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05 2012

Jahrgang 2012, Heft 5 / 2012

EDITORIAL:

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den vierzig Jahren, in denen ich diese Zeitschrift herausgebe, hat sich die Rezeption der Philosophie in der Öffentlichkeit stark verändert. Zwar haben sich schon immer die meisten Philosophieprofessoren auf das universitäre Fach beschränkt, aber zu Beginn des Erscheinens der Information Philosophie waren international eine große Zahl von Philosophen sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Fach gleichzeitig präsent und das auf hohem Niveau. Ich denke an Bloch, Adorno, Marcuse, Jonas, Levinas, Foucault, Heidegger, Sartre, Heidegger, Habermas, Popper, Albert oder Gadamer, um nur die bedeutendsten zu nennen.

Heute zeigt sich die Philosophie gespalten. Es gibt eine Popularphilosophie mit dem allgegenwärtigen Precht, dann Sloterdijk und neuerdings Han; was Lebenskunst betrifft, Schmid und hinsichtlich Biographien Safranski. Diese finden beim Publikum enorme Resonanz, ihre Publikationen gelangen in die Bestsellerlisten. Aber im Universitätsfach sind sie ohne Bedeutung oder werden, wie Sloterdijk, gar abgelehnt. Umgekehrt sind die Fachphilosophen der breiteren Öffentlichkeit nicht mehr bekannt. Die akademische Philosophie hat ihren Einfluss auf das breitere kulturelle Geschehen verloren.

Bislang hatte ich den Eindruck, dass sich akademische Philosophen für diese Entwicklung kaum interessieren, dass es ihnen einzig darum geht, von den Fachkollegen akzeptiert zu werden sowie genügend Drittmittel zu bekommen. In letzter Zeit häufen sich allerdings die Klagen von Philosophen, ihre Arbeit werde in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Auch haben viele, die zu studieren beginnen, ein falsches Bild von der (akademischen) Philosophie und wechseln nach wenigen Semestern das Fach.

Mit einem freundlichen Gruß
Der Herausgeber: Peter Moser

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INHALT:

ESSAY

Konrad Paul Liessmann: Vom Nutzen und Nachteil des Denkens für das Leben; S. 8

BERICHT
Naturalismus. Perspektiven und Probleme. Ein Bericht von Peter Schulte; S. 18

INTERVIEW
Die gesellschaftliche Verantwortung der Philosophie. Ein Gespräch mit Philip Kitcher; S. 34

POSITIONEN
Alain Badiou. Dargestellt von Gernot Kamecke; S. 44

STELLUNGNAHMEN
Die Aktualität Alain Badious. Stellungnahmen von Thomas Bedorf und Frank Ruda; S. 53

DAS STICHWORT
Roboterethik. Von Norbert Campagna; S. 58

STUDIUM
Philosophie studieren in Hessen; S. 62

UNTERRICHT
Werner Busch: Von der nationalen zur internationalen Philosophiedidaktik; S. 64
Präsentation anstatt Diskurs. Die Diskussion über nichtsprachliche Medien im Unterricht; S. 69
Gesellschaften; S. 72
Zeitschriften; S. 72
Philosophieren mit Kindern; S. 74
Philosophische Praxis; S. 74

FORSCHUNG – TRENDS – KONTROVERSEN
Dieter Henrich untersucht die Entstehung der großen Werke; S. 76
Beinhaltet die aristotelische Metaphysik eine Spekulation über das Sein?; S. 80
Sigrid Weibel entdeckt die Schriften von Susan Taubes; S. 81
Paul Virilio; S. 83
Die Diskussion um Bennett/Hackers Kritik der Neurowissenschaften; S. 87
Bernward Gesang entwickelt eine utilitaristische Klimaethik; S. 90
Die Diskussion um die personale Identität; S. 92
Reinhard Brandts Abrechnung mit der Umwandlung der Universitäten; S. 98
Marcel Hénoff spürt dem Geld und der Gabe nach; S. 102
Robert Pfaller beklagt das Verschwinden der Genusskultur; S. 105

Philosophie in München: Christoph Lütge; S. 110

LESERFORUM
Georg Lohmann zu Ingo Elbes Forschungsbericht „Neue Marx-Lektüre“; S. 112

TAGUNGSKALENDER; S. 114

NACHRICHTEN
Die Kueser Akademie für europäische Geistesgeschichte; S. 118
Universitäten; S. 120
Personen; Preise; S. 123
Gestorben; S. 125
Gesellschaften; S. 127
Netzwerk Philosophie der Lebenswissenschaften; S. 129
Initiativen: Kritische Neurowissenschaft; S. 129
Verlage; S. 130
Zeitschriften; S. 131
Internet: Projekt „Agora“; S. 131

ZEITSCHRIFTENSCHAU; S. 135

NEUERSCHEINUNGEN; S. 147

IMPRESSUM; S. 163