Die Frege-Russell-Unterscheidung

 Diese Unterscheidung in Gegenstände, Eigenschaften 1. Ordnung und Eigenschaften höherer Ordnung haben Gottlob Frege und Bertrand Russell vor mehr als einem Jahrhundert eingeführt. Frege und Russell haben uns aber noch mehr gelehrt, und diese Lehre hat heute schon fast den Status eines philosophischen Allgemeinplatzes. Im Deutschen wie auch im Englischen haben wir  die Mög­lichkeit, die Existenz eines Gegenstandes durch Verwendung des Verbs ”existieren”, aber auch durch die Verwendung des Verbs ”sein” auszudrücken. Wir können also statt ”Gott existiert.” auch ”Gott ist.” sagen. Möglicherweise klingt die zweite Formulierung etwas antiquiert, aber sie ist – insbesondere in der Philosophie – verständlich, gebräuchlich und korrekt. Andere Sprachen wie etwa das Griechisch der klassischen Antike haben diese Möglichkeit nicht, da sie das Wort   ”Existenz” nicht kannten. Hier muss man sich also mit dem ”sein” begnügen. Frege und Russell haben nun vier verschiedene Verwendungsformen des Verbs ”sein” unterschieden:

  ”Sokrates ist.” Dies ist die existentielle Verwendung und wird verstanden als ”In der Menge aller Gegenstände gibt es einen (oder existiert einer), der mit Sokrates identisch ist.” Das ”ist” behauptet also die Nichtleere einer Menge.

  ”Cicero ist Tullius.” Diese identitäts­­­aussagende Verwendung wird verstanden als ”Cicero ist identisch mit Tullius.”

  ”Sokrates ist eine Mensch.” Dies ist der prädikative Gebrauch und wird verstanden als ”Die Eigenschaft Mensch zu sein trifft auf Sokrates zu.” oder ”Sokrates ist ein Element der Menge der Menschen.” Das ”ist” drückt also eine Elementbeziehung aus und fungiert als reine Kopula.

  ”Menschen sind Säugetiere.” Dies wird verstanden als ”Die Menge der Menschen ist eine Teilmenge der Menge der Säugetiere.” Hier drückt das ”ist” eine Mengeninklusion oder Teilmengenbeziehung aus.

 Das Entscheidende nun ist – so behaupten Frege und Russell –, dass diese vier Verwendungen des Verbs ”sein” völlig unabhängig voneinander sind. Es handelt sich um vier völlig verschiedene Bedeutungen, die nicht systematisch mehrdeutig oder durch einander definierbar sind.

 Diese Unterscheidung ist in unseren Tagen wie Kants Diktum, dass Existenz keine Eigenschaft sei, allgemein akzeptiert. Mehr noch, die klassischen Texte werden daraufhin untersucht, ob diese Unterscheidung schon dort zu finden sei. Und natürlich wird das Fehlen dieses Unterschieds als Makel angesehen. Geschieht dies zu Recht?

 Platon und Aristoteles

 Eine weit verbreitete Ansicht besagt, dass die existentielle Verwendung von ”sein” die ursprüngliche sei. Die prädikative – also die Verwendung von ”ist” als Kopula – habe sich in den indoeuropäischen Sprachen erst später entwickelt, um in solchen Aussagen auch die Möglichkeit zu haben, ein Tempus auszudrücken.

 Neben der prädikativen und der existentiellen Verwendung lässt sich aber im Griechischen auch noch die veridikale, wahrheitszusprechende Verwendung, wie Charles Kahn sie nennt, finden. Aristoteles’ berühmte Definition der Wahrheit bzw. Falschheit in der Metaphysik ist ein sehr gutes Beispiel für diese Verwendung.

 Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-Seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nicht-Seiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder Nicht-Sein prädiziert, muss Wahres oder Falsches aussprechen. Man sagt aber von dem Seienden nicht, es sei oder es sei nicht, und ebensowenig von dem Nicht-Seienden. (Met. 4. 7.)

 Es geht hier also nicht darum, die Existenz oder Nicht-Existenz eines Gegenstandes zu behaupten, sondern die Existenz oder Nicht-Existenz eines Sachverhaltes. Ein wenig später macht Aristoteles dies in der Metaphysik noch einmal deutlich:

 Ferner bezeichnet das Sein und das Ist, dass etwas wahr ist, das Nicht-Sein aber, dass etwas nicht wahr sei, sondern falsch” (Met. 5. 7.).

Auch wir kennen diese veridikale Verwendung heute noch, z. B. in Sätzen wie ”Sag’ es, wie es ist.” oder als Bekräftigung ”So sei es”. Die veridikale Verwendung des Verbs ”sein” erklärt auch einige Stellen in den platonischen Schriften, die sonst – zumindest in der deutschen Übertragung – eigenartig anmuten. So z.B. Theaitetos (189a):

 S.: Wer aber eine Meinung hat, meint doch Etwas? Th.: Notwendigerweise. S.: Und wer Etwas meint, meint der nicht etwas, das ist? Th.: Das gebe ich zu. S.: Wer also etwas meint, das nicht ist, meint nichts.

 Der letzte Satz klingt so, als hätten alle falschen Sätze dieselbe Bedeutung, denselben Inhalt, nämlich gar keinen. Aber dies meint Platon sicherlich nicht, denn ihm ist wohl bewusst, dass man auch falsche Sätze verstehen und durch ihren Inhalt unterscheiden kann. Hier handelt es sich um die veridikale Verwendung von ”sein”. Wer etwas meint, das nicht ist, spricht über einen nichtexistierenden Sachverhalt. Die gesamte Behauptung wird zurückgewiesen. Diese veridikale Verwendung wird von der Frege-Russell-Unterscheidung nicht erfasst.

 Doch nun zurück zu der Annahme, dass die existentielle Verwendung von ”sein” die ursprüngliche wäre. Charles Kahn (in K&H) hat sich die Mühe gemacht, die Ilias als klassischen nicht-philosophischen Text genauer zu untersuchen. Er findet Konstruktionen, die sicherlich als existentielle Verwendung von ”sein” bzw. griechisch enai anzusehen sind, z. B. Ilias VI.152 wörtlich übersetzt:

 Es gibt eine Stadt Ephyra in Argos dem Land der Pferde.

(Die deutsche Übersetzung ”Ephyra heißt die Stadt in der rossenährenden Argos” verschleiert diese Verwendung.) Allerdings, so Kahn, sind nur vier der insgesamt 562 Stellen, an denen enai vorkommt von dieser Art, und immer folgt sofort ein Relativsatz oder eine lokale Bestimmung. Die Verwendung von ”ist” als alleiniges Prädikat im Sinne von Existenz wie z. B. in Esti Zeus. ”Zeus exi­stiert.” kommt überhaupt nicht vor. Diese findet sich erst 300 Jahre später in Texten, die in einem philosophischen Rahmen anzusiedeln sind.

Sätze wie etwa Ouk esti Zeus. ”Zeus existiert nicht.” müssen so verstanden werden, dass es keinen Gegenstand gibt, dem man wahrheitsgemäß eine Eigenschaft zuschreiben könnte. Unsere moderne Frage, ob es zuerst einen Gegenstand mit Namen ”Zeus” geben muss, dem man dann die Eigenschaft der Existenz absprechen kann, muss für die damaligen Philosophen unverständlich bleiben.

 Und auch wenn sich z. B. bei Aristoteles Konstruktionen der Art Esti Sokrates. ”Sokrates ist.” finden, müssen diese als Ellipsen wie ”Sokrates ist ein Mensch.” verstanden werden. Die Ellipse muss um das Prädikat einer wesentlichen Eigenschaft des genannten Gegenstandes erweitert gedacht werden. Daher ist Etienne Gilsons Einschätzung, dass Aristoteles das Problem der Existenz vollständig übersehen habe, unzutreffend. Existenz als eigenständiger Begriff ist den griechischen Philosophen fremd. Daher ist die rein existentielle Verwendung der prädikativen und der veridikalen nicht vor- oder über-,sondern nach- bzw. untergeordnet. Sie wird mitgedacht, aber nicht zum eigentlichen Inhalt der Aussage gemacht. Aristoteles versteht Existenz folgerichtig auch nicht als eine Kategorie. In der Zweiten Analytik (II Kap. 7) schreibt er:

 Das Sein ist aber für kein Ding Wesenheit; denn das Seiende ist nicht Gattung. Der Beweis wird also darauf gehen, dass etwas ist.

 ”Beweis” sollte an dieser Stelle jedoch nicht als abstrakter Beweis in einem mathematischen oder logischen Sinne verstanden werden, sondern als ”zeigen, dass etwas existiert”. 

 Sind die verschiedenen Verwendungen des Verbs ”sein” im Griechischen wirklich so grundlegend verschieden wie von Russell und Frege gefordert, oder sind sie systematisch mehrdeutig, haben also einen gemeinsamen Bedeutungskern?

 Benson Mates (in K&H) argumentiert gegen Frege und Russell dafür, dass die verschiedenen Verwendungen von ”sein” in den platonischen Texten auf eine Grundbedeutung zurückgeführt werden können. Rein existentielle Aussagen lassen sich auf prädikative zurückführen. Solche Aussagen prädizieren etwas von einem Gegenstand, führen diesen Gegenstand aber gleichzeitig als Subjekt der Aussage ein.

 Wie steht es nun mit dem Verhältnis von Identitätsaussagen und prädikativen Aussagen? Platon spricht ja davon, dass das Große bzw. die Größe groß und das Schöne bzw. die Schönheit schön ist. Sind dies Prädika­tions- oder Identitätsaussagen? An dieser Stelle ist es unvermeidlich, ein Argument aus dem Parmenides (132a - b) zu untersuchen:

 P.: Ich glaube, dass du aus folgendem Grund annimmst, jeder Begriff für sich sei eins: Wenn dir nämlich vielerlei Dinge groß zu sein scheinen, so scheint dir dies vielleicht eine und dieselbe Gestalt oder Idee zu sein, wenn du auf alle siehst, weshalb du denn glaubst, das Große sei eins. S.: Ganz richtig, habe er gesagt. P.: Wie aber nun, das Große selbst und die anderen großen Dinge, wenn du die ebenso mit der Seele zusammen überschaust, erscheint dir dann nicht wiederum ein Großes, wodurch notwendig dieses alles dir groß erscheint? S.: Das leuchtet mir sehr ein. P.: Noch ein anderer Begriff der Größe wird Dir also zum Vorschein kommen außer jener ersten Größe und den Dingen, die diese an sich haben, und wiederum über allen diesen zusammen noch ein anderer, wodurch diese alle groß sind, und so wird dir jeder Begriff nicht mehr eines sein, sondern ein unbegrenzt Vielfaches.

 Sokrates fällt hier einem infiniten Regress zum Opfer. Häufig wird dabei unterstellt, dass das ”ist” an dieser Stelle zwei verschiedene Bedeutungen haben müsse:

In ”Sokrates ist groß.” handelt es sich um das prädikative “ist”.

In ”Größe ist groß.” um das “ist” der Identität.

Folgerichtig haben einige Kritiker – unter ihnen Russell – behauptet, Platon verstünde den grundlegenden Unterschied zwischen diesen beiden Verwendungen nicht und gerate deshalb in Schwierigkeiten.

Dies ist aber ein Fehlschluss, wie Benson Mates zeigt. Er greift hierzu auf eine Idee von Leibniz zurück. Stellen wir uns vor, wir hätten drei Prädikate: ”A ist länger als B.”, ”A ist kürzer als B.” und ”A ist gleich lang wie B.”. Das Letzte lässt sich verstehen als ”A ist nicht länger als B, und B ist nicht länger als A.”. ”A ist kürzer als B.” bedeutet ”A ist nicht länger als B, und es ist nicht der Fall, dass B nicht länger als A ist.” Die Bedeutungen der letzten beiden Prädikate lassen sich also auf die Bedeutung des ersten zurückführen, denn es wird in den Definitionen nur noch das Prädikat ”länger als” verwendet. Nun nehmen wir an, wir wollten    eine Menge von Holzstäben – gleich lange und unterschiedlich lange – mittels der so beschriebenen Eigenschaften messen. Nun ist klar, dass, wenn ”A ist nicht länger als B” zutrifft, zwei Fälle vorliegen können: A ist kürzer als B oder beide sind gleich lang – A ist (hin­sichtlich der Länge) identisch mit B. Aber in beiden Fällen ist die Bedeutung von ”länger als” jedoch dieselbe, obwohl ich einmal eine Gleichheit oder Identität und einmal ein ungleiches Verhältnis ausdrücke. Ich muss nicht unterstellen, dass ”nicht länger als” einmal ”kürzer” und einmal ”gleich lang” bedeutet.

 Die Analogie zur platonischen Verwendung von ”ist” ist deutlich zu sehen. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, in dem eben zitierten Abschnitt davon auszugehen, dass es sich um zwei logisch unterschiedliche Verwendungen des Verbs ”sein” handelt. Das “ist” der Identität und das “ist” der Prädikation müssen keine vollständig verschiedenen Bedeutungen haben.

 Es bleibt aber noch die Frage, wie und war­um Sokrates im obigen Beispiel in die Enge getrieben wird. Warum erscheinen Sätze wie ”Schönheit ist schön.” oder ”Größe ist groß.” manchen Autoren als barer Unsinn? Wenn man das obige Zitat noch im Ohr hat, bemerkt man einen Wechsel in der Wortwahl, der für Platon typisch, aber verhängnisvoll ist. Dieser Wechsel wurde auch von Schleiermacher in der deutschen Übertragung so gut wie möglich beibehalten. Am Anfang spricht Parmenides von dem Großen ”das Große sei eins”, dann aber wechselt er zur Größe, spricht über einen anderen ”Begriff der Größe”. Im Deutschen gleicht die Wortbildung der griechischen. Im ersten Fall ergänzt ein definiter Artikel ein Adjektiv ”das Große” (tò méga), im zweiten wird ein neues Substantiv (megéthous) geschaffen: ”Größe”. Die erste Konstruktion wird unter Philologen als mehrdeutig angesehen. Sie kann sich auf eine abstrakte Entität beziehen, ein typisches Objekt mit dieser Eigenschaft, oder das Objekt, das gerade Thema des Gesprächs war. Benson Mates vermutet nun, dass man für diese Interpretation die platonische Ontologie schon akzeptiert haben muss. Lässt man diese Vorannahme einmal fallen, muss man sich erneut fragen, was diese Sätze für einen Griechen wohl bedeutet haben. Auffallend ist, dass keiner der Gesprächspartner des Sokrates irgendwelche Einwände gegen Sätze der obigen Art erhebt. Niemand sagt: ”Entschuldige Sokrates, das ergibt doch keinen Sinn.” oder ”Ich kann Dir nicht folgen.”.

 Daraus schließt Mates, dass die Sätze so etwas wie eine logische Wahrheit ausdrücken. ”Das große Ding, über das wir gerade sprechen, ist groß.” Niemand wird also widersprechen. Problematisch wird es dann, wenn Platon von der Konstruktion Def. Artikel + Adjektiv zum Substantiv überwechselt. Es scheint, als würde der neue Ausdruck ebenso wie der ursprüngliche etwas bezeichnen. ”Größe ist groß.” wird verstanden als ”Größe, das Ding, worüber wir gerade sprechen, ist groß.” Offensichtliche Wahrheiten wie ”Das Große ist groß.” werden unberechtigterweise übertragen zu ”Größe ist groß.” und wir haben das Problem, was ”Größe” nun für ein Gegenstand sein soll. Verstanden im ursprünglichen Sinn als Abkürzung für ”große Dinge” ist alles in Ordnung, hier können wir nach Herzenslust prädizieren; aber verstanden als Name für eine abstrakte Entität wie in ”Größe ist ewig, unveränderlich …” geraten wir in philosophische Schwierigkeiten.

Allerdings, und das führt wieder zur Ausgangsfrage zurück, die Bedeutung des ”ist” bzw. ”ist groß” ist in beiden Fällen dieselbe, und wir müssen Platon nicht der logischen Unkenntnis bezichtigen.

 Platon ist geneigt, zumindest bis zur Abfassung der Politeia Stufen des Seins einzuführen. Ein Mädchen ist schön im Vergleich zu einer Kanne, hässlich im Vergleich zur Göttin Aphrodite (vgl. Hippias I 289a). Hieraus folgt für Platon, dass sie gleichzeitig schön und hässlich ist; und daraus wiederum, dass sie zugleich ist und nicht ist. Es müssen also Grade von Existenz vorliegen und nur den Ideen kommt eine vollständige, perfekte     Existenz zu.

 Aristoteles lässt, wie Dancy (in K&H) zeigt, im Gegensatz zu Platon den Schluss von ”P ist schön.” auf ”P ist.” und von ”P ist nicht schön.” auf ”P ist nicht.” nicht bzw. nur für spezielle Fälle zu. Für Aristoteles sind Sätze der zweiten Form, also die, die wir als klare Existenzaussagen ansehen, nur Ellipsen für Sätze der Form ”P ist F.” wobei das F eine wesentliche Eigenschaft von P sein muss (vgl. Met. VII 4, 1029b13). In diesen Fällen ist der Schluss zu ”P ist.” gestattet. Der Schluss von ”P ist nicht F.” auf ”P ist nicht.” wiederum bedeutet, dass es keine wesentliche Eigenschaft gibt, die auf P zutrifft. Die Satzform ”P ist F.” ist niemals wahr. Es findet kein Bedeutungswandel in bezug auf das “ist” statt. Das “ist” der Existenz ist das “ist” der Prädikation.

 Hintikka (in K&H) wiederum stimmt mit dieser Ellipsen-Hypothese von Dancy nicht ganz überein, zeigt jedoch auch, dass im Falle der aristotelischen Verwendung von ”ist” nur eine grundlegende Bedeutung angenommen werden muss, die allerdings mit verschiedener ”Kraft” auftreten kann: existentieller, prädikativer und identitätsaussagender.

Platon und Aristoteles folgen also der Frege-Russell-Unterscheidung nicht. Und zwar ohne dabei ”logische Fehler” zu begehen. Bei beiden können verschiedene Verwendungen des Verbs ”sein” auf grundlegendere Bedeutungen zurückgeführt werden. In Bezug auf die Frage der Existenz als Eigenschaft macht sich Platon allerdings eines Fehlschlusses schuldig. Durch die Substantivierung eines Prädikats entsteht der Eindruck, dass dieses Wort wie ein Name fungiere. Die so bezeichnete Idee muss dann folgerichtig die in ihr ausgedrückte Eigenschaft in allerhöch­stem Maße besitzen, während die Gegen­stände, die diese Eigenschaft aufweisen, diese nur partiell besitzen, da sie verglichen mit anderen diese Eigenschaften nicht haben. Es ergibt sich daher eine Abstufung im Grade der Existenz. Hier muss allerdings die Frage unbeantwortet bleiben, ob Platon den Unterschied zwischen einem einstelligen Prädikat und einer mehrstelligen Relation nicht genügend berücksichtigt hat.

 Aristoteles hingegen folgt Platon nicht und bestimmt in der Metaphysik, dass für jeden Gegenstand zu sein bedeutet, wesentlich das zu sein, was er aus sich heraus ist. Existenz ist wiederum keine der Kategorien; die Exi­stenz eines Gegenstandes muss letztendlich gezeigt werden. Sie ist schon gar keine wesentliche Eigenschaft.

 Existenz als Eigenschaft

 Bei Avicenna (980-1037) vermengt sich, so Gilson, theologische und philosophische Metaphysik. Avicenna trennt Existenz und Substanz. Existenz wird zu einer kontingenten Eigenschaft eines Gegenstandes. Ohne Existenz ist die Substanz oder das Wesen   eines Gegenstandes nur noch ein mögliches Sein. Die Existenz eines Gegenstandes ist nun – entgegen der aristotelischen Tradition – unabhängig vom Wesen des Dinges. Was Avicenna folgert, ist, dass es nur ein einziges notwendig Existierendes gibt – das Ersten oder den Ersten. Er verleiht möglichen Dingen die reale Existenz. Jeder existierende Gegenstand ist ein possibile a se necessarium ex alio, ein Mögliches aus sich heraus, ein Notwendiges durch einen anderen.

 Existenz wird so zum ontologischen Bestandteil eines Gegenstandes und scharf unterschieden vom Wesen eines Dinges. Avicenna unterscheidet daher zwischen aktualer Existenz (esse existentiae) und möglicher Existenz (esse essentiae). Das Wesen (essentia) existiert zwar in gewisser Weise, ist aber nur ein ”Schatten” der aktualen Existenz eines Gegenstandes. Hier wird Existenz wohl zum ersten Mal und entgegengesetzt zur aristotelischen Vorstellung zu einer eigenständigen Eigenschaft.

 Damit war die Grundlage für den von Kant ontologisch genannten Gottesbeweis gelegt, der Existenz als Eigenschaft von Gott ansieht, denn Gott ist derjenige ”worüber Größeres nicht gedacht werden kann” (Anselm von Canterbury). Descartes verwendet eben diesen Beweis in seinen Meditationen.

 Thomas von Aquin hingegen folgt der aristotelischen Tradition und lehnte diese Form des Gottesbeweises ab. Auch Thomas kennt – wie Aristoteles – neben den anderen Verwendungsformen zwei existentielle Verwendungen des Verbs ”sein”. Zum einen die veridikale Verwendung, also die Behauptung, ein gegebener Satz sei wahr, bzw. der in ihm ausgedrückte Sachverhalt existiere; zum anderen verwendet er ”sein” um die Existenz eines Gegenstandes auszudrücken, der unter eine der zehn aristotelischen Kategorien fällt. Er übernimmt von Avicenna den Begriff des esse existentiae als eigenständige Eigenschaft von Gegenständen, aber die Vorstellung eines Reiches nur möglichen Substanzen (esse essentiae) lehnt er ab.

 Einen Vorläufer der berühmten kantschen Kritik am ontologischen Gottesbeweis findet man bei Hume. Man findet bei ihm das gleiche Argument wie bei Kant: Die Idee der    Existenz fügt der Idee des Gegenstandes nichts hinzu, denn sie muss entweder von einem eigenen Eindruck herkommen, der bei der Wahrnehmung oder bei einem Gegen­stand des Denkens mit auftritt, oder muss     identisch sein mit der Wahrnehmung bzw. dem Gegenstand unseres Denkens. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass es    einen solchen eigenständigen Eindruck gibt, von dem – in Humescher Terminologie – die Idee der Existenz herrührt.

 Bei Kant heißt es an einer berühmten Stelle der KrV (A 600, B 628):

 Wenn ich also ein Ding, durch welche und wie viel Prädikate ich will (selbst in der durchgängigen Bestimmung), denke, so kommt dadurch, dass ich noch hinzusetze, dieses Ding ist, nicht das mindeste zu dem Dinge hinzu. Denn sonst würde nicht eben dasselbe, sondern mehr exi­stieren, als ich im Begriffe gedacht hatte, und ich könnte nicht sagen, dass gerade der Gegenstand meines Begriffs existiere. Denke ich mir sogar in einem Ding alle Realität außer einer, so kommt dadurch, dass ich sage, ein solches mangelhaftes Ding existiert, die fehlende Realität nicht hinzu, sondern es existiert gerade mit demselben Mangel behaftet, als ich es gedacht habe, sonst würde etwas anderes, als ich dachte, existieren.

 Klarer kann man es wohl kaum formulieren. Existenz kann keine Eigenschaft eines Dinges sein, denn sie fügt ihm nichts hinzu. Daher enthalten die berühmten hundert gedachten Taler nicht mehr als die hundert wirklichen.

Das Verb ”sein” setzt bei Kant einen Gegenstand mit all seinen Eigenschaften (B 626, s. a. B 620ff). Dies erinnert an die elliptische Interpretation bei Aristoteles.

 Frege setzt Kants Ansicht in seiner ”neuen” Logik um. Existenz wird zu einer Eigenschaft höherer Ordnung, die nicht sinnvoll Gegenständen zugesprochen werden kann. Der Satz ”Sokrates existiert.” ist für Frege sinnlos. Tugendhat greift auf Frege zurück, wenn er argumentiert, dass Existenz als     Eigenschaft verstanden, nicht das zu leisten vermag, was Eigenschaften üblicherweise leisten, nämlich verschiedene Gegenstände von einander abzugrenzen. Ich kann nicht  einen Gegenstand von einem anderen abgrenzen, indem ich auf die Eigenschaft der Existenz verweise. Keine Schäfer wird seine Schafe in existierende und nicht existierende einteilen.

Aber auch die anderen Verwendungen von ”sein”, das “ist” der Prädikation, der Identität und der Klasseninklusion werden von Frege als in ihrer Bedeutung völlig verschieden betrachtet. Konsequenterweise werden sie in seinem logischen System auch völlig unterschiedlich behandelt und ausgedrückt. Daher sollte man sich immer vor Augen halten, dass diese Überzeugung Freges schon in der Syntax seiner Logik festgeschrieben ist.

 Etwa zur gleichen Zeit entwickelt der österreichische Philosoph Alexius Meinong seine Gegenstandstheorie, die eine sehr liberale Ontologie beinhaltet. Meinong lässt nicht nur reale und fiktive Gegenstände zu, sondern auch logisch widersprüchliche wie z. B. runde Quadrate. Erstaunlicherweise konnte sich Bertrand Russell, der einige Zeit später vehement Freges Ansicht vertreten wird, zu dieser Zeit mit einer solchen Ontologie anfreunden. In seinen Principles of Mathematics führte er aus:

 Sein ist das, was zu jedem denkbaren Gegenstand, zu jedem möglichen Objekt des Denkens gehört – kurz zu allem, was möglicherweise in irgendeiner Aussage, wahr oder falsch, auftreten kann, und zu jeder solchen Aussage ebenfalls […] Existenz wiederum ist das Vorrecht einiger solcher Seienden. […] Denn was nicht existiert, muss etwas sein, oder es wäre sinnlos seine Existenz zu bestreiten. Also benötigen wir den Begriff des Seins, als das, was sogar dem Nichtexistenten zukommt.

 Außerdem glaubte Russell, dass jedes Wort, das in einem Satz vorkommt, irgendeine Bedeutung haben müsse. Dieser Platonismus öffnete die Tür zu einem reich bevölkerten Zoo: runde Quadrate, goldene Berge, dehydriertes Wasser oder nachgemachtes Kunstlederimitat. All dies existiert zwar nicht, hat aber Sein. Und er formuliert dunkel: ”In some sense nothing is something.” Auch der prädikative Satz: ”Sokrates ist ein Mensch.” wird von Russell zu dieser Zeit – wie schon von Aristoteles – als eine Identitätsaussage aufgefasst. Sokrates ist mit irgendeinem unbestimmten Menschen identisch.

 Diese Phase geht allerdings 1905 mit seinem berühmten Aufsatz ”Über das Kennzeichnen” zu Ende. Der doch sehr reichlich gewachsene platonische Bart wird geschoren. Existenz wird auch bei Russell zu einer Eigenschaft 2. Ordnung, also einer Eigenschaft von Eigenschaften oder Begriffen. Allerdings geht er – im Gegensatz zu Frege – davon aus, dass ein Eigenname immer garantieren muss, dass er etwas bezeichnet. Frege sprach an dieser Stelle von einer Voraussetzung. Da diese Garantie aber im Normalfall kein singulärer Term, sei es ein umgangssprachlicher Eigenname oder eine bestimmte Beschreibung wie etwa ”Der Dekan der Fakultät IV”, zu leisten vermag, werden Eigennamen wie ”Platon” oder ”Sokrates” zu bestimmten Beschreibungen, und Sätze, in denen solche Namen vorkommen, müssen aus ihrer grammatischen Form in ihre logische Form übersetzt werden. In dieser logischen Form werden sie jedoch zu allgemeinen Aussagen über die Gesamtheit der Dinge. Aus ”Sokrates ist ein Mensch.” wird ”Unter allen Dingen, gibt es ein Ding, das mit Sokrates identisch ist, und dieses Ding ist ein Mensch.” Man erhält also anstelle eines singulären Satzes, der eine Aussage über genau einen Gegenstand macht, einen generellen, der über alle Gegenstände innerhalb eines Definitionsbereiches spricht. Ich muss z.B. nicht zuerst das Sein von Pegasus anerkennen, um dann sinnvoll und zutreffend seine Existenz in dem Satz ”Pegasus existiert nicht.” bestreiten zu können. Dadurch, dass ”Pegasus” als grammatisches Subjekt in der logischen Analyse des Satzes ”Pegasus existiert nicht.” nicht mehr vorkommt – denn diese logische Form lautet: ”Unter allen Dingen gibt es kein Ding, das mit Pegasus identisch ist.” –, muss ich kein Sein eines solchen Dings voraussetzen. Ich behaupte nur, dass in der Menge der Dinge keins mit einer bestimmten Eigenschaft vorkommt, nämlich mit Pegasus identisch zu sein. Quine geht noch einen Schritt weiter und eliminiert sogar die Eigenschaft ”ist identisch mit Pegasus” zugunsten einer künstlichen Eigenschaft ”pegasust”.

 Russell zufolge gibt es nur einen sprachlichen Ausdruck, der die von ihm verlangte Existenzgarantie liefern kann – das Demonstrativpronomen ”Dies”. ”Dies” – verwendet mit einer Zeigegeste – referiert immer auf einen Gegenstand. Nun haben wir bei Russell die paradoxe Situation, dass sein einziger logisch korrekter Eigenname nicht mehr das leisten kann, was ein Eigenname normalerweise leistet, nämlich ein Ding in seiner Abwesenheit zu benennen, und es so in den Diskurs einzuführen.

 Tugendhat führt hierbei noch zusätzlich an, dass Russells logischer Eigenname allein dies gar nicht zu leisten vermag. Eine Aussage wie etwa ”Dies ist rot.” greift keinen speziellen Gegenstand heraus. Erst das Zusammenspiel des Demonstrativpronomens mit einer sortalen Eigenschaft – sortale Eigenschaften sind solche, die nur auf einen Gegenstand als Ganzes, aber nicht auf seine Teile zutreffen – kann dies gelingen. Erst ein Ausdruck wie ”Dieser Stuhl” greift tatsächlich einen Gegenstand heraus, so dass wir über ihn reden können. Existenz, so Tugendhat, ist aber weder eine sortale Eigenschaft noch sonst eine, den sie unterscheidet keinen Gegenstand von einem anderen. Der Ausdruck ”Dieser Stuhl existiert.” muss ebenso wie seine Negation ”Dieser Stuhl existiert nicht.” sinnlos sein.

Russell nimmt aber noch eine weitere Unterscheidung vor. Er unterteilt Wissen in zwei Arten: Wissen durch Bekanntschaft und Wissen durch Beschreibung. Wissen durch Beschreibung erlangen wir durch Sätze, in den nur nicht-logische Namen, Eigenschaften oder Relationen vorkommen. Dieses Wissen ist fehlbar, denn die Existenzbehauptung, die mit solchen Ausdrücken verbunden ist, kann unzutreffend sein. Wissen durch Bekanntschaft ist hingegen direktes unfehlbares Wissen; der Gegenstand dieses Wissens muss existieren, denn sonst könnten wir nicht mit ihm bekannt sein. Dies erinnert mich an die aristotelische Annahme, dass die Existenz eines Dinges nicht zu seinem Wesen gehört, sondern gezeigt werden muss.

 Die Überzeugungen von Frege und Russell haben ihren direkten Niederschlag in dem von ihnen entwickelten logischen Modell gefunden. Es ist jedoch möglich, wie z.B. Hintikka gezeigt hat, alternative Ansätze zu entwickeln, die die Frege-Russell-Unter­schei­dung der vier Verwendungsweisen von ”sein” nicht akzeptieren.

 Mögliche Welt

 Ein Satz wie ”Pegasus hätte existieren können.” scheint sinnvoll zu sein. Und, worauf Moore hinweist, sogar der Satz ”Dies hätte nicht existieren können.” ist sinnvoll. Aber was geschieht hier? Wir sprechen über eine Welt, wie sie hätte sein können, aber nicht ist. In ihnen wird über Gegenstände gesprochen, die nicht existieren, aber existieren könnten. Wir sprechen über mögliche Welten, wie Leibniz dies genannt hat. Und dies können wir – wie uns die neuere Diskussion zeigt – auf verschiedene Arten und Weisen erklären.

Einmal stellen wir uns diese möglichen Welten als eine Art Parallelwelten vor, die unabhängig von unserer Welt irgendwo existieren. Sagen wir ”Hätte Klaus eine kleine Schwester gehabt, hätte er immer auf sie aufpassen müssen.” dann sprechen wir über solche Welten, in denen Objekte oder Sachverhalte real sind, die es in unserer Welt nicht sind. Aber bei einer solchen Betrachtung ergeben sich natürlich Schwierigkeiten. Denn wie soll die Identität solcher Gegenstände festgelegt werden? Wie werden sie identifiziert? Ich kann mir eine Welt vorstellen – und sie auch beschreiben –, in der ich noch volles Haupthaar habe. Aber dann hat sich eine Eigenschaft von mir geändert. Und ich könnte noch sukzessive weitere Eigenschaften von mir verändern, wie z.B. eine kleine Schwester zu haben. Wieso sagt ein kontrafaktischer Satz noch etwas über mich aus, den realen Klaus in dieser realen Welt? Der mögliche Klaus und ich sind nicht mehr identisch. Die Logik legt aber im Sinne des leibnizschen principium identitatis indiscernibilium – der Gleichheit des Ununterscheidbaren – fest, dass zwei Gegenstände dann und nur dann identisch sind, wenn sie alle Eigenschaften gemeinsam haben. Wie Quine es formulierte ”No entity without identity.”

 Klausreal und Klausmöglich unterscheiden sich aber gerade in mindesten einer Eigenschaft. Daher können sie nicht identisch sein. Um dennoch sinnvoll über Klaus in beiden Welten sprechen zu können, hat David Lewis seine Counterpart-Theorie entwickelt.

Bei einer solchen Betrachtungsweise wird Existenz zu einer Eigenschaft. Ich habe sie, der mögliche Klaus nicht. Es sei denn, man will auch in bezug auf mögliche Welten einen uneingeschränkten Realismus vertreten. Dann existieren alle möglichen Welten, aber wir können sie nur in Gedanken erreichen und mittels der Sprache – oder vorsichtiger formuliert, mittels eines Symbolsystems, denn wir können sie ja vielleicht auch malen – beschreiben. Dann aber macht es wieder keinen Sinn, von einem Gegenstand zu behaupten, er hätte nicht existieren können. Unsere Sprache scheint also eine Ontologie möglicher Gegenstände zu unterstellen, die die Eigenschaft der Existenz aufweisen können oder nicht. Manche sind real und manche nicht.

Aber schon Bertrand Russell hat darauf hingewiesen, dass man sich, wenn man sich mit logischen und sprachlichen Problemen beschäftigt, einen robusten Wirklicheitssinn bewahren muss. Soll man wirklich einen solch platonischen Himmel von realen und nicht realen Gegenständen zulassen?

 Saul Kripke wählte einen anderen Weg. Er betrachtet mögliche Welten als Abschattungen unserer eigenen, realen Welt. Wir können nicht mehr so ohne weiteres neue Gegenstände ”erfinden”, sondern nur Vorhandenes ändern. Aber auch hier bleibt das eben genannte Problem. Wie identifiziere ich den möglichen Klaus in einer anderen Welt? Kripkes Antwort ist zweigeteilt und führt mich zum Anfang meiner Ausführungen zurück, zu Aristoteles.

Zum einen akzeptiert Kripke Russells Analyse von Eigennamen nicht. Für ihn ist – wie für Mill – ein Eigenname mit einem Gegenstand fest verbunden. Sie sind rigide Designatoren. ”Michael Sukale” bezeichnet in jeder möglichen Welt Michael Sukale, auch wenn sich einige seiner Eigenschaften und damit die Kennzeichnungen, die auf ihn zutreffen, geändert haben mögen. ”Der Dekan der Fakultät IV” ist in einer solchen Welt möglicherweise jemand anderes, aber der Name ”Michael Sukale” bezeichnet immer noch Michael Sukale. Ein Eigenname wird – nach Kripkes Vorstellung – in einem Taufakt gegeben und durch eine Kausalkette über die Zeit weitergereicht. Und wenn am Anfang tatsächlich ein Taufakt stand, ist die Existenz dieses Gegenstandes garantiert. Bei ”Michael Sukale” ist dies der Fall, bei ”Pegasus” und ”Hamlet” nicht, denn die Kausalkette bricht irgendwann ab. Der Name garantiert nicht logisch, dass er etwas bezeichnet, sondern dies muss im aristotelischen Sinne gezeigt werden.

 Aber es gibt noch ein zweites Moment, das die Identifizierbarkeit eines Gegenstandes ausmacht. Aristoteles hatte gesagt, dass ein Gegenstand das ist, was er aus sich heraus, also wesentlich ist. Diesen Essentialismus greift Kripke auf. Ein Gegenstand kann nicht alle seine Eigenschaften ändern, sondern nur seine kontingenten. Es macht keinen Sinn zu sagen ”Wenn Sokrates ein Hund gewesen wäre, dann …”. Kripkes Ontologie bleibt also dieselbe wie die von Frege oder Russell. Kontrafaktische Sätze sind möglich. Aber Existenzaussagen über Objekte bleiben sinnlos, Existenz ist keine Eigenschaft.

 

Literatur

Einführungen, Sammelbände

Knuuttila, Simo; Hintikka, Jaakko [eds.]: The logic of being. 1986, Reidel, Dordrecht (zitiert als K&H). Umfangreiche Aufsatzsammlung zu den verschiedenen Problemen von „Sein“ und Existenz“ von der Antike bis zur Neuzeit

 Loux, Michael J. [ed.]: The possible and the actual. Cornell Univ. Pr., Ithaca, 1979. Aufsatzsammlung, die eine Übersicht zu den verschiedenen Standpunkten einer Mögliche-Welten-Theorie gibt.

 Runggaldier, Edmund; Kanzian, Christian: Grundprobleme der Analytischen Ontologie, kt., € 15.90, 1998, UTB, Schöningh, Paderborn Aktuelle Übersicht zu ontologischen Fragestellungen innerhalb der Analytischen Philosophie.

 Tugendhat, Ernst; Wolf, Ursula: Logisch-seman­tische Propädeutik. Reclam UB, kt., € 6.10, 1983, Reclam, Stuttgart (insb. Kap. 11 & 12). Gut und leicht verständliche Einführung in grundlegende logisch-semantische Probleme.

 Stichwort: „Gottesbeweis“, in: Ritter, Joachim [Hrsg.]: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3, 1974, Schwabe, Basel.

 Frege-Russel-Unterscheidung

Frege, Gottlob: Funktion, Begriff, Bedeutung. kt., € 17.90, 2002, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen.

 Frege, Gottlob: „Dialog mit Pünjer über Existenz.“ In: ders.: Schriften zur Logik und Sprachphilosophie, kt., € 16.80, 1978, Meiner, Hamburg.

 Quine, Willard V., „Was es gibt.” In.: ders.: Von einem logischen Standpunkt: neun logische-philo­sophische Essays. 1979, Ullstein, Berlin (im Buchhandel vergriffen).

 Rehkämper, Klaus: „Sein und Existenz.“ In: Lechner, Jochen (Hrsg.): Analyse, Rekonstruk­tion, Kritik – Logisch-philosophische Abhandlungen, kt., € 52.--, 1998, Lang, Bern.

 Russell, Bertrand: Die Philosophie des logischen Atomismus. 1976, Nymphenburger Verl., München (im Buchhandel vergriffen).

 Russell, Bertrand: The Principles of Mathematics. 1996, € 17.73 W. W. Norton & Company, New York - London.

 Platon - Aristoteles

Zu den einzelnen Platon-Ausgaben siehe Information Philosophie 5/2002 S. 34 ff.

 Aristoteles: Philosophische Schriften. (Werke in 6 Bänden) € 49.80 1995, Meiner, Hamburg.

 Existenz als Eigenschaft

Anselm von Canterbury: Proslogion. Untersuchungen. Lat./deutsch, kt., € 29.--, 1962, Fromann-Holzboog, Stuttgart (insb. Kap. 2-4).

 Thomas von Aquin: Über das Sein und das Wesen. De ente et essentia. Ln., € 24.90, 1991, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt

 Thomas von Aquin: Die Gottesbeweise. in der "Summe gegen die Heiden" und der "Summe der Theologie" kt. € 19.80 1996 Meiner, Hamburg.

Avicenna: Das Buch der Genesung der Seele – Eine philosophische Enzyklopädie Avicennas: Die Metaphysik Avicennas. 1961, Minerva, Frankfurt (im Buchhandel vergriffen).

 Descartes, Rene: Meditationen. Sonderausgabe des deutschen Textes, kt. € 6.80, Meiner, Hamburg (insb. 5. Meditation).

 Hume, David: Ein Traktat über die menschliche Natur. Englisch/deutsch, kt., € 16.80, 1973, Meiner, Hamburg. (insb. Buch I, Teil II, Abschn. 6).

 Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Verschiedene Ausgaben.

 Meinong, A.: Über Gegenstandstheorie. Selbstdarstellung, kt. € 19.80, 1988, Meiner, Hamburg.

 Gilson, E.: Being and Some Philosophers. 1952, Pontifical Institute of Mediaeval Studies Press, Toronto.

Autor

Klaus Rehkämper ist außerplanmäßiger Professor für Philosophie am Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und lehrt gegenwärtig an den Universitäten Oldenburg, Hannover und Ulm.