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Ein Essay ist ein nachdenklicher Prosatext oder Artikel über ein wissenschaftliches, kulturelles oder philosophisches Thema, in dem der Verfasser seine persönliche Meinung zu zeitgenössischen Phänomenen, Problemen oder Entwicklungen darlegt.

Der Begriff leitet sich von dem französischen Wort „essai“ ab, was so viel wie Versuch oder Experiment bedeutet. Der Schöpfer dieser Literaturgattung war Michel de Montaigne, der 1580 die erste zweibändige Ausgabe seiner „Essais“ veröffentlichte.

Aufbau

Der Essay (in seiner ursprünglichen, aus dem Französischen stammenden Bedeutung) ist meist ein literarischer Text, der im Dienste einer überzeugenden Argumentation steht, wenn auch ohne ausdrückliche wissenschaftliche Begründung. Der Essayist stellt gerne Zusammenhänge her, die im Rahmen eines wissenschaftlichen Faches im Allgemeinen nicht in Frage kommen.

Die Form ermöglicht eine große Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten; vom Monolog bis zur ausgefeilten Argumentation, von der Evokation über die Information, die Kritik, die Beschreibung, das Porträt, die Erzählung, die Anekdote, die Maxime, den Gedanken, das Beispiel oder die Illustration bis hin zum simulierten Dialog usw. Die meisten Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, ihre Meinung zu äußern.

Während die Wissenschaft es vorzieht, ihre Aussagen mit einer fast alttestamentarischen Strenge zu treffen, scheint der Essay immer die Umwege zu wählen, indem er die historische Dimension und die privaten Beobachtungen bewertet und die Literatur und andere Nebengebiete berücksichtigt. Dabei braucht er einen größeren Spielraum der Ungewissheit, einen Bereich, in dem der Flug der Gedanken frei ist, in dem der Geist spekulieren darf und die Sprache verführen soll.

Abgrenzung

Der Essay unterscheidet sich von der Kolumne durch seine größere Länge und durch die Tiefe, die in einer Kolumne normalerweise nicht erreicht werden kann. Obwohl Essays manchmal in Tages- und Wochenzeitungen veröffentlicht werden, unterscheidet sich die Gattung deutlich vom Journalismus, da sie sich nicht auf das aktuelle Tagesgeschehen konzentriert; gerade der reflektierende Geist, der sich in ihr widerspiegelt, macht sie wertvoll, auch auf längere Sicht. Ein Essay kann ein kurzer Text sein oder den Umfang eines ganzen Buches haben (wie zum Beispiel Alexander Popes "An Essay on Criticism" (1711) oder John Lockes "An Essay Concerning Human Understanding" (1690)), oder sogar mehrere Bände umfassen wie Popes "An Essay on Man" (1733-1734). Die Begründer der Gattung sind Michel de Montaigne und Francis Bacon.