Ethik ist die philosophische Untersuchung moralischer Phänomene. Sie wird auch Moralphilosophie genannt und beschäftigt sich mit normativen Fragen darüber, was Menschen tun sollten oder welches Verhalten moralisch richtig ist. Zu ihren wichtigsten Zweigen gehören die normative Ethik, die angewandte Ethik und die Metaethik.
„Gerecht“ wird – wie der Begriff „gut“ – in vielerlei Bedeutungen gebraucht. Es werden Handlungen, Haltungen, Personen, Verhältnisse, politische Institutionen und zuweilen auch Affekte (der „gerechte Zorn“) als gerecht bezeichnet. Das Anliegen der Ethik beschränkt sich nicht auf das Thema „Gerechtigkeit“. Zu den Tugenden gehören noch diejenigen, die man vor allem sich selbst gegenüber hat (Klugheit, Mäßigung, Tapferkeit).
Die normative Ethik zielt darauf ab, allgemeine Prinzipien zu finden, die bestimmen, wie Menschen handeln sollten. Die angewandte Ethik untersucht konkrete ethische Probleme in realen Situationen, wie z. B. Abtreibung, Behandlung von Tieren und Geschäftspraktiken. Die Metaethik untersucht die zugrunde liegenden Annahmen und Konzepte der Ethik. Sie fragt, ob es objektive moralische Fakten gibt, wie moralisches Wissen möglich ist und wie moralische Urteile Menschen motivieren. Zu den einflussreichen normativen Theorien gehören der Konsequentialismus, die Deontologie und die Tugendethik. Nach Ansicht der Konsequentialisten ist eine Handlung richtig, wenn sie zu den besten Konsequenzen führt. Die Deontologen konzentrieren sich auf die Handlungen selbst und sagen, dass sie sich an Pflichten halten müssen, wie die Wahrheit zu sagen und Versprechen einzuhalten. Die Tugendethik betrachtet die Ausprägung von Tugenden wie Mut und Mitgefühl als grundlegendes Prinzip der Moral.
Die Ethik steht in engem Zusammenhang mit der Werttheorie, die sich mit dem Wesen und den Arten von Werten befasst, z. B. mit dem Unterschied zwischen intrinsischem und instrumentellem Wert. Die Moralpsychologie ist ein verwandtes empirisches Gebiet und untersucht die psychologischen Prozesse, die an der Moral beteiligt sind, z. B. die Argumentation und die Charakterbildung. Die deskriptive Ethik beschreibt die in verschiedenen Gesellschaften vorherrschenden Moralkodizes und Überzeugungen und berücksichtigt deren historische Dimension.
Die Geschichte der Ethik begann in der Antike mit der Entwicklung von ethischen Grundsätzen und Theorien im alten Ägypten, Indien, China und Griechenland. In dieser Zeit entstanden ethische Lehren im Zusammenhang mit dem Hinduismus, dem Buddhismus, dem Konfuzianismus, dem Daoismus und den Beiträgen von Philosophen wie Sokrates und Aristoteles. Während des Mittelalters war das ethische Denken stark von religiösen Lehren beeinflusst. In der Neuzeit verlagerte sich dieser Schwerpunkt auf einen eher säkularen Ansatz, der sich mit moralischen Erfahrungen, den Gründen für das Handeln und den Folgen des Handelns befasst. Eine einflussreiche Entwicklung im 20. Jahrhundert war das Aufkommen der Metaethik.