Zeitschriften
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | |
Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft | |
1/2008
Zeitschrift für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft 2/2008
Josef Küpper diskutiert das Mimesis-Konzept in Literatur, Bildender Kunst und Musik. Aus semiotischen Gründen ist die Kategorie der Mimesis im Fall der Musik nur auf einem Niveau von Abstraktion von Belang, das sich begrifflicher Artikulation entzieht. Philipp Soldt und Timo Storck entwerfen Elemente eines psychoanalytischen Modells kunstästhetischer Erfahrung und Arno Schubbach zeigt, dass wir Bilder stets in ihrer Gemachtheit betrachten, so dass die Weise der Herstellung in die Bildwahrnehmung hineinspielt, ohne sie gänzlich zu bestimmen. Sichtbarmachung und Sichtbarkeit von Bildern sowie ihr Verhältnis müssen daher als zentrale Probleme der Bildtheorie gelten.
Das Bild ist ein wichtiges Thema der französischen Gegenwartsphilosophie. Dabei geht es um die Frage, wie sich Alterität im Feld der Visualität behaupten kann. Kathrin Busch, Juniorprofessorin am Institut für Kulturtheorie der Universität Lüneburg, zeigt, dass diese dabei grundlegend durch die Bildtheorie des Surrealismus geprägt wird. Nach surrealistischem Verständnis meint ein Bild nicht die Repräsentation eines Vorhandenen, sondern eine Abwesenheit. Bild ist das, was über das Sichtbare hinausgeht, nicht seine Darstellung, sondern ihr Effekt, also was, aus dem Gezeigten emergiert. Surrealisten haben die Subversion des Sichtbaren zum Ziel. Diese erfolgt durch das bildliche Insistieren darauf, dass es das Unsichtbare gibt. Bild ist im Surrealismus zunächst und vor allem das Sprachbild. Anders als im normalen Sprachgebrauch sind für den Surrealisten die Sätze von Bildlichkeit geprägt. Sie würden, wenn sie nicht eindringliche Bilder produzierten, in den Sprachstrom eines anonymen Murmelns versinken und unbemerkt bleiben. Für den Surrealisten sprechen sich diese Sätze unwillkürlich, sie werden nicht als Vermögen ein Subjektes vorgestellt, sondern die Bilder gelangen ihm bei dessen Passivität zu Bewusstsein. Prototyp einer solchen Bildlichkeit ist der Traum. Es sind Bilder, die gleichsam „aus Worten erblüht sind“ und sich nicht auf bereits Gesehenes zurückführen lassen. Sie dienen nicht der Bebilderung eines Bestehenden, sondern entspringen aus der Zusammenstellung heterogener Elemente als ihr Effekt. Im Zusammentreten des Unvereinbaren stellt es sich als Unvorhergesehenes selbst ein. „Bild“ ist daher, und damit weicht der Surrealismus gegenüber der Tradition ab, nur das Resultat von Darstellungen, nicht diese selbst.
Benjamin schulte seine Denkbilder am surrealistischen Stil. „Es seien ‚gekritzelte Vexierbilder‘“, die „dem begrifflichen Denken Einhalt gebieten“ und „durch ihre Rätselgestalt schockieren“, schreibt Adorno über Benjamins Denkbilder. Dieses unwillkürliche Eintreten der Bilder ist Busch zufolge das zweite Charakteristikum des surrealistischen Bildverständnisses. Die Bilder drängen sich auf, sie belagern denjenigen, dem sie sich mitteilen. Geprägt hat diese Denkweise etwa Merleau-Ponty. Dieser spricht davon, das Sichtbare eine radikal zu nennende, nicht reduzierbare Unsichtbarkeit enthalte und deshalb visionäre Kräfte entfalte. Für Merleau-Ponty ist dieses Unsichtbare die unhintergehbare Bedingung unseres Sehens. Für Foucault liegt die Bedeutung der Kunst darin, „zu zeigen, wie unsichtbar die Unsichtbarkeit des Sichtbaren ist“. Und Derrida widmete Anfang der 1990er Jahre der Frage nach dem Unsichtbaren im Sichtbaren unter dem Titel „Mémoires d’aveugle“ eine Ausstellung. Dabei entwickelt er die Theorie einer „Malerei der Blindheit, die das Primat der Sichtbarkeit für die bildende Kunst bestreitet. Auch Lacan ordnet ganz im Sinne der surrealistischen Bildauffassung das Sehen der Bildfunktion unter – einer Blickfunktion, die im Surrealismus auch die Bilder haben. Weitere Texte: Bickenbauer, M.: Der Eigen-Werte der Literatur – Das Erzählen als Formbildungsprozess in der Autorpoetik Sten Nadolnys. Gebhardt-Fink, S.: Ambient in Kunst, Musik und Theater. Genz, Julia: Flüchtig oder dauerhaft? Materialität und Medialität der Schrift am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr. Harst, J.: Geköpfte Namen – „Reine Gewalt“ bei Kleist und Benjmain. Pfütze, H.: (Rück)wege der Avantgarden in die Gesellschaft. Rehm, R.: Kontra und Wissen – Kasimir Malewitschs suprematistische Formenmotive und die Wissenschaft.
Das Bild ist ein wichtiges Thema der französischen Gegenwartsphilosophie. Dabei geht es um die Frage, wie sich Alterität im Feld der Visualität behaupten kann. Kathrin Busch, Juniorprofessorin am Institut für Kulturtheorie der Universität Lüneburg, zeigt, dass diese dabei grundlegend durch die Bildtheorie des Surrealismus geprägt wird. Nach surrealistischem Verständnis meint ein Bild nicht die Repräsentation eines Vorhandenen, sondern eine Abwesenheit. Bild ist das, was über das Sichtbare hinausgeht, nicht seine Darstellung, sondern ihr Effekt, also was, aus dem Gezeigten emergiert. Surrealisten haben die Subversion des Sichtbaren zum Ziel. Diese erfolgt durch das bildliche Insistieren darauf, dass es das Unsichtbare gibt. Bild ist im Surrealismus zunächst und vor allem das Sprachbild. Anders als im normalen Sprachgebrauch sind für den Surrealisten die Sätze von Bildlichkeit geprägt. Sie würden, wenn sie nicht eindringliche Bilder produzierten, in den Sprachstrom eines anonymen Murmelns versinken und unbemerkt bleiben. Für den Surrealisten sprechen sich diese Sätze unwillkürlich, sie werden nicht als Vermögen ein Subjektes vorgestellt, sondern die Bilder gelangen ihm bei dessen Passivität zu Bewusstsein. Prototyp einer solchen Bildlichkeit ist der Traum. Es sind Bilder, die gleichsam „aus Worten erblüht sind“ und sich nicht auf bereits Gesehenes zurückführen lassen. Sie dienen nicht der Bebilderung eines Bestehenden, sondern entspringen aus der Zusammenstellung heterogener Elemente als ihr Effekt. Im Zusammentreten des Unvereinbaren stellt es sich als Unvorhergesehenes selbst ein. „Bild“ ist daher, und damit weicht der Surrealismus gegenüber der Tradition ab, nur das Resultat von Darstellungen, nicht diese selbst.
Benjamin schulte seine Denkbilder am surrealistischen Stil. „Es seien ‚gekritzelte Vexierbilder‘“, die „dem begrifflichen Denken Einhalt gebieten“ und „durch ihre Rätselgestalt schockieren“, schreibt Adorno über Benjamins Denkbilder. Dieses unwillkürliche Eintreten der Bilder ist Busch zufolge das zweite Charakteristikum des surrealistischen Bildverständnisses. Die Bilder drängen sich auf, sie belagern denjenigen, dem sie sich mitteilen. Geprägt hat diese Denkweise etwa Merleau-Ponty. Dieser spricht davon, das Sichtbare eine radikal zu nennende, nicht reduzierbare Unsichtbarkeit enthalte und deshalb visionäre Kräfte entfalte. Für Merleau-Ponty ist dieses Unsichtbare die unhintergehbare Bedingung unseres Sehens. Für Foucault liegt die Bedeutung der Kunst darin, „zu zeigen, wie unsichtbar die Unsichtbarkeit des Sichtbaren ist“. Und Derrida widmete Anfang der 1990er Jahre der Frage nach dem Unsichtbaren im Sichtbaren unter dem Titel „Mémoires d’aveugle“ eine Ausstellung. Dabei entwickelt er die Theorie einer „Malerei der Blindheit, die das Primat der Sichtbarkeit für die bildende Kunst bestreitet. Auch Lacan ordnet ganz im Sinne der surrealistischen Bildauffassung das Sehen der Bildfunktion unter – einer Blickfunktion, die im Surrealismus auch die Bilder haben. Weitere Texte: Bickenbauer, M.: Der Eigen-Werte der Literatur – Das Erzählen als Formbildungsprozess in der Autorpoetik Sten Nadolnys. Gebhardt-Fink, S.: Ambient in Kunst, Musik und Theater. Genz, Julia: Flüchtig oder dauerhaft? Materialität und Medialität der Schrift am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr. Harst, J.: Geköpfte Namen – „Reine Gewalt“ bei Kleist und Benjmain. Pfütze, H.: (Rück)wege der Avantgarden in die Gesellschaft. Rehm, R.: Kontra und Wissen – Kasimir Malewitschs suprematistische Formenmotive und die Wissenschaft.
1/2009
Das Bild ist ein wichtiges Thema der französischen Gegenwartsphilosophie. Dabei geht es um die Frage, wie sich Alterität im Feld der Visualität behaupten kann. Kathrin Busch, Juniorprofessorin am Institut für Kulturtheorie der Universität Lüneburg, zeigt, dass diese dabei grundlegend durch die Bildtheorie des Surrealismus geprägt wird. Nach surrealistischem Verständnis meint ein Bild nicht die Repräsentation eines Vorhandenen, sondern eine Abwesenheit. Bild ist das, was über das Sichtbare hinausgeht, nicht seine Darstellung, sondern ihr Effekt, also was, aus dem Gezeigten emergiert. Surrealisten haben die Subversion des Sichtbaren zum Ziel. Diese erfolgt durch das bildliche Insistieren darauf, dass es das Unsichtbare gibt. Bild ist im Surrealismus zunächst und vor allem das Sprachbild. Anders als im normalen Sprachgebrauch sind für den Surrealisten die Sätze von Bildlichkeit geprägt. Sie würden, wenn sie nicht eindringliche Bilder produzierten, in den Sprachstrom eines anonymen Murmelns versinken und unbemerkt bleiben. Für den Surrealisten sprechen sich diese Sätze unwillkürlich, sie werden nicht als Vermögen ein Subjektes vorgestellt, sondern die Bilder gelangen ihm bei dessen Passivität zu Bewusstsein. Prototyp einer solchen Bildlichkeit ist der Traum. Es sind Bilder, die gleichsam „aus Worten erblüht sind“ und sich nicht auf bereits Gesehenes zurückführen lassen. Sie dienen nicht der Bebilderung eines Bestehenden, sondern entspringen aus der Zusammenstellung heterogener Elemente als ihr Effekt. Im Zusammentreten des Unvereinbaren stellt es sich als Unvorhergesehenes selbst ein. „Bild“ ist daher, und damit weicht der Surrealismus gegenüber der Tradition ab, nur das Resultat von Darstellungen, nicht diese selbst.
Benjamin schulte seine Denkbilder am surrealistischen Stil. „Es seien ‚gekritzelte Vexierbilder‘“, die „dem begrifflichen Denken Einhalt gebieten“ und „durch ihre Rätselgestalt schockieren“, schreibt Adorno über Benjamins Denkbilder. Dieses unwillkürliche Eintreten der Bilder ist Busch zufolge das zweite Charakteristikum des surrealistischen Bildverständnisses. Die Bilder drängen sich auf, sie belagern denjenigen, dem sie sich mitteilen. Geprägt hat diese Denkweise etwa Merleau-Ponty. Dieser spricht davon, das Sichtbare eine radikal zu nennende, nicht reduzierbare Unsichtbarkeit enthalte und deshalb visionäre Kräfte entfalte. Für Merleau-Ponty ist dieses Unsichtbare die unhintergehbare Bedingung unseres Sehens. Für Foucault liegt die Bedeutung der Kunst darin, „zu zeigen, wie unsichtbar die Unsichtbarkeit des Sichtbaren ist“. Und Derrida widmete Anfang der 1990er Jahre der Frage nach dem Unsichtbaren im Sichtbaren unter dem Titel „Mémoires d’aveugle“ eine Ausstellung. Dabei entwickelt er die Theorie einer „Malerei der Blindheit, die das Primat der Sichtbarkeit für die bildende Kunst bestreitet. Auch Lacan ordnet ganz im Sinne der surrealistischen Bildauffassung das Sehen der Bildfunktion unter – einer Blickfunktion, die im Surrealismus auch die Bilder haben. Weitere Texte: Bickenbauer, M.: Der Eigen-Werte der Literatur – Das Erzählen als Formbildungsprozess in der Autorpoetik Sten Nadolnys. Gebhardt-Fink, S.: Ambient in Kunst, Musik und Theater. Genz, Julia: Flüchtig oder dauerhaft? Materialität und Medialität der Schrift am Beispiel von E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr. Harst, J.: Geköpfte Namen – „Reine Gewalt“ bei Kleist und Benjmain. Pfütze, H.: (Rück)wege der Avantgarden in die Gesellschaft. Rehm, R.: Kontra und Wissen – Kasimir Malewitschs suprematistische Formenmotive und die Wissenschaft.
|