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Der "Kampf der Kulturen" (1993) ist ein geopolitischer Essay von Samuel P. Huntington. Später erweiterte der Politikwissenschaftler sein Konzept und veröffentlichte sie als Buch: "The Clash of Civilisations and the Remaking of World Order" (1996). ES wurde schnell zu einem Klassiker der Geopolitik, heimste aber auch massive Kritik ein und löste zahlreiche Debatten aus.

Die zentrale These besagt, dass künftige Kriege nicht zwischen Ländern, sondern dass die kulturellen und religiösen Identitäten der Menschen zur Hauptquelle von Konflikten in der Zeit nach dem Kalten Krieg werden.

Zusammenfassung

Huntingtons Projekt besteht darin, ein neues konzeptionelles Modell zur Beschreibung der Funktionsweise der internationalen Beziehungen nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in den späten 1980er Jahren zu entwickeln. Allerdings erhebt er nicht den Anspruch, seinem Modell eine Gültigkeit zu verleihen, die zwangsläufig über das Ende des 20. und den Beginn des 21. Jahrhunderts hinausreicht, und er stützt sich auf eine geopolitische Beschreibung der Welt, die nicht mehr auf „politischen“ ideologischen Trennlinien beruht, sondern auf verschwommeneren kulturellen Gegensätzen, die er „zivilisatorisch“ nennt, in denen das religiöse Substrat eine zentrale Rolle spielt, und auf deren oft konfliktträchtigen Beziehungen.

Huntington zitiert mehrfach den französischen Historiker Fernand Braudel, den Autor von "Grammaire des civilisations" (1987).

Huntington konzentrierte sich in seinen Überlegungen zunächst auf die verschiedenen Theorien über das Wesen der Weltpolitik in der Zeit nach dem Kalten Krieg. Einige Theoretiker und Schriftsteller vertraten die Ansicht, dass die liberale Demokratie und die westlichen Werte die einzige ideologische Alternative darstellten, die den Nationen in der Zeit nach dem Kalten Krieg noch blieb. So vertrat beispielsweise Francis Fukuyama die Ansicht, dass die Welt das „Ende der Geschichte“ im Sinne Hegels erreicht habe.

Huntington hingegen vertrat die Ansicht, dass zwar die Ära der Ideologie zu Ende gegangen sei, die Welt aber zu einem „Normalzustand“ zurückgekehrt sei, der durch kulturelle Konflikte gekennzeichnet sei. Er vertrat die Ansicht, dass Konflikte in der Zukunft in erster Linie kultureller und religiöser Natur sein würden. Er vertrat ferner die Ansicht, dass das Konzept der verschiedenen Zivilisationen als höchster Grad kultureller Identität bei der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit von Konflikten immer nützlicher werden würde. In dem 1993 erschienenen Artikel in der Zeitschrift Foreign Affairs schrieb der Autor Folgendes:

"Ich gehe von der Hypothese aus, dass die grundlegende Quelle von Konflikten in dieser neuen Welt nicht in erster Linie ideologischer oder wirtschaftlicher Natur sein wird. Die große Kluft zwischen den Menschen und die vorherrschende Quelle von Konflikten wird kulturell sein. Die Nationalstaaten werden die mächtigsten Akteure im Weltgeschehen bleiben, aber die wichtigsten Konflikte der Weltpolitik werden zwischen Nationen und Gruppen unterschiedlicher Zivilisationen ausgetragen. Der Zusammenprall der Kulturen wird die Weltpolitik beherrschen. Die Bruchlinien zwischen den Zivilisationen werden die Kampflinien der Zukunft sein."

Huntington scheint also zu den Primordialisten zu gehören, was bedeutet, dass er glaubt, dass kulturell definierte Gruppen sehr alt und ein natürliches Phänomen sind, während er in seinen frühen Arbeiten eher ein Strukturfunktionalist zu sein schien. Seine Ansicht, dass die Nationalstaaten die mächtigsten Akteure auf der Weltbühne bleiben werden, entspricht ebenfalls eher dem Realismus. In seiner Warnung, dass die westliche Zivilisation untergehen könnte, klingen Arnold J. Toynbee und Oswald Spengler an.