PhilosophiePhilosophie

STUDIUM

Lexikon: Politische Philosophie

Politische Philosophie

Gosepath, Stefan / Hinsch, Wilfried / Rössler, Beate (Hrsg.): Handbuch der politischen Philosophie und Sozialphilosophie. 2 Bände, zusammen 1570 S., Ln., € 198.—, 2008, de Gruyter Berlin.

 

Dieses Lexikon erläutert Begriffe und stellt Personen aus dem in einen weiten Sinn verstandenen Gebiet der politischen Philosophie und der Sozialphilosophie dar.

Üblicherweise beinhaltet ein Handbuch die zentralen Begriffe eines Themas in ausführlichen Übersichtsartikeln. Dieses Handbuch hat hingegen Lexikoncharakter: Es sind kurze, dafür sehr viele Artikel, die das große Feld in seiner ganzen Breite abdecken. Ziel ist es, wie die Herausgeber angeben, ein Höchstmass an Information auf knappem Platz zu liefern – und das haben sie mit dem Werk auch erreicht. Es stützt sich auf einen breiten Kreis von Autoren (und sie sind durchwegs namhaft und  kompetent); insgesamt sind es an die die 300 Personen, die Beiträge zu den fast 400 Stichwörtern geliefert haben.

 Im Vordergrund stehen die Sachartikel. Diese sind weniger historisch als systematisch ausgerichtet, im Vordergrund steht die gegenwärtige Diskussion. Die Texte sind jeweils in 1., 2., 3. und 4. unterteilt, wobei Punkt 3 nochmals aufgegliedert ist. Teil 1  bringt eine Art Definition des Begriffs sowie eine Umfangsbestimmung der entsprechenden Thematik. Der zweite Teil enthält eine Darstellung der Problem- und Begriffsgeschichte. Der dritte Teil gibt einen Einblick in die gegenwärtig vertretenen Positionen und in die Diskussion. Der vierte Teil enthält die relevante Literatur.

Der Buchstabe F (als Beispiel) enthält die Sachartikel „Familie“, „Faschismus“, „Federalist Papers“, „Feminismus“, ´“Föder­alismus“, „Freiheit“, „Freundschaft“, „Frieden“, „Fundamentalismus“ und „Fürsorge / Fürsorgeethik“. Nicht aufgenommen hat man hingegen, was denkbar gewesen wäre (und was man kritisieren könnte), die Begriffe „Fetischismus“, „Fortschritt“, „Frankfurter Schule“, „Frau“ oder „Funktion“. Es gibt aber auch Begriffe, die man vermisst, z. B. „öffentliche Güter“ bzw. „öffentliches       Eigentum“.

 Die Personenartikel enthalten erstens einen biographischen Abriss, zweitens Hinweise auf die Bedeutung der politischen Philosophie im Rahmen des Gesamtwerkes, drittens, manchmal in mehreren Unterkapiteln, eine Darstellung der politischen Philosophie und der Sozialphilosophie, sowie abschließend die wichtigsten Bücher von und über die entsprechenden Klassiker. Behandelt werden neben berühmten Autoren wie Hannah Arendt oder Michel Foucault auch weniger bekanntere wie Kenneth J. Arrow oder Frantz Franon. Auch solche aus Randgebieten, wie Charles Darwin oder Milton Friedman, sind aufgenommen, werden aber nur kurz dargestellt.

Das Werk richtet sich von seiner Konzeption her an eine breite Öffentlichkeit. Die einzelnen Artikel arbeiten die wesentliche Information zum betreffenden Thema heraus, sodass man sich schnell über Grundlagen informieren kann. Inhaltlich ist es wissenschaftlicher Objektivität verpflichtet, man kann es keiner ideologischen Richtung oder Schule zuschreiben. Das Lexikon informiert aber bei einzelnen Positionen nicht detailliert über Argumente, die dafür oder dagegen vorgebracht werden.

Lexika sind zeitgebunden; die Termini, die eine Diskussion beherrschen, machen anderen Platz und treten in den Hintergrund. Das kann man hier deutlich sehen. Der Begriff „Geschlechterverhältnisse“ wäre noch vor wenigen Jahren unabdingbar gewesen. Hier fehlt er. An seine Stelle tritt „Gender / Geschlecht“. Diese Doppelsprachigkeit, wobei das englische Wort an erster Stelle tritt, zeigt das Vordringen der englischen Sprache. Man sieht das auch in der Bibliographie: Die englischsprachigen Titel nehmen fast die Hälfte des Platzes ein. Umgekehrt bei französischen Autoren: Dort finden sich nur deutschsprachige Literaturangaben. Etwas merkwürdig ist hingegen der Eintrag bei Hume: Dessen Bücher werden nur in der deutschen Übersetzung angegeben, die Sekundärliteratur ist dagegen englisch, mit zwei Ausnahmen:    einem deutschsprachigen und ausgerechnet hier einem französischen Titel