der evolutionären Selektion von
Überzeugungssystemen zeigt sich aber nicht erst bei religiösen
Glaubenssystemen, sondern auch schon im Bereich der Evolution der theoretischen
Rationalität, oder in anderen Worten, der kognitiven Evolution. Hier ist
in den letzten zwei Jahrzehnten ein neuer Ansatz entstanden, der sich evolutionary psychology nennt. Ganz
anders als in der älteren evolutionären Erkenntnistheorie geht es in dieser
jüngeren Strömung weniger um die evolutionäre Erklärung der Rationalität
menschlicher Erkenntnis als im Gegenteil um die evolutionäre Erklärung ihrer
Mängel. In den letzten Jahrzehnten hat die kognitive Psychologie nämlich eine
solche Unmenge an Schwächen des menschlichen Verstandesvermögens herausgefunden,
dass viele Psychologen zumindest zwischenzeitlich dazu tendierten, den Menschen
als ein im Grunde kognitiv irrationales Wesen anzusehen. Piatelli-Palmarini
fasst diese kognitiven Unzulänglichkeiten in sieben Gruppen zusammen, von denen
zumindest drei, wie ich meine, Folgen der - vermutlich schon genetischen - Selektion von Placebo-Effekten sind.
Ein erster kognitiver Placebo-Effekt ist die
sogenannte overconfidence. Damit ist gemeint, dass Versuchspersonen
durch die Bank ihre eigene Urteilsreliabilität wesentlich höher einschätzen,
als es diese wirklich ist. Natürlich hat ein übertriebenes Selbstvertrauen auch
Nachteile in Form von suboptimalen Prognosen der eigenen Fehlerrate, aber solange diese Übertreibung moderat
bleibt, kann dieser Nachteil durch den Vorteil der sozialen Attraktivität von
selbstbewusstem Auftreten und dem dadurch geschaffenen Surplus von sozialer
Unterstützung durchaus aufgewogen und daher evolutionär selektiert werden.
Mit dem hindsight bias ist die Tatsache gemeint, dass Versuchspersonen nachträglich meinen, ein Geschehen mit ihnen bekanntem Ausgang hätte so kommen müssen bzw. könne von ihnen erklärt werden, obwohl der Ausgang des Geschehens tatsächlich durch Zufallsvariation festgelegt wurde. Der hindsight bias ist also ein Placebo-Effekt des überschätzten Voraussage- und Erklärungsvermögens, der auf derselben Linie liegt wie der Placebo-Effekt der overconfidence. Der dritte Placebo-Effekte ist die übertriebene Selbsteinschätzung im sozialen Urteilsvermögen: auch hier stellt sich ein durchgängiger egozentrischer bias heraus, auch self-righteous bias genannt. So tendieren Versuchspersonen durch die Bank dazu, ihre eigenen Leistungen und Güteransprüche überzubewerten, und die der anderen unterzubewerten. Dieser egozentrische Bias ist den Versuchspersonen nicht bewusst, sie streiten ihn hartnäckig ab, was einige Psychologen zu der Vermutung veranlasste, dass die Evolution der Fähigkeit zur Fremdtäuschung mit der Evolution der Fähigkeit zur Selbsttäuschung koevolvierte, insofern eine Selbsttäuschung über den eigenen Egozentrismus ein glaubwürdigeres Auftreten bei Fremdtäuschungen ermöglicht.
Alle diese Phänomene stehen im Gegensatz zur
Kernthese der Aufklärung, und dennoch haben sie aus der Sicht der modernen Evolutionstheorie
sehr plausible Erklärungen. Der Gegensatz zwischen der modernen evolutionären
Kognitionswissenschaft und der älteren evolutionären Erkenntnistheorie spiegelt
in gewisser Weise die generelle Wandlung im Verständnis der Evolutionstheorie
wieder. Die evolutionäre Erkenntnistheorie trug noch normativ-idealistische
Züge, insofern dieser Ansatz die aufklärerische Kernthese voraussetzte, d.h.
einen durchgängigen Zusammenhang von evolutionärem Selektionserfolg und
Wahrheitsnähe annahm: eine genetische Disposition für die Suche nach Wahrheit
an sich müsste, wie es z.B. David Papineau unlängst formulierte, hohe
Selektionschancen haben. Doch aus der Sicht der modernen Evolutionstheorie
besteht kein automatischer Zusammenhang von evolutionärem Erfolg und
Wahrheitsnähe. Wie es Ghiselin einmal formulierte: die Evolution kümmert sich
kein Jota um Wahrheit an sich, solange Ignoranz die Fortpflanzungschancen
erhöht.
Placebo-Effekte
sind keineswegs der einzige Punkt, in dem idealistische Vernunftkonzeptionen
durch naturalistisch-evolutionstheoretische Modelle menschlicher Kognition
korrigiert werden. Der erste gravierende Unterschied besteht in der Rolle des Bewusstseins.
Während bei Descartes und den meisten Aufklärungsphilosophen das menschliche
Erkenntnisvermögen mit einer Fähigkeit des reflexiven Bewusstseins
identifiziert wurde, laufen aus kognitionswissenschaftlicher Sicht die meisten
kognitiven Prozesse unbewusst ab, und das Wissen, das unser reflexives
Bewusstsein von ihrer Funktionsweise hat, ist sehr bescheiden. Es gibt also ein
kognitives Unbewusstes, und dieses kognitive Unbewusste ist weitaus
umfangreicher als das kognitive Bewusste, und vermutlich auch als das emotive
Unbewusste, das Sigmund Freud entdeckt hatte. Wohlbekannt ist beispielsweise,
dass alle Prozesse unserer visuellen Wahrnehmungsverarbeitung unbewusst
verlaufen und nur ihr Ergebnis in unser Bewusstsein senden. Unbewusst
sind auch alle Suchprozesse unseres repräsentationalen Gedächtnisses.
Die Prozesse der Erinnerungssuche werden in der Künstlichen Intelligenz-Forschung
information retrieval genannt,
und das menschliche information retrieval
ist enorm effektiv, ohne dass unser
Bewusstsein die leiseste Ahnung davon hat, wie dieser Erinnerungs-Suchprozess
eigentlich vor sich geht - nur sein Ergebnis
wird ins Bewusstsein gesandt: es ‚fällt’ uns ein. Neben dem repräsentationalen
Gedächtnis, dessen Inhalte ins Bewusstsein gerufen werden können, wenngleich
der Suchprozess unbewusst ist, gibt es aber auch noch das sogenannte prozedurale
Gedächtnis, das aus kognitiven Fertigkeiten besteht, die durch Übung erlernt
wurden, ohne dass diese als solche jemals bewusst werden, was durch Experimente
mit gehirngeschädigten Personen eindrucksvoll belegt wurde.
Sogar wesentliche Anteile des intuitiven
menschlichen Schließens laufen unbewusst ab. Seit Jahrzehnten haben
kognitionspsychologische Experimente immer wieder festgestellt, dass die Mechanismen
des intuitiven Schließens von den Regeln des korrekten Schließens markant
abweichen und zu intuitiven Fehlschlüssen führen. Daniel Kahneman hat für seine
Untersuchungen zu probabilistischen Fehlschlüssen unlängst sogar den Nobelpreis
erhalten. Mir geht es im folgenden um logische Fehlschlüsse. Betrachten Sie die
beiden folgenden Denkaufgaben: bei der ersten handelt es sich um den berühmten
auf Wason zurückgehenden Kartentest und bei der zweiten um den späteren auf Griggs/Cox
und Cosmides zurückgehenden
Betrugsaufdeckungstest:
Experiment
1 (Kartentest, Wason 1966):
Gegeben
eine Schachtel mit Karten. Auf der Vorderseite dieser Karten befindet sich ein
Buchstabe. Auf der Rückseite eine Ziffer. Es soll die folgende Regel erfüllt
sein:
Ihnen
werden nun vier Karten aufgelegt - zwei mit der Vorderseite und zwei mit der Rückseite nach oben.
Die Frage an Sie lautet:
Experiment
2 (Betrugsaufdeckungstest, Griggs und
Cox 1982):
Gegeben
ein Jugendlokal. Es gibt Bier und Cola. Es soll folgende Regel gelten:
An
einem Tisch sitzen 4 Jugendliche. Von zweien (Berta, Klaus) kennen Sie nur das
Getränk, aber nicht das Alter, von den zwei anderen (Lisa, Martin) nur das
Alter, aber nicht das Getränk. Die Frage an Sie lautet:
Berta (Bier)
Klaus
(Cola)
Lisa (18 Jahre)
Martin (14 Jahre)
Das verblüffende Ergebnis des ersten Experiments
war: nur wenige Versuchspersonen erkennen, dass neben der ersten auch die vierte
Karte umgedreht werden muss, um die Regel zu überprüfen. Das Drehen der ersten
Karte entspricht dem gültigen Schluss des Modus Ponens, den jeder beherrscht,
das Drehen der vierten Karte entspricht dem ebenso gültigen Schluss des Modus
Tollens, den die meisten Versuchspersonen nicht beherrschen; Drehen der
zweiten und dritten Karte entspricht dagegen jeweils ungültigen Schlüssen, nach
denen Versuchspersonen ebenfalls und mit teilweise größerer Häufigkeit
schließen als mit der gültigen Regel des Modus Tollens (A: 100%, B: 5%, 1: 10%,
2: 5%).
Der zweite Experimenttyp hat ein fast noch verblüffenderes Resultat zutage gefördert. Obwohl die zweite Aufgabenstellung sich in ihrer logischen Struktur mit der ersten völlig deckt, beherrschen die Versuchspersonen die zweite Denkaufgabe perfekt, d.h. alle überprüfen korrekt die erste und vierte Person, gemäß Modus Ponens und Modus Tollens, und niemand begeht den Fehlschluss, die zweite und dritte Person überprüfen zu wollen (Berta: 100%, Klaus: 0%, Lisa: 0%, Martin: 100%).
Wie geht das zu? Offenbar gehen Menschen in ihrem
intuitiven Schließen nicht von allgemeinen logischen Prinzipien aus, denn dann
müssten beide Aufgaben gleich gut bzw. gleich schlecht beherrscht werden.
Cosmides hat aus ihren Befunden vielmehr geschlossen, dass Menschen über einen bereichsspezifischen
Modul der Aufdeckung von sozialen Betrügern, der cheating detection, verfügen, welcher im Verlauf der menschlichen
Evolution selektiert wurde, weil er für die Etablierung und Einhaltung von
Regeln der sozialen Kooperation eine besonders wichtige Rolle gespielt hat. In
der Tat hat man in Anschluss an Axelrod eine Reihe von evolutionären Szenarios
ausfindig gemacht, in denen soziale Kooperation auch ohne vernunftidealistische
Präsuppositionen zu entstehen vermag. Allerdings sind diese Szenarios sehr
anfällig gegenüber sozialen Betrugsmechanismen verschiedenster Art, die soziale
Kooperation schnell und flächendeckend zusammenbrechen lassen können, und eben
deshalb ist der Evolution von Mechanismen der Aufdeckung von sozialen
Regelbrechern so große Bedeutung zuzumessen.
Die Menschen haben also eine hochspezialisierte
Fähigkeit, durch Modus Tollens Schlüsse die Einhaltung sozialer Regeln zu überwachen,
ohne dass sie die allgemeinen logischen Prinzipien, die dahinter liegen,
durchschauen oder generell anwenden könnten. Warum hat sich aber in anderen Bereichen,
z.B. im Bereich der Voraussage natürlicher Phänomene, nicht ebenfalls die
Fähigkeit zum Modus Tollens Schließen herausgebildet? Bei fast allen
Gesetzmäßigkeiten in der Umgebung lebender Systeme handelt es sich nicht um
strikte, sondern um unsichere und ausnahmenbehaftete Wenn-dann-Beziehungen.
Während es bei der Aufdeckung von Betrügern um das normative Ziel geht, die
Einhaltungsquote von sozialen Regeln auf möglichst 100% hinaufzutreiben, wozu
uneingeschränkte Modus Tollens Schlüsse nötig sind, muss bei der Prognose
natürlicher Phänomene der Möglichkeit von Ausnahmen Rechnung getragen werden.
Nun gelten aber für unsichere Konditionale nicht dieselben logischen Regeln wie
für strikte Konditionale. Während Modus Ponens Schlüsse für unsichere Konditionale
uneingeschränkt rational sind im Sinne einer hohen Trefferwahrscheinlichkeit,
sind Modus Tollens Schlüsse nur unter probabilistischen Zusatzbedingungen an
die involvierten Prädikate rational, und durch Experimente kann man zeigen,
dass die Häufigkeit von Modus Tollens Schlüssen unter solchen Zusatzbedingungen
steigt.
In
ähnlicher Weise hat man herausgefunden, dass die intuitive menschliche
Kognition aus einer Reihe solcher bereichsspezifischer Module besteht.
Bekanntermaßen gibt es einen Spracherwerbsmodul, sowie einen
euklidischen Raum- und Bewegungsmodul. Weiter gibt einen Kausalitätsmodul
für unbelebte Objekte und einen Intentionalitätsmodul für belebte
Objekte, die beide bereits bei Babies experimentell festgestellt werden
konnten, sowie einen theory-of-mind
Modul, der sich ab 4 Jahren herausbildet und der Menschen in die Lage versetzt,
sich ein Bild über Glaubenszustand und Intentionen anderer Personen zu machen.
Diese Module beruhen auf zumindest teilweise bewusst repräsentierten
Modellbildungen, die auf einen spezifischen Anwendungsbereich eingeschränkt
sind, und auf diesen Bereich beschränkte Schluss- bzw. Berechungsprozeduren
durchführen, aber wenn sie auf andere Bereiche ausgedehnt werden, gar keine
oder fehlerhafte Resultate liefern.
Der
modularity
approach der evolutionary psychology
scheint im Gegensatz zu stehen zu dem älteren Modell des induktiven Konditionierungslernens,
welches gerade nicht als ein bereichsspezifischer, sondern als universaler
Lernmechanismus nachgewiesen wurde, der bei allen Wirbeltieren bis hin zum
Menschen im Prinzip gleich funktioniert. Dieser Gegensatz ist jedoch nur
scheinbar. Bei den Modulen der evolutionary
psychology handelt es sich
um spezifisch menschliche Kognitionsmodule, die bei nichtmenschlichen
Säugetieren weitgehend fehlen (ob sie bei Primaten rudimentär vorhanden sind,
ist kontrovers). Papineau hat die plausible These aufgestellt, dass die durch
induktive Konditionierung erworbenen Wenn-Dann-Beziehungen durch neuronale
Verknüpfungen zwar realisiert, aber nicht repräsentiert sind,
weshalb sie keinen Schlussprozeduren zugänglich sind. Ein Beispiel: der Affe,
der gelernt hat, beim Anblick eines früchtetragenden Baumes diesen zu
schütteln, um zur Frucht zu gelangen, und beim Anblick eines Bären einen
Gegenstand am Boden aufzuheben, um ihn nach dem Bären zu werfen, hat deshalb
noch keineswegs gelernt hat, beim Anblick eines Bären in der Nähe eines
fruchttragenden Baumes den Baum zu schütteln, um mit der heruntergefallenen
Frucht nach dem Bären zu werfen. Für derartige Schlüsse benötigt unsere
Kognition explizit repräsentierte Modelle, welche uns das Schließen in einem bestimmten
Bereich ermöglichen.
Die intuitive menschliche Kognition besteht also
einesteils aus völlig unbewusst ablaufenden Prozesse, die nur ihr Resultat ins
Bewusstsein senden, und anderenteils aus bereichsspezifischen Modulen, die zwar
bewusst repräsentiert sind, deren komputationelle Mechanismen uns aber nicht
bewusst sind. Worin besteht dann überhaupt die Rolle des Bewusstseins in der
menschlichen Kognition? Darüber besteht kein Konsens. Eine extreme Auffassung,
der sogenannte Epiphänomenalismus, behauptet, dass dem Bewusstsein
eigentlich nur die Rolle eines nachträglichen zusammenfassenden Berichterstatters
über unsere unbewussten geistigen Prozesse zukommt, aber nicht die Rolle des
kausalen Auslösers. Diese Auffassung wurde durch ein von Libert ersonnenes
Experimente gestützt, welches zeigt, dass die EEG-Aktivitäten im Gehirn, die
eine spontane Willenshandlung wie das Heben eines Armes einleiten, bereits eine
halbe Sekunde vor dem Zeitpunkt stattfinden, zu dem die Versuchsperson
den bewussten Entschluss zum Heben des Arms gefasst hat. Die epiphänomenalistische
Bewusstseinsauffassung, die natürlich in krassem Gegensatz zur
aufklärungsphilosophischen Konzeptionen steht, hat viel Furore gemacht. Doch
auf den Bereich der Kognition angewendet scheint sie mir übertrieben zu sein.
Es ist zwar empirisch unbezweifelbar, dass der bewusste menschliche Verstand
nur einen Bruchteil der unbewussten menschlichen Kognitionsprozesse ausmacht
und dass ihm auch die Rolle eines zusammenfassenden Berichterstatters zukommt. Aber
darüber hinaus leistet der bewusste menschliche Verstand eine nachträgliche
systematische Vernetzung und Überprüfung unserer Denkinhalte, und diese
bewusst-systematische Verstandestätigkeit kann durch Übung und Bildung enorm
gesteigert werden. Nun ist dieser bewusste Verstandes- bzw. Vernunftanteil bezüglich seiner Rechengeschwindigkeit zwar
um Zehnerpotenzen langsamer als die zuvor erläuterten unbewussten kognitiven
Prozesse und bereichsspezifischen Module. Die letzteren deshalb so effektiv,
weil sie großteils als neuronale Parallelprozesse ablaufen, worin viele
Neuronengruppen simultan bestimmte Teilaufgaben abarbeiten. Bewusste
Denkprozesse laufen dagegen seriell ab, was sich darin zeigt, dass wir immer
nur einen Gedanken nach dem anderen denken können. Wenn wir praktische
Entscheidungen treffen, beispielsweise ob wir noch schnell über die Kreuzung
laufen sollen oder nicht, dann schätzen wir die darin involvieren Wahrscheinlichkeiten
und Nutzenwerte intuitiv innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ab, während,
wenn wir eine solche Abschätzung streng entscheidungstheoretisch vornehmen, wir
Stunden bis Tage brauchen würden. Diese enorm schnellen, aber zugleich stark
mängelbehafteten intuitiven Kognitionsmechanismen werden in der künstlichen Intelligenzforschung
auch quick-and-dirty Systeme genannt,
und ihre enorme Schnelligkeit im Vergleich zum bewussten Verstand ist natürlich
der Grund, warum sie evolutionstheoretisch unverzichtbar sind.
Und dennoch hat dieser viel langsamere bewusste
logische Verstand im Laufe der kulturellen Evolution bewiesen, dass er - wenn man ihm genügend Zeit lässt, in einem
gefahrenfreien Raum seinen Aktivitäten nachzugehen - zu viel größeren kognitiven Leistungen imstande
ist als alle kognitiven quick-and-dirty Systeme zusammengenommen. Nur
durch die institutionelle Etablierung eines von unmittelbaren praktischen
Zwängen abgeschotteten Forschungs- und Bildungsbereiches konnte sich dieser
bewusste Verstand in unserer wissenschaftlich-technischen Zivilisation in
derartig überlegener Weise entwickeln. Unsere theoretische Vernunft konnte von
Euklid bis Michelangelo die euklidische Geometrie und perspektivische
Projektion so vollständig darstellen, dass damit alle Täuschungen unserer
Wahrnehmungsmodule aufklärbar sind; sie konnte von Aristoteles bis Boole und
Frege das System logischen und probabilistischen Schließens so vollständig
darstellen, dass damit alle intuitiven Schlussfehler aufklärbar sind. Sie
konnte aber noch viel mehr, nämlich durch abstrakt-mathematisches Denken, das
alle Anschaulichkeit übersteigt, mit Einstein in die Gesetze des unvorstellbar
Großen, mit Bohr und Schrödinger in die Gesetze des unvorstellbar Kleinen
eindringen, mit Darwin die Grenze zwischen dem Nichtlebenden und dem Lebenden
übersteigen und mit Informatik und Computertechnologie schließlich die Grenze
zwischen Natur und Geist. Unsere theoretische Vernunft konnte in all diesen
Bereichen übergeordnete Theorien entwickeln, aus denen völlig neuartige
empirische Phänomene folgen, die wir in unserer natürlichen Wahrnehmung gar
nicht antreffen, die induktives Lernen uns nie bescheren könnte, und die
mächtigen und zugleich gefährlichen Technologien Raum gegeben haben, welche
unsere Welt in atemberaubendem Tempo zu verändern im Begriffe sind.
Locus
classicus ist das Kap. 11 in Dawkins, R., Das egoistische Gen (2. Aufl. 1998, rororo;
englische Erstauflage 1976). Ebenfalls empfehlenswert: Millikan, R. G. (1984), Language,
Thought, and Other Biological Categories (MIT Press) sowie Boyd, R. and
Richerson, P. J. (1985), Culture and the Evolutionary Process (Univ. of
Chicago Press, Chicago). Ferner: Blackmore, S. (2000): The Meme Machine
(Oxford Paperbacks), sowie: Journal of Memetics
(http://jom-emit.cfpm.org). Aus eigener
Feder: “What Is ‘Normal’? An Evolution-Theoretic Foundation (...)“ in Philosophy
of Science 28, 2001, 476-97.
Neben K. Lorenz
(„Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung“, 1943) zählt Campbell, D. T.
(„Evolutionary Epistemology“, 1974) zum locus classicus, abgedruckt in P.
Schlipp (Hg.), The Philosophy of Karl Popper (Open Court). Campel legt frühe Bausteine einer verallgemeinerten
Evolutionstheorie, während G. Vollmer (z.B. 2002, Evolutionäre
Erkenntnistheorie, Hirzel) die EE auf die biologisch-genetische Ebene
beschränkt. Ebenfalls empfehlenswert: Papineau, D., “The Evolution of Knowledge”, in
Carruthers/Chamberlain (2000, s. unten), sowie Heyes, C. und Hull, D.L. (2001,
Hg.), Selection Theory and Social Construction (SUNY Press).
Zur Psychologie logischen Schließens s. Evans, J. St.
(1982), The Psychology of Deductive Reasoning, (Routledge & Kegan
Paul). Piatelli-Palmarini, M. liefert in Die Illusion zu wissen (1997,
Rowohlt) eine Zusammenfassung kognitiver Täuschungen. Der Synthese-Band Non-monotonic
and Uncertain Reasoning in Cognition (Ende 2003, Hg. Schurz, G. und Leitgeb, H.) informiert über unsicheres
Schließen. Zu Bewusstseinstheorien s. z.B. Block, N. et al. (Hg., 1997), The
Nature of Consciousness (MIT Press). Zum Placebo-Effekt vgl. Harrington, A.
et al. (Hg., 1997), The Placebo Effect (Harvard University Press) sowie
Taylor, S. E. (1989): Positive Illusions (Basic Books, New York).
Standardwerke sind Barkow,
J. et al. (Hg., 1992), The Adapted Mind (...) (Oxford Univ. Press);
Crawford, C. und Krebs, D.L. (Hg., 1998), Handbook of Evolutionary
Psychology (Lawrence Erlbaum Assoc.); sowie Carruthers, P. und Chamberlain, A. (Hg., 2000),
Evolution and
the Human Mind (Cambr. Univ.
Press).
S. z.B. Shanks, D. R. et al. (Hg., 1996).
The Psychology
of Learning and Motivation (Academic Press, San Diego). Kritische Vergleiche zur EP finden sich in Heyes, C.
und Huber, L. (2000, Hg.): The Evolution of Cognition (MIT Press).
Die Literatur hierzu ist immens; erwähnt sei nur Axelrod, R. (1984), Die Evolution der Kooperation (Oldenbourg), sowie das beeindruckende und Axelrod-kritische Werk von Binmore, K. (1998): Just Playing (MIT Press).
- Eine Bilanz der Diskussion um eine
"Evolutionäre Ethik", Veröffentlicht in: Philosophie naturalis, Bd.
33 1/1996, S. 119-141.
Autor
Gerhard Schurz ist Professor für Philosophie an der Universität Düsseldorf.