PhilosophiePhilosophie

STUDIUM

Einführungen: Geschichte der Philosophie

Philosophische Klassiker

Vor ca. zwei Jahrzehnten erschien eine von Josef Speck herausgegebene Einführung in die Philosophie, die in mehreren UTBBänden die „Hauptprobleme der großen Philosophen“ behandelte und mit ihrer problemorientierten Darstellung eine Alternative zu den hermeneutisch konzipierten philosophiegeschichtlichen Darstellungen bot (und gut verkauft wurde, eine 5., neubearbeitete Auflage des ersten Bandes erschien noch 2001 und ist weiterhin im Buchhandel erhältlich).

Eine ähnlich positionierte Darstellung der Hauptprobleme der Klassiker unter den Philosophen bietet das Buch

Beckermann, Ansgar / Perler, Dominik (Hrsg.): Klassiker der Philosophie heute. 823 S., Ln., € 26.90, 2004, Reclam, Stuttgart

und setzt damit die Tradition des SpeckBandes fort. Auf den ersten Blick besticht die gute Auswahl der Autoren, es sind oftmals jüngere Philosoph(inn)en, einige sind erst seit kurzem Philosophieprofessoren, die sich aber bereits einen Namen gemacht haben. Ihre Aufgabe ist es, 37 ausgewählte philosophische Klassiker anhand eines jeweiligen Grundproblems darzustellen.

Allerdings wird dieses Konzept nicht einheitlich umgesetzt. So weist zwar Christof Rapp in seiner AristotelesDarstellung nach einem Blick auf Leben des Philosophen auf die Vielschichtigkeit von dessen Werk hin, behandelt dann aber nur das Problem der Substanz. Im Beitrag vorher, Thema Platon, präsentiert dagegen Dorothea Frede die Entwicklung von Platons Denken, wobei der Leser einen Einblick in dessen Gesamtwerk erhält. Die Beiträge des Buches insgesamt oszillieren zwischen diesen beiden Extremen: manche behandeln ein breiteres Spektrum (so derjenige über Sextus Empiricus), manche konzentrieren sich auf ein Hauptproblem (etwa die Sprachphilosophie bei Augustinus). Allen gemeinsam sind aber eine kurze Darstellung von Leben, ein Bezug zur gegenwärtigen Philosophie, die Berücksichtigung der aktuellen Forschung sowie Angaben zur Literatur (Ausgaben und Sekundärliteraturgetrennt). Das Buch bietet insbesondere für Studierende eine gute Grundlagenbasis, um mit einem Autor und dessen Argumentationsweise bekannt zu werden.


Grundgedanken großer Philosophen

3379008524 Kolakowski, Leszek: Was fragen uns die großen Philosophen? 239 S., Ln., € 19.90, 2006, Reclam. In Form von kurzen Essays (ursprünglich Beiträge für das polnische Fernsehen) stellt Kolakowski auf kurzweilige Art jeweils einen der wichtigsten Grundgedanken von dreißig Philosophen, von Parmenides bis Heidegger, vor. Es handelt sich dabei explizit nicht um eine konzise Zusammenfassung, sondern um eine anregende Erörterung, in der der Altmeister polnischer Philosophie seinen persönlichen Charme einfließen lässt. Neben der eigentlichen Darstellung des Gedankens fragt Kolakowski nach dessen Bedeutung in der Gegenwart und belässt es dabei oft bei dieser Frage (in der Hoffnung, den Leser zum eigenen Denken anzuregen). Das Buch eignet als Geschenk für Personen, die mit Philosophie nichts zu tun haben, um ihnen zu zeigen, worin es in der Philosophie geht. Als eigentliche Einführung in die Philosophie sind die einzelnen Kapitel jedoch zu gedrängt.

PHILOSOPHIEGESCHICHTE

Philosophiegeschichte im Überblick
3877102840 Hoeres, Walter: Heimatlose Vernunft. Denker der Neuzeit im Ringen um Gott und die Welt. 320 S., kt., € 14.—, 2005, Questiones non disputatae Band XI, Franz Schmitt, Siegburg. Eine an achtzehn Denkern sowie den Themen Erkenntnis, Gott, Anthropologie und Geschichte orientierte Philosophiegeschichte der Moderne. Leitidee der Interpretation ist der Gedanke, dass die Neuzeit die Einbettung der Vernunft in die vorgegebene Ordnung der Dinge (leider) preisgegeben hat, wodurch die Höhenflüge, aber auch die Irrungen und Wirrungen der modernen Philosophie möglich wurden. Es ist dies eine Interpretation der Philosophiegeschichte aus der Sicht eines Vertreters der klassischen Metaphysik, der Kant ablehnend gegenübersteht. Entsprechend fällt die Bewertung der einzelnen Denker aus: Der Pragmatismus etwa wird negativ und die Philosophie von Peter Wust dagegen positiv gesehen. Das Resultat ist eine Philosophiegeschichte, die direkt konträr zu gängigen Interpretationen steht. Der Autor, der noch bei Adorno promoviert hatte und bis zu seiner Emeritierung Professor an der PH Freiburg war, versteht es, seine Interpretation interessant und gut verständlich vorzutragen.


Altertum allgemein
35966011 NiehuesPröbsting, Heinrich: Die antike Philosophie. Schrift, Schule, Lebensform. 282 S., kt., € 10.90, Europäische Geschichte, Fischer Taschenbuch 60106, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt.
Thema ist nicht der Inhalt der antiken Philosophie (dazu gibt es genügend Darstellungen) sondern die literarischen Formen, in der diese präsentiert werden, deren Schulen sowie die antike Philosophie als Lebensform. Eingehend behandelt werden zudem Entstehung und Auflösung der antiken Philosophie. Der Autor ist ein exzellenter Kenner der Materie, das Buch ist eine Ergänzung zu den üblichen Darstellungen und wendet sich an Personen, die mit der antiken Philosophie bereits vertraut sind. Es ist aber gut verständlich, der Leser braucht keine Kenntnisse des Altgriechischen. Ein hervorragendes Buch.

3832510079 Schmidt, Arno: Das Elend des Logos. Antike Philosophie nach Aristoteles. 257 S., kt. , 2005, Logos, Berlin.
Beinhaltet eine chronologische Darstellung der antiken Philosophie der Zeit nach Aristoteles bis Boethius. In volkstümlicher Weise geschrieben, verzichtet das Buch auf akademischen Duktus (und damit auch auf Informationen über Quellenlage, Forschungsstand sowie kritische Übersicht über Ausgaben) und ist so für einen denkbar großen Leserkreis geeignet (dazu gehört auch der große Anhang mit Erklärung von Namen, Personen und Fachausdrücken). Der Autor ist klassischer Philologe und Professor an der Universität Oldenburg, er geht ausführlich auf die historischen Hintergründe ein, aber insbesondere geht es ihm darum, die Kernaussagen der Philosophen verständlich herauszuarbeiten. Schmidt gewichtet weniger als andere Philosophiehistoriker und berichtet deshalb auch über weitgehend unbekannte (und unbedeutende) Philosophen, über die man anderswo kaum bzw. nur in den spezialisierten Handbüchern Kenntnis erhält. Dafür wird nur am Rande auf philosophiegeschichtliche Zusammenhänge eingegangen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Schreibweise der Namen in Großbuchstaben und die Hervorhebung von Stichworten durch Lettern in Fettdruck.

Platon
Erler, Michael: Kleines Werklexikon zu Platon. 132 S., kt., € 8.90, Kröner Taschenbuch 502, 2007, Kröner, Stuttgart.
Ein kleines Lexikon der Dialoge Platons (der echten und der unechten). Die einzelnen Artikel beinhalten (meist ungefähres) Entstehungsdatum, Erstdruck, Thematik, kurze Zusammenfassung sowie Bedeutung und Wirkung des Dialogs. In Kleinschrift folgen dann Ausgaben und wichtigste Literatur. Enthält zudem ein Glossar der wichtigsten (meist deutschsprachigen) Ausdrücke der Philosophie Platons sowie ein Personen und Themenregister. Der Autor ist ein exzellenter Kenner der Philosophie Platons und Autor des PlatonBandes des neuen Ueberweg.

Aristoteles
3379203017 Detel, Wolfgang: Aristoteles. 162 S., kt., € 9.90, 2005, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Eine auf das Wesentliche konzentrierte lehrbuchartige Darstellung der zentralen Inhalte der Philosophie des Aristoteles. Die Lektüre erfordert ein konzentriertes Arbeiten. Dargestellt werden alle wichtigen von Aristoteles behandelten Sachgebiete sowie die Wirkung von Aristoteles in der Gegenwart. Ungewohnt ist der Beginn mit der Topik; die Argumentation spielt in der ganzen Darstellung eine wichtige Rolle, wie auch die Einbettung in der Problemgeschichte der damaligen Zeit. Der Autor ist Professor für antike Philosophie an der Universität Frankfurt. Anspruchsvoll, aber gut verständlich, wendet sich an Studierende der Philosophie.

Epikur
3883092460 Euringer, Martin: Epikureische Philosophie interkulturell gelesen. 121 S., kt., € 10.—, 2006, Interkulturelle Philosophie, Band 68, Bautz, Nordheim.
Im Zentrum des Buches steht eine Darstellung von Epikurs Leben und Werk sowie des epikureischen Philosophierens, das der Autor (Assistent an der Katholischen Universität Eichstätt) für ein nach wie vor attraktives Unternehmen hält. Am Schluss geht er interkulturellen Anwendungen des epikureischen Denkens nach. Der Autor formuliert jedoch weitschweifig, man vermisst die straffende Hand eines Lektors.


MITTELALTER

Cusanus

3883092673 Seubert, Harald: Nicolaus Cusanus interkulturell gelesen. 132 S., kt., € 10.—, 2005, Interkulturelle Bibliothek Band 90, Bautz, Nordheim.
Im Zentrum steht eine Darstellung von Cusanus’ Schrift „De pace fidei“, daneben Biographie und eine dem Werk von Flasch verpflichtete Entwicklungsgeschichte des Denkens von Cusanus. Für eine Einführung etwas zu akademisch gehalten.

Ibn Ruschd

Der islamische Philosoph Ibn Ruschd (11261198) ist bei uns vor allem unter der Namen Averroes bekannt. Doch wir wissen in der Regel wenig über ihn. Eine übersichtliche Darstellung über Leben, Philosophie und Nachwirkung (des Averroismus) bietet der von dem in Wien lehrenden BenAbdeljelil geschriebene kleine Band

BenAbdeljelil, J.: Ibn Ruschds Philosophie interkulturell gelesen. 133 S., kt., 2005, Interkulturelle Bibliothek Band 4, Bautz, Nordhausen.

Der Titel „interkulturell gelesen“ ist etwas irreführend, als es sich primär um eine Einführung in das Denken Ibn Ruschds handelt (die ganze Reihe „Interkulturelle Bibliothek“, hat die Buchtitel „…interkulturell gelesen“.) Der Autor, der in Wien islamische Philosophie lehrt, ist ein exzellenter Kenner des Averroes, und das kleine Bändchen ist eine Fundgrube von Informationen. Hervorzuheben sind die Kapitel über die Wirkung des Ibn Ruschd im jüdischen Denken sowie über die sogenannten „Averroisten“, ein Thema, das in der Forschung bislang zu kurz gekommen ist.


17. Jahrhundert
38268032810 Rattner, Josef/Danzer, Gerhard: Philosophie im 17. Jahrhundert. Die Entdeckung von Vernunft und Natur im Geistesleben Europas. 208 S., kt., € 25.—, 2005, Königshausen und Neumann.
Die Autoren setzen sich zum Ziel, das Besondere und Neuartige im Denken des 17. Jahrhunderts darstellen und versuchen dies mit kurzen Porträts der wichtigsten Philosophen zu erreichen. Dabei nimmt der biographische Teil einen großen Raum ein; der eigentlich philosophische Teil beschränkt sich auf eine Auseinandersetzung mit den wichtigsten Thesen und Neuerungen dieser Denker. Enthält viel Unterhaltsames und richtet sich an ein breites Publikum. Danzer ist Medizinprofessor in Berlin, der 77jährige Rattner ist bekannt als Vertreter einer humanistischen Psychologie.

3379201235 Engelen, EvaMaria: Descartes. 118 S., kt., 2005, Reclam Bibliothek Leipzig Band 20123, Reclam, Leipzig.
Eine im Vergleich zu anderen Einführungen kurz gefasste DescartesDarstellung. Der einführende Teil beinhaltet eine Übersicht über Leben und Werk, danach wird Descartes’ Werk systematisch dargestellt, wobei auch die Physik den ihr gebührenden Raum erhält. Verzichtet auf jegliche unterhaltende Elemente. Auf das Wesentliche konzentriert, ist dies eine trockene, gelegentlich etwas umständliche, sehr seriöse und angesichts des knappen Platzes doch gründliche Einführung. Gut geeignet zur Prüfungsvorbereitung.


Smith

Aßländer, Michael S.: Adam Smith zur Einführung. 212 S., kt., € 13.90, zur Einführung, 2007, Junius
Enthält neben einer Biographie Smiths insbesondere eine Zusammenfassung seiner beiden Hauptwerke Theorie der ethischen Gefühle und Wohlstand der Nationen. Dabei steht die Moralphilosophie im Zentrum der Darstellung. Zudem weist der Autor, Professor für Wirtschafts und Unternehmensethik an der Universität Kassel, den Zusammenhang des Werkes von Adam Smith auf, wodurch das Zusammenspiel von Moralphilosophie, Rechtsphilosophie und Ökonomie im Werk von Smith deutlich wird. Ein kurzes Schlusskapitel behandelt die Wirkungsgeschichte (wobei übersehen wird, dass Smiths Gefühlstheorie gegenwärtig im Rahmen des Interesses an der Theorie der Gefühle sehr aktuell ist). Das Buch ist gut geschrieben und gut verständlich – eine Einführung im besten Sinne des Wortes.


Hume

Klemme, Heiner F.: David Hume zur Einführung. 191 S., kt., € 13.90, 2007, zur Einführung, Junius, Hamburg.
Eine Darstellung von Humes Leben, eine Einführung in seine Philosophie, wobei diese systematisch (aufgegliedert in Verstand, Affekte, moralischer Geschmack, ästhetischer Geschmack, Skepsis) dargestellt wird, und ein kurzes abschließendes Kapitel des Inhalts, warum es sich lohnt, Hume heute noch zu lesen. Klemme hält sich in der Darstellung von Humes Philosophie an den dessen Traktat von der menschlichen Natur. Dabei wird Hume in den Kontext seiner Zeit gestellt. Das Buch zeichnet sich durch eine präzise Darstellung, gute Verständlichkeit und einen didaktisch sinnvollen Aufbau aus. Es ist gut geeignet, einen Überblick über Humes Philosophie zu gewinnen.

Hume, David: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Kommentar von Lambert Wiesing. 484 S., kt., € 14.—, 2007, Suhrkamp Studienbibliothek 5, Suhrkamp, Frankfurt.
Der SuhrkampVerlag hat mit seiner „Studienbibliothek“ ein exzellentes Unternehmen gestartet: Man bekommt hier zu einem gün¬stigen Preis wichtige Studientexte, zusätzlich mit einem Kommentar, der den systematischen und historischen Hintergrund ausleuchtet. Hinzu kommen Artikel über die Rezeptionsgeschichte, die Positionen der Forschung, ein Stellenkommentar, ein biographischer Abriss und eine kommentierte Auswahlbibliographie – mehr kann man sich nicht wünschen.
Doch dieser Band ist etwas Besonderes: Der von Lambert Wiesing geschriebene Kommentar ist ein Meisterwerk, sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Wiesing gelingt es, den Text in die Tiefe auszuloten. Er hebt die Passagen, die für die Wirkungsgeschichte von Bedeutung sind, heraus und zieht Verbindungen zur Gegenwartsphilosophie. In seiner Präsentation hält er immer wieder inne und macht deutlich, was im Text vor sich geht, auch auf wichtige Stellen, die man leicht überliest, wird besonders hingewiesen. Eine ideale Kombination von Meistertext und Meisterkommentar, sehr zu empfehlen.


Kant
3379201243 Schnädelbach, Herbert: Kant. 160 S., kt., € 9.90, 2005, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Eine problemorientierte Darstellung von Kants Grundgedanken, dargestellt im Kontext der Philosophiegeschichte. Geht von Kants Bedeutung für die Aufklärung aus, stellt dann die theoretische Philosophie Kants vor, um zu seiner Ethik, zu den Themen Recht, Politik, Religion, zur Urteilskraft und schließlich zur Anthropologie überzugehen. Berücksichtigt auch die wichtigsten gegen Kant vorgebrachten Einwände Ein Schlusskapitel untersucht kritisch den weiteren Weg von Kants Denken über den Deutschen Idealismus zum Neukantianismus. Weggelassen wird die Biographie. Der Autor, einer der namhaftesten Gegenwartsphilosophen, bringt geschickt komplizierte Zusammenhänge in einfacher Weise ohne Inhaltsverlust auf den Begriff. Für jemanden, der sich einen kurzen Überblick über Kants Philosophie verschaffen will, eine der besten Einführungen.

Hegel

Hegels Ästhetik
Hegels Ästhetik ist bis heute nur in der von Hotho 1835 herausgegebenen Fassung rezipiert worden. Diese Fassung ist, wie Annemarie GethmannSiefert in ihren Arbeiten gezeigt hat, nicht nur verfremdet, sondern sogar stellenweise „unhegelsch“. Annemarie GethmannSiefert, die beste Kennerin der Thematik, hat eine Einführung in die Ästhetik Hegels geschrieben, die sich auf die von Hegel selbst veröffentlichten Überlegungen zur Kunst sowie auf die Vorlesungsnachschriften seiner vier Berliner Kollegien stützt:
GethmannSiefert, Annnemarie: Einführung in Hegels Ästhetik. 376 S., kt., € 18.90, 2005, UTB 2646, W. Fink, Tübingen
Das didaktisch übersichtlich aufgemachte Buch (mit Zusammenfassungen am Rande) verfolgt zwei Lernziele: zum einen eine historischhermeneutische Darstellung der Hegelschen Ästhetik, zum anderen die Frage nach der Bedeutung dieser philosophischen Bestimmung der Kunst. Die Autorin verzichtet dabei prinzipiell darauf, die HothoFassung zu berücksichtigen und präsentiert die Bestimmungen der Kunst und die philosophischen Grundbegriffe, wie sie sich aus diesen Vorlesungen bestimmen lassen, fragt dann nach der systematischen Konzeption, die Hegel seiner Philosophie der Kunst zugrundegelegt hat.

Marx

3883092541 Iorio, Marco: Karl Marx interkulturell gelesen. 130 S., kt., € 10.—, 2005, Interkulturelle Bibliothek 78, Bautz, Nordhausen.
Eine flüssig geschriebene Einführung in das Denken von Marx, die der Biographie breiten Raum gibt. Im Zentrum steht der Philosoph (und nicht der Ökonom), insbesondere der junge Marx, der sich mit Hegel auseinandersetzt. Den interkulturellen Bezügen des Marxschen Werkes ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Autor ist Hochschuldozent für Philosophie an der Universität Bielefeld. Das Buch nähert sich Marx sachlich, d.h. nicht ideologisch. Es ist insbesondere für Personen interessant, die sich erstmals mit dem Philosophen Marx beschäftigen wollen.

Rohbeck, Johannes: Marx. 137 S., kt., € 9.90, Reclam 20308, 2007, Grundwissen Philosophie, Reclam, Stuttgart.
Stellt systematisch Schwerpunkte der Theorie von Marx vor, wobei Rohbeck dessen ganzes Werk als gleichwertig behandelt (also nicht das „philosophische“ des jungen Marx dem Ökonomen Marx vorzieht). Rohbeck behandelt die von ihm ausgewählten Schwerpunkte insbesondere auch in bezug auf die Gegenwart (er hält Marx für durchaus aktuell). Das Buch trifft genau die Konzeption der Reihe „Grundwissen“, sich auf Kernthesen und Schlüsselbegriffe zu beschränken und ist in einer gut verständlichen Sprache geschrieben (ohne jeden marxistischen Jargon). Er wendet sich an Personen, die sich zum ersten Mal mit Marx beschäftigen und einen ersten Einblick in sein Werk gewinnen wollen. Nicht behandelt werden philosophiegeschichtliche Hintergründe des Denkens von Marx, auch nicht die Geschichte des Marxismus.

Rolf Peter Sieferle: Karl Marx zur Einführung. 233 S., kt., € 13.90, 207, Junius, Hamburg.
Dieser Band löst den von O.K. Flechtheim und H.M. Lohmann verfassten und 1988 erstmals erschienenen gleichnamigen Band in der populären „zur Einführung“ Reihe ab. Damals konnten die Autoren noch von einem aktuellen marxistischen Denken ausgehen, heute gilt dieses als obsolet.

Sieferles neuer Band konzentriert sich auf den Ökonomen Marx, auf den ersten Band des Kapitals. Sieferle stellt Marx neben die anderen wichtigen Ökonomen seiner Zeit, zeigt, was er von diesen übernommen hat, was originärer Marx ist und weist eindringlich die Fehler von Marx’ Analysen auf. Letztlich wird Marx zu einem Ökonomen unter anderen zurückgestuft, dessen Theorien nicht nur überholt, sondern bereits zu seiner Zeit falsch waren (von einem „mäßig getarnten polemischen Verriss“ von Marx’ Werk erzählt der Widerspruch in seiner Rezen¬sion). Leider hat das Buch didaktische Mängel: Sieferle kommt zu schnell mit Vergleichen und Urteilen, ohne zuerst den Leser in Marx’ Konzept einzuführen.

Zu kurz kommt u. a. der junge Marx mit seiner Entfremdungstheorie, die hinsichtlich Philosophie für die jüngere Rezeptionsgeschichte wichtig ist. Was den philosophiegeschichtlichen Teil betrifft, ist dieser (im Gegensatz zum ökonomischen Teil) nur schwer verständlich; eine komplizierte Schreibweise und eine Häufung von Fremdwärtern versperren den Zugang zum Text. Interessant ist dagegen die Darstellung, wie die Marxschen Texte durch Engels aufbereitet und wie diese rezipiert wurden. Empfehlenswert ist der Band nur für jemanden, der sich explizit mit der ökonomischen Theorie von Marx beschäftigen will – mit der Akkumulation des Kapitals und der Profitrate.

Kierkegaard
3379203025 Purkarthofer, Richard: Kierkegaard. 123 S., kt., € 9.90, 2005, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Stellt erst das Leben Kierkegaards, dann chronologisch die wichtigeren Schriften vor. Diese werden unter einem Leitstichwort behandelt. Konzentriert sich auf das Wesentliche, knapp formuliert, arbeitet die Grundgedanken Kierkegaards heraus, stellt Stil und Form dar und fragt nach der Aktualität Kierkegaards Eignet sich gut für Prüfungsvorbereitungen. Der Autor ist Mitarbeiter an der neuen deutschen KierkegaardAusgabe.

Nietzsche

9783379203050 Himmelmann, Beatrix: Nietzsche. 132 S., kt., € 9.90, 2006, Reclam Bibliothek Band 20308, Grundwissen Philosophie. Die Autorin zeigt in diesem einfühlsam geschriebenen Buch Nietzsche als existentiellen Philosophen, der in Gegensätzen denkt. Sie arbeitet sein Denken in drei Richtungen heraus: seiner Kritik der Erkenntnis, seiner Kritik der Moral und seiner Gedanken zur Ästhetik. Etwas zu kurz kommen die beiden bei an Nietzsche Interessierten auf großes Interesse stoßenden Schlüsselgedanken „Ewige Wiederkehr“ und „Wille zur Macht“. Eignet sich zur ersten Beschäftigung mit Nietzsche.


Peirce
3885063913 Pape, Helmut: Charles S. Peirce zur Einführung. 188 S., kt., € 13.50, 2004, zur Einführung 291, Junius, Hamburg.
Führt Schritt für Schritt in die Grundgedanken von Peirces „logischem Idealismus“ ein, wonach der Geist als ein Prozess zu verstehen ist, dessen Struktur vollständig durch aus der Mathematik und Logik adoptierte Begriffe verstanden werden kann. Damit zeigt Pape, der beste deutschsprachige Kenner von Peirces Werk, einen bislang hier unbekannten Peirce (Peirce wurde vor allem als Semiotiker rezipiert). Behandelt werden neben dieser idealistischen Ontologie die Logik der Relationen, die Semiotik und die Metaphysik (auf viele weitere Themen des riesigen Werkes von Peirce, etwa die Religionsphilosophie, wird nicht eingegangen). Eines der besten deutschsprachigen Bücher über Peirce.

Sartre
3406511384 SchönherrMann: Sartre. Philosophie als Lebensform. 174 S., kt., € 16.90, 2005, C.H. Beck, München.

Im Unterschied zu gängigen philosophischen Biographien steht hier nicht Person und Werk im Vordergrund, sondern gegenwärtige Probleme und Sartres (mögliche) Antworten darauf. Von hier wird dann auf Sartres biographischen und ideengeschichtlichen Ausgangspunkt eingegangen. Zentrales Thema dieser gut geschriebenen Einführung in einen aktualisierten Sartre ist die Freiheit und Sartres Diktum, der Mensch sei frei: mit Sartre verteidigt SchönherrMann die Idee der Freiheit auch gegen deterministische Einwände.

3379201200 Hastedt, Heiner: Sartre. 140 S., kt., € 9.90, 2006, Reclam Bibliothek Leipzig Band 20120, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Stellt nicht (nur) den Philosophen Sartre im engeren Sinn dar, sondern den Intellektuellen Sartre, der sich auf den verschiedensten Feldern zu Wort meldet. Entsprechend trennt er Leben und Werk nicht, sondern präsentiert beides als Einheit dar. Porträtiert Sartre innerhalb der geistigen Situation seiner Zeit und, was die Philosophie betrifft, im Kontext von Hegel, Husserl und Heidegger. Geht jedoch nicht detailliert auf Sartres (schwierige) Philosophie ein, sondern konzentriert sich auf sein Diktum, dass der Mensch dazu verurteilt ist, frei zu sein. Eine ansprechende Lektüre, für Leser, die sich erstmals mit Sartre beschäftigen und wenige philosophische Vorkenntnisse mit sich bringen.


Wittgenstein

3593378582 Buchholz, Kai: Ludwig Wittgenstein. 152 S., kt., € 12.90, 2006, Campus Einführungen, Campus, Frankfurt.
Eine kurze Einführung für ein breites Publikum, bei der das Werk und nicht die Person im Mittelpunkt steht. Buchholz, Ausstellungskurator und Hörspielautor, zeigt Wittgensteins Werk von den lebenspraktischen Aspekten her – und unterscheidet sich damit von den meisten anderen Einführungen, die zumeist von analytischen Philosophen stammen. Behandelt wird das ganze Werk von Wittgenstein, das Buch ist didaktisch gut aufgemacht und eignet sich für Leser, die sich erstmals mit Wittgenstein beschäftigen und nur geringe Vorkenntnisse in der Philosophie haben.

Alternative Einführungen:

Ebenfalls sehr kurz, aber mehr in die Tiefe gehend, ist der schmale Band „Wittgenstein. Eine Einführung“ von Joachim Schulte, dem vielleicht besten deutschsprachigen WittgensteinKenner 248 S., Ln., € 6.10. 1989, Reclam). Für eine ausführliche, in der Tradition der analytischen Philosophie stehende Einführung empfiehlt sich Wilhelm Vossenkuhl, Ludwig Wittgenstein (368 S., kt., 1995, € 16.90., Beck’sche Reihe).

3883091847 Mall, Ram Adhar: Ludwig Wittgenstein Interkulturell gelesen. 130 S., kt., € 10.—, 2005, Interkulturelle Bibliothek Band 12, Bautz, Nordhausen.
Stellt eingangs Wittgensteins Biographie vor, behandelt dann eingehend das Thema „Interkulturelle Philosophie“ und stellt schließlich einzelne Aspekte im Werk Wittgensteins zur Diskussion. Die einzelnen Teile sind schlecht aufeinander abgestimmt, die Formulierungen lassen zu wünschen übrig. Unklar, an wen sich das Buch richten soll. Als Einführung zu Wittgenstein ungeeignet.

Heidegger
3379201170 Tietz, Udo: Heidegger. 168 S., kt., € 9.90, 2005, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Heidegger Behandelt Heideggers Denken in der Terminologie der gegenwärtigen, analytisch dominierten Philosophie und primär aus sprachphilosophischem Interesse. Im Zentrum steht der ganz frühe Heidegger, der sich ausführlich mit Logik beschäftigt hat. Stellt Heideggers Logikansatz neben denjenigen Freges. Sehr einseitig, viele wichtige Aspekte der Philosophie Heideggers kommen nicht nur zu kurz, sondern werden gar nicht behandelt – das betrifft insbesondere die Zeit nach Heideggers „Wende“. Auch werden Aspekte von Heideggers Denken kritisiert, ohne dieses erst verständlich dargestellt zu haben. Als Text einer Reihe „Grundwissen“ ungeeignet.

Existenzialismus
Thurnherr, Urs/ Hügli, Anton: Lexikon Existenzialismus und Existenzphilosophie. 348 S., Ln., € 79.90, 2007, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Behandelt werden Begriffe, die für den Existenzialismus von Bedeutung sind (also keine Personen). Der Begriff „Existenzialismus“ ist nicht eindeutig, noch weniger, welche Denker dazu gehören (die Einleitung von Urs Thurnherr zu dieser Thematik ist sehr informativ). Philosophen, die in den Texten im Zentrum stehen, sind insbesondere Kierkegaard, Sartre, Jaspers und dann auch Heidegger (obwohl sich dieser gegen diese Etikettierung gewehrt hatte). Aber auch kaum bekannte bzw. vergessene Denker wie Gabriel Marcel oder Peter Wust werden gelegentlich – je nach Begriff – genannt. Die Beiträge erläutern erst den jeweiligen Begriff und stellen dann dessen Verwendung bei den einzelnen Philosophen dar, und dies in der Regel textnahe. Die Länge der einzelnen Einträge ist unterschiedlich und reicht je nach Bedeutung des Begriffs von einer halben bis zu vier Seiten (der Durchschnitt dürfte bei drei Seiten liegen). Ergänzt wird das Lexikon durch eine umfangreiche Bibliographie. Das Lexikon ist für diejenigen von Interesse, die sich intensiver mit dem Existentialismus beschäftigen wollen.

Hannah Arendt
3406541070 SchönherrMann, Hans: Hannah Arendt: Wahrheit, Macht, Moral. 208 S., kt., € 12.90, beck’sche reihe Band 1691, 2006, C.H. Beck, München.
Das rechtzeitig zum Hannah ArendtJahr erschienene Buch orientiert sich an den Hauptthemen, die Arendt ein Leben lang beschäftigt haben: der Antisemitismus, der Totalitarismus. Das Buch stellt ihre Analysen auf anschauliche Weise dar. Die eigentliche Biographie steht im Hintergrund, dafür gelingt es dem Autor auf beeindruckende Weise, den Zusammenhang zwischen Arendts Existenz und der von ihr behandelten Themen aufzuzeigen. Auch überzeugt seine Darstellung von Arendts Problemen als die unsrigen, womit er ihre Analysen als immer noch aktuell ausweist. Eine gelungene Darstellung, die sich an ein breites, an Arendt interessiertes Publikum wendet.

3379203033 Vowinckel. Annette: Arendt. 130 S., kt., € 9.90, 2006, Reclam Bibliothek Leipzig Band 20303, Grundwissen Philosophie, Reclam, Leipzig.
Geht chronologisch vor und stellt neben den Lebensdaten den jeweiligen Inhalt der von Arendt verfassten Bücher vor, wobei der Schwerpunkt auf den politischen Texten liegt. Sehr seriös, eignet sich gut, um sich in kurzer Zeit einen Überblick über das Werk von Arendt zu verschaffen. Hervorzuheben ist am Schluss die gut ausgearbeitete, auf die wichtigsten Werke konzentrierte kommentierte Bibliographie sowie auf Institutionen, die sich mit Arendt beschäftigen. Die Autorin ist Mitarbeiterin des Kulturwissenschaftlichen Seminars der HumboldtUniversität zu Berlin.

Kritische Theorie

3531141082 Honneth, Axel (Hrsg.): Schlüsseltexte der Kritischen Theorie. 414 S., Ln., € 29.90, 2006, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.
Das Buch beinhaltet nicht die eigentlichen Schlüsseltexte der Kritischen Theorie selbst, sondern will, so der Herausgeber, „durch die knappe Präsentation der Entstehungsbedingungen und Inhalte aller wesentlichen Schriften, die im geistigen Umfeld dieser Tradition entstanden,“ ein „technisches Hilfsmittel zur Auseinandersetzung mit der intellektuellen Erbschaft der Frankfurter Schule“ bieten. Berücksichtigt werden nicht nur die eigentlichen „Stammväter“, sondern auch die Peripherie und nicht nur die Monographien, sondern auch Aufsätze oder Essays, sofern, so der Herausgeber weiter, „sie für die Absicht des entsprechenden Autors oder für das Theorieprojekt im Ganzen von maßgeblicher Bedeutung sind“. Entsprechend der weiten Fassung des Begriffs sind ziemlich genau hundert Texte erfasst, berücksichtigt sind auch Autoren wie Erich Fromm, der frühe und der spätere Jürgen Habermas, Herbert Marcuse oder KarlAugust Wittfogel mit ihren wichtigeren Texten. Dabei werden erst Art und Bedeutung des betreffenden Textes dargestellt, dann dessen Inhalt skizziert und schließlich wird er am Schluss (vor den kurzen Literaturhinweisen) kritisch gewürdigt. Aufgenommen sind Beiträge zu allen Gebieten, die für die betreffenden Autoren wichtig sind, bei Adorno beispielsweise viele Texte zur Musik. Alle Beiträge sind sehr kurz, in der Regel 3 – 4 Seiten, und das gilt auch für die wirkungsmächtigsten Werke wie die „Dialektik der Aufklärung“ (5 Seiten). Man hätte darüber gerne mehr erfahren, dafür hätte man kleineren Texten wie Zeitschriftenbeiträgen weniger Raum geben können.

Levinas
337920300 Gelhard, Andreas: Levinas. 138 S., kt., 2005, € 9.90, Reclam, Leipzig.
Verfolgt das Denken von Levinas in seinem Ausgang bei Husserl und Heidegger bis zu Levinas späten Texten. Hervorzuheben ist die Einleitung, die auf ausgezeichnete Weise in aller Kürze mit der Art von Levinas’ Denken vertraut macht. Zu kurz kommen die jüdischen Wurzeln von Levinas’ Philosophie und deren religiöse Aspekte. Aber insgesamt eine gelungene kurz gefasste Einführung, die sich an einen größeren Leserkreis wendet.

3495481885 Krewani, Wolfgang Nikolaus: Es ist nicht alles unerbittlich. Grundzüge der Philosophie E. Lévinas’. 372 S., kt., € 36.—, 2006, Alber Philosophie, Karl Alber, Freiburg.
Vollständige Neuüberarbeitung des 1992 erschienenen Buches „Emmanuel Lévinas. Denker des anderen“. Eine eingehende Darstellung der Philosophie von Lévinas, die sowohl die Entwicklung seines Denkens wie auch die Einflüsse anderer auf sein Denken eingehend darstellen. Insbesondere wird – im Unterschied zu den meisten anderen Darstellungen – auch der Einfluss des jüdischen Denkens auf seine Philosophie berücksichtigt. Auf hohem Niveau, aber dennoch verständlich geschrieben, der Autor hat sich über Jahrzehnte mit Lévinas beschäftigt – es ist das beste in deutscher Sprache über die Philosophie von Emmanuel Lévinas erhältliche Buch.

Gadamer
Figal, Günter (Hrsg.): Wahrheit und Methode. 256 S., kt., € 19.80, 2007, Klassiker auslesen Band 30, AkademieVerlag, Berlin.
Enthält eine Zusammenfassung und einen Kommentar zu den einzelnen Kapiteln des Hauptwerkes von Gadamer, verfasst von einem internationalen Team, wobei manche Texte in englischer Sprache sind. Einzelne Texte beschränken sich auf einen Kommentar, andere informieren über den geistesgeschichtlichen Hintergrund, einige wenige Texte sind eigene Abhandlungen

Foucault
3885066068 Sarasin, Philippe: Michel Foucault
zur Einführung. 220 S., kt., € 13.90, 2005, zur Einführung 306, Junius, Hamburg.
Verfolgt die Entwicklung von Foucaults Denken bis hin zu den späten Texten zur Gouvernementalität und der Sorge um sich selbst. Auf den Versuch einer Systematisierung wird verzichtet, dagegen wird die Vielgestaltigkeit von Foucaults Denken in den Vordergrund gestellt. Die einzelnen Themen in Foucaults Denken werden gleichmäßig behandelt. Im letzten Kapitel zeigt der Autor, wo er Probleme in Foucaults Denken sieht und wo seines Erachtens nach eine Kritik ansetzen müsste. Der Autor ist Professor für Geschichte an der Universität Zürich, es ist ihm eine gut verständliche und objektive Darstellung gelungen, die sich aber nicht primär an einen philosophisch interessierten, sondern an einen breiteren Leserkreis wendet.


Niklas Luhmann
Dieckmann, Johann: LuhmannLehrbuch.
313 S., kt., UTB 2486, € 2004, W. Fink, München.
Im Klappentext kann man lesen, das Buch rekonstruiere Schritt für Schritt Luhmanns Systemtheorie unter Verwendung von Merksätzen und Zusammenfassungen. Etwas stutzig macht dann die Information, das Buch wende sich an „Anfänger und Fortgeschrittene“ gleichermaßen, handelt es sich dabei doch um unterschiedliches Publikum mit unterschiedlichen Voraussetzungen.
Fängt man dann aber zu lesen, wundert man sich. Denn der Autor, so teilt er gleich auf der ersten Seite mit, will der Frage nachgehen, warum „sich die Meinungen im Blick auf Luhmanns Arbeiten so unterschiedlich strukturieren.“ Dann will er zeigen, „dass das eindrucksvolle theoretische Gebäude, das Luhmann aufgebaut hat, eine Reihe von Fehldeutungen überlieferter Ansätze und logischen Schieflagen aufweist.“ Es handelt sich, so vermutet man nun, um ein akademisches Buch, das des besseren Verkaufes wegen als Einführung vorgestellt und hierfür mit Merksätzen, Einführungen und Zusammenfassungen versehen wurde. Von einer didaktisch aufgebauten Einführung in Luhmanns schwieriges Theoriegebäude ist wenig zu sehen, es handelt sich um eine schwierige Kost und bleibt ohne Vorwissen (etwa über Hegel) kaum verständlich. Dieckmann rekonstruiert Luhmanns Texte auch nicht, sondern paraphrasiert „ausgewählte Positionen aus der Systemtheorie Luhmanns“. Kurz: Als Lehrbuch ungeeignet.

Karl Popper
3897855003 Schröder, Jürgen: Karl Popper. 150 S., kt., 2006 € 14.80,, nachGedacht, Mentis, Paderborn.
'Eine gut geschriebene Darstellung von Poppers Philosophie, die dessen Grundgedanken klar und eingängig darstellt. Man bekommt hier auf wenigen Seiten einen konzisen Überblick über Poppers Denken. Beginnt mit einem kurzen Abriss über Poppers Leben, skizziert dann prägnant Poppers Positionen um im ausführlichsten Teil des Buches Poppers Argumentationen nachzuzeichnen. Ein letzter Teil behandelt die weitere Entwicklung (Lakatos, Feyerabend, Albert). Sehr zu empfehlen.

Wilfrid Sellars

9783897855021 Seibt, Johanna: Wil fried Sellars. 148 S., kt., € 14.80, nachGe dacht, 2007, Mentis, Paderborn. Wilfried Sellars (19121989) ist bei uns vor allem durch seine Schüler Brandom und McDowell bekannt geworden. Seine Philosophie gilt als „Geheimtyp“, man weiß von seiner Kritik am „Mythos des Gegebenen“, aber Sellars macht es seinen Leser nicht leicht: Seine Texte sind schwierig. Johanna Seibt macht in ihrer Einführung kein Hehl daraus, dass sie Sellars für den bedeutendsten Philosophen des letzten Jahrhunderts hält und in ihrer Darstellung der Grundthesen von Sellars versucht sie den Leser bzw. die Leserin auch für Sellars zu begeistern. Dabei geht sie von Sellars’ Grundgedanken aus, dass der Bezug zwischen Denken und Welt nicht eine Sache der Repräsentation ist.

Seibt ist die beste Kennerin von Sellars’ Werk, es handelt sich bei dem Bändchen um die erste populäre Darstellung von dessen Philosophie, die didaktische gut aufgebaut ist und einem die Möglichkeit gibt, einen bislang nur Spezialisten bekannten Philosophen zu entdecken.