Philosophie ist ein traditionelles Fach, für das viele Universitäten Studiengänge (s.u.) anbieten. Dabei ist sowohl ein Bachelor als auch ein Master als Abschluss vorgesehen. Der konsekutive Masterstudiengang ist forschungsorientiert konzipiert.
Das Studium beginnt i.d.R. nur zum Wintersemester und als Voraussetzung wird die allgemeine Hochschulreife verlangt. Die meisten Universitäten sehen für ein Philosophie-Studium keinen Numerus clausus vor.
Im Masterstudium sind für das Erarbeiten der ursprünglichen Quelltexte Sprachkenntnisse in Latein bzw. Altgriechisch wünschenswert. Wird eine Promotion angestrebt, sind sie de facto unerlässlich.
Wichtige Disziplinen der Philosophie sind die Logik, die Erkenntnistheorie, die Ethik, die Metaphysik, und die Wissenschaftstheorie.
Ablauf
Das Studium der Philosophie wird häufig in ein Grund- und Hauptstudium unterteilt. In den Basismodulen im Grundstudium sind die meisten Veranstaltungen Pflicht. Allerdings variieren die Lehrpläne recht stark - die hier aufgezeigte Struktur ist daher nur beispielhaft. Konkrete Informationen lassen sich über die Vorlesungsverzeichnisse der Unis recherchieren.
Das Studium ist grundsätzlich theoretisch ausgerichtet – selbst in der sogenannten "Praktischen Philosophie".
Potenzielle Pflichtfächer
- Theoretische Philosophie (z.B. Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie, Ontologie, Metaphysik, Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie)
- Logik
- Ethik
- klassische Philosophen
Potenzielle Wahlfächer
- Praktische Philosophie (z.B. Ethik, Politische Philosophie, Rechts-, Sozial- und Kulturphilosophie, Technikphilosophie, Geschichtsphilosophie)
- Philosophische Anthropologie
- Metaphysik
- Philosophiegeschichte
- Sprachphilosophie
- Religionsphilosophie
Gelegentlich beinhaltet die Ausbildung das Studium von zwei Fächern in gleichgewichtigem Umfang. Folgende Fächer sind kombinierbar:
- Bildungs- und Wissensmanagement
- Sprach- und Kommunikationswissenschaft
- Anglistik
- Romanistik
- Germanistik
- Literaturwissenschaft
- Politische Wissenschaft
- Geschichte
- Philosophie
- Soziologie
Abschlüsse
Das Bachelor-Studium umfasst meistens eine Regelstudienzeit von 6 Semestern, das mehr forschungsorientierte Master-Studium dauert weitere 4 Semester. Beide Studiengänge sind modular aufgebaut. Das Fach Philosophie kann entweder als Kernfach (Hauptfach) oder als Komplementfach (Nebenfach) studiert werden.
Nach drei Jahren kann also ein Abschluss Bachelor of Arts (B.A.) und nach fünf Jahren ein Master of Arts (M.A.) erworben werden.
Dieser ergänzt das Bachelorstudium Philosophie um weitere philosophische Teilgebiete, vertieft das philosophische Wissen der Studierenden in Theoretischer und Praktischer Philosophie und setzt Schwerpunkte in Interkultureller Philosophie und Angewandter Ethik. Es führt zur selbstständigen kritischen Auseinandersetzung mit ideen- und kulturgeschichtlichen Entwicklungen sowie zeitgenössischen Strömungen der Philosophie. Die während des Bachelorstudiums entwickelten Interessen können weiterverfolgt und mit anderen Fragestellungen in Beziehung gebracht werden. Darüber hinaus werden die Kompetenzen, die für die wissenschaftliche Arbeit im Bereich Philosophie erforderlich sind, vervollständigt und perfektioniert.
Besonders hervorzuheben ist die Befähigung, philosophische Texte vor ihrem philosophiegeschichtlichen Hintergrund und im Kontext der aktuellen Forschungsdiskussion zu analysieren, selbstständig zu hinterfragen und mit aktuellen gesellschaftlichen und interkulturellen Problemstellungen zu verbinden. Die Studierenden werden dabei unterstützt, eigene Fragestellungen und Problemlösungen zu finden.
Bachelor
Dem Bachelorstudium kommt die Aufgabe zu, den Studierenden der Philosophie eine umfassende philosophische Grundausbildung zu vermitteln, die gleichermaßen die antike und scholastische Tradition wie auch gegenwärtige Positionen berücksichtigt.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen nach den weltanschaulichen Einstellungen des Menschen und den Möglichkeiten und Grenzen philosophischer Gotteserkenntnis (Metaphysik mit Philosophischer Gotteslehre), nach dem Menschen als Menschen (Philosophische Anthropologie) sowie nach dem richtigen Handeln im Leben des Einzelnen sowie in seinem sozialen Umfeld (Ethik mit Sozialphilosophie). Dazu ist eine für diese Fächer grundlegende Systematik und auch historische Vertiefung erforderlich, zu der u.a. Logik, Sprachphilosophie, Erkenntnislehre, Hermeneutik, Wissenschaftstheorie und das Studium der Geschichte der Philosophie zählen.
Master
Im Masterstudium Philosophiet wird den Studierenden hoch spezialisiertes Orientierungswissen vermittelt, im Hinblick auf eine Zusammenschau philosophischer Disziplinen, auf Philosophie im Kontext der Diskussion mit anderen Wissenschaften sowie insbesondere darauf, dass philosophisches Denken zu argumentativ begründeten und wissenschaftlich reflektierten Überzeugungen in weltanschaulichen Fragen führt und zu kritischer Stellungnahme befähigt.
Im Sinne dieser Aufgaben und Ziele des Masterstudiums Philosophie bietet es eine entsprechend spezialisierte philosophische Ausbildung, die gleichermaßen die wichtigsten philosophischen Traditionen wie auch repräsentative zeitgenössische Positionen berücksichtigt und sich als Grundlage verstehen lässt für innovative Denkansätze. Den Schwerpunkt bilden die Kernfächer Theoretische und Praktische Philosophie, eine gründliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Philosophie sowie die Auseinandersetzung mit der Eigenart der Rationalität von Weltanschauung und weltanschaulichem Dialog.
Lehramt
Das Studium der Philosophie ist mit den Lehramtsfächern (Bachelor of Education) an Gymnasium und Gesamtschule kombinierbar. Lehramtsstudiengänge mit Staatsprüfung werden häufig (auch als Zweitfach) angeboten für:
- Lehramt an berufsbildenden Schulen
- Lehramt an Sekundarschulen
- Lehramt an Gymnasien
An einigen Unis wird der Master in Kombination mit einem zweiten Fach sowie Erziehungswissenschaften studiert.
Philosophicum
Zudem bietet manche Universitäten (z.B. die Hochschule für Philosophie in München) vor allem für diejenigen, die Philosophie an der Hochschule als Zweitstudium oder als Ergänzung zu anderen Studien an einer der Münchner Universitäten studieren möchten, das Philosophicum an, das in 4-6 Semestern studiert werden kann.
Durch Prüfungen in 6 systematischen Fächern (Metaphysik, Allgemeine Ethik, Philosophische Gotteslehre, Erkenntnistheorie, Philosophische Anthropologie und Naturphilosophie) und 4 Fächern der Philosophiegeschichte (Altertum, Mittelalter, Neuzeit, Neueste Zeit), sowie den Besuch eines Pro- und eines Hauptseminars kann man sich ein solides Fundament an philosophischem Wissen aneignen. Die 10 Fächer des Philosophicums decken alle philosophischen Fächer ab, die nach „Sapientia Christiana“ für ein Studium der katholischen Theologie erforderlich sind.
Berufe
In der Vergangenheit war das Studium der Philosophie vor allem auf die wissenschaftliche Laufbahn als professioneller Philosoph ausgerichtet. Absolventen der Geisteswissenschaften bieten sich in der Gegenwart aber Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Berufsfeldern einschließlich der Wirtschaft.
Vielen Universitäten & Studierenden erscheint eine zu starke Orientierung an einer rein philosophischen Zielsetzung schon am Beginn des Studiums nicht mehr sinnvoll. Vielmehr geht man davon aus, dass das B.A.-Studium der Philosophie auf kein bestimmtes Berufsfeld vorbereitet.
Der B.A/.M.A.-Studiengang lässt sich insgesamt auch als eine Ausbildung von „Zusatzkompetenzen“ auffassen, die in der heutigen Gesellschaft in nahezu jeder beruflichen Tätigkeit mit einem bestimmten Maß an Eigenverantwortlichkeit gefordert sind.
Deshalb sollen in ihm spezifisch philosophische Methoden und Fähigkeiten erworben werden, die in einer Vielzahl von Berufsfeldern von Nutzen sind. Genannt werden hier vor allem die Fähigkeit, Probleme so zu analysieren, dass das Wesentliche vom Unwesentlichen geschieden wird, in der Argumentation das Für und Wider gegensätzlicher Positionen deutlich herauszuarbeiten und die Stärke der Argument zu beurteilen sowie die Fähigkeit, das erworbene Wissen mündlich und schriftlich klar zu präsentieren. Wer über diese Fertigkeiten verfügt, ist für verschiedene Arbeitsgebiete qualifiziert, z. B. für die Tätigkeit in den Medien und im Verlagswesen, in der Erwachsenenbildung, der Unternehmensberatung, der Wissenschaftsorganisation, in der Öffentlichkeitsarbeit oder im Marketing.
Schließlich sollten während des Studiums auch soziale Kompetenzen erworben werden, die in der späteren Tätigkeit benötigt werden, wie etwa Teamgeist und die Fähigkeit, freiwillig Verantwortung zu übernehmen. Dazu bietet die Arbeit in der Fachschaftsinitiative Gelegenheit.
Mögliche Tätigkeitsfelder bzw. Branchen, in denen Studierende der Philosophie nach ihrer akademischen Ausbildung aktiv werden können, sind
- Journalismus
- Wissenschaftsverlage
- Bibliotheken
- Museen
- Stiftungen
- Funk und Fernsehen
- Öffentlichkeitsarbeit
- Personalentwicklung
- Forschungseinrichtungen
- Fremdsprachenunterricht
Uni Ranking
Das SCImago Institutions Rankings (SIR) veröffentlicht seit 2009 sein internationales Ranking weltweiter Forschungseinrichtungen, den SIR World Report. Der SIR World Report ist das Werk der SCImago Research Group, einer in Spanien ansässigen Forschungsorganisation.
Dabei werden Bereiche wie Forschungsleistung, internationale Zusammenarbeit und Publikationsrate gemessen.
Gemäß dem SIR sind die besten deutschen Hochschulen mit einer Philosophischen Fakultät, hier in absteigender Reihenfolge gelistet. Die Meinung der Studenten, an welcher Universität sich am besten Philosophie lernen lässt, kann abweichend sein.
- Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- Ludwig-Maximilians Universität München
- Universität Hamburg
- Ruhr-Universität Bochum
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Freie Universität Berlin
- Technische Universität München
- Universität zu Köln
- Universität Duisburg Essen
- Universität Ulm
- Universität Heidelberg
- Universität Bielefeld
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Medizinische Hochschule Hannover
- Technische Universität Dresden
- Universität Konstanz
- Heinrich Heine Universität Düsseldorf
In der BRD existieren knapp 150 Lehrstühle für Philosophie mit etwa 300 Professoren. Die Anzahl der Studenten ist rückläufig, im Jahr 2024 waren es etwa 12.000 (24.000 im Jahr 1994).
Geschichte
An den im Mittelalter neu entstehenden Universitäten wurde die Philosophie zu einem grundlegenden Lehrfach. Der Kern des Studiums war durch die sogenannten Artes liberales bestimmt, zu denen „Grammatik“, „Dialektik“, „Rhetorik“ sowie „Geometrie“, „Arithmetik“, „Astronomie“ und „Musik“ gehörten.
Ein erster Abschluss in diesem studium generale an der so genannten Artistenfakultät war notwendig, um die „höheren“ Studien in Medizin, Recht und Theologie aufnehmen zu können. (Aus dieser Tradition stammen noch heute die Bezeichnungen der akademischen Grade des B.A., M.A., Dr. phil.).
Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein blieb die Philosophie eine der klassischen 4 Fakultäten. Weiterhin war eine grundlegende Ausbildung in Philosophie erforderlich, bevor sich die Studenten z. B. naturwissenschaftlichen Fragen und Forschungen zuwenden durften. An einigen traditionsbewussten Universitäten ist ein „Philosophicum“ im Grundstudium bis heute für alle Studenten Pflicht.