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Der moralische Realismus vertritt den Standpunkt, dass ethische Sätze Aussagen ausdrücken, die sich auf objektive Merkmale der Welt beziehen.

Er kann als eine Form des ethischen Kognitivismus angesehen werden, der nicht- nihilistisch ist und alle antirealistischen ontologischen Ansichten ablehnt (insbesondere sein "Gegenteil", den moralischen Relativismus der eine subjetive bzw. individuelle Beteiligung annimmt).

Zusammenfassung

Moralischer Realismus impliziert, dass es moralische Tatsachen gibt, beispielsweise über obligatorische, richtige und falsche Handlungen, deren Existenz und Natur weitgehend unabhängig von den Überzeugungen und Einstellungen derjenigen sind, die sie zum Ausdruck bringen (vergleiche Naturrecht).
Der moralische Realismus vertritt eine ähnliche Position wie der moralische Universalismus, mit der Ausnahme, dass letzterer größeren Wert auf die Fähigkeit moralischer Prinzipien legt, universell anwendbar zu sein.

Für Vertreter dieser Position sind präskriptive (vorschreibende) Sätze wie „Du sollst nicht töten!“ wahrheitsfähig. Moralische Tatsachen werden für den Realisten nicht konstituiert, sondern sie bestehen unabhängig vom erkennenden Subjekt. Siehe dazu auch das im Rahmen der philosophischen Ethik hergeleitete .

Moral im Alltag

"Selbst nach Einschätzung vieler seiner Gegner zeichnet sich der moralische Realismus dadurch aus, dass er am besten zu unserem alltäglichen moralischen Verständnis passt. Danach können unsere moralischen Urteile wahr oder falsch sein. Sind sie wahr, so deshalb, weil es etwas gibt, das sie wahr macht. Das Urteil ‚diese Handlung ist feige‘ ist deshalb wahr, weil der Handlung die Eigenschaft der Feigheit zukommt. Ob die Eigenschaft der Handlung zukommt, hängt nicht von den Einstellungen ab, die wir der Handlung gegenüber haben. Möglicherweise irren wir uns: Wir sind nach bestem Wissen der Auffassung, dass die Handlung verwerflich ist, und sie ist es in Wirklichkeit nicht. Zugleich ist uns bewusst, dass sich moralische Tatsachen wie die, dass die entsprechende Handlung verwerflich ist, von anderen Arten von Tatsachen wie etwa denen der Physik grundlegend unterscheiden: Es sind praktische Tatsachen. Wer die Verwerflichkeit einer möglichen Handlung anerkannt hat, dem unterstellen wir, dass er zugleich auch einen guten Grund anerkannt hat, die verwerfliche Handlung zu unterlassen. Wer hingegen ein physikalisches Urteil fällt, geht keine solche normative Verpflichtung auf einen praktischen Grund ein.

Eng verbunden mit dieser normativen Dimension der Moral ist ihre motivationale: Wer urteilt, es wäre verwerflich, in einer bestimmten Weise zu handeln, und dennoch so handelt, setzt sich dem Verdacht der Heuchelei aus. Wäre er aufrichtig gewesen und hätte tatsächlich anerkannt, was er mit seinem Urteil anzuerkennen schien, nämlich die Verwerflichkeit der Handlung, dann hätte er, so meinen wir, auch motiviert sein müssen, die Handlung zu unterlassen – zumindest dann, wenn keine konkurrierenden Gesichtspunkte (etwa des Eigeninteresses) in eine andere Richtung weisen.

Versucht man, auf ontologischer Ebene die genannten Merkmale unserer moralischen Praxis zu explizieren, ergibt sich folgendes Bild: Es gibt moralische Tatsachen, die unsere moralischen Urteile wahr (oder falsch) machen. Diese Tatsachen sind in dem Sinne objektiv, dass unsere Einstellungen zu ihnen nicht konstitutiv für sie sind. Sie besitzen eine normative Dimension, insofern sie uns gute Gründe geben, in einer bestimmten Weise zu handeln. Schließlich sind sie insofern motivational wirksam, als derjenige, der ihr Bestehen in einer entsprechenden Wertung anerkannt hat, auch pro tanto motiviert ist, entsprechend zu handeln." [Auszug aus dem Essay Die Realität der Moral (archive.org) von Christoph Halbig]

Literatur