Die Ästhetik ist eine Disziplin der Philosophie, deren Gegenstand die Wahrnehmungen, die Sinne, das Schöne (in der Natur oder in der Kunst) oder ausschließlich das, was sich auf den Begriff der Kunst bezieht, ist.
Die Ästhetik entspricht somit dem Bereich, der bis zum 18. Jahrhundert als "Wissenschaft vom Schönen" oder "Geschmackskritik" bezeichnet wurde, und wird seit dem 19. Jahrhundert zur Kunstphilosophie. Sie bezieht sich beispielsweise auf die Emotionen, die durch ein Kunstwerk (oder bestimmte Gesten, Haltungen, Dinge) hervorgerufen werden, auf die Urteile über das Werk, auf das, was für einen Ausdruck (künstlerisch, literarisch, poetisch usw.) spezifisch oder einzigartig ist, auf das, was im Gegensatz zum Nützlichen und Funktionalen als schön definiert werden könnte.
In der Umgangssprache steht das Adjektiv "ästhetisch" als Synonym für "schön, geschmackvoll oder ansprechend". Als Substantiv bezeichnet "Ästhetik" die Gesamtheit der Merkmale, die das Aussehen einer Sache bestimmen, und wird oft mit "Kosmetik", Aussehen und paradoxerweise auch mit Design gleichgesetzt.
Eine Person, die auf schöne und schöngeistige Dinge besonderen Wert legt, wird als Ästhet oder Schöngeist bezeichnet.
Definition
In ihrer weitesten Definition hat die Ästhetik die Wahrnehmung durch die Sinnesorgane, das Wesen und die Wahrnehmung des Schönen, die mit den Wahrnehmungen verbundenen Emotionen und Urteile sowie die Kunst in all ihren Formen (Musik, Malerei, Kulinarik usw.) und Aspekten (Werk, Kreativität usw.) zum Gegenstand.
Die Ästhetik kann eine Theorie des Schönen sein, die sich als normative Wissenschaft neben der Logik (Begriff des Wahren) und der Moral (Begriff des Guten) versteht. Sie ist also eine Theorie einer bestimmten Art von Werturteilen, die die allgemeinen Normen des Schönen formuliert. Die Ästhetik kann auch eine Metaphysik der Wahrheit sein, die sich bemüht, die ursprüngliche Quelle aller sinnlichen Schönheit zu enthüllen: z. B. die Reflexion des Intelligiblen in der Materie (Platon), die Manifestation der Idee (Hegel), des Willens (Schopenhauer), des Seins (Heidegger).
Der Charakter des Schönen als Metaphysik wird allmählich durch eine Philosophie der Kunst (Hegel) ersetzt, die anstelle von apriorischen Konstruktionen dessen, was das Schöne ist, die von Menschen geschaffenen Werke zum Gegenstand nimmt. In der Folge erscheint die Ästhetik als eine Reflexion über die Techniken oder über die sozialen Bedingungen, die eine bestimmte Art von Handlung als "künstlerisch" gelten lassen, die auch über die Legitimität des Kunstbegriffs nachdenkt.
Etymologie
Das Wort Ästhetik leitet sich vom altgriechischen aisthētikós ("wahrnehmend, empfindlich, zur Sinneswahrnehmung gehörend") ab, das wiederum von aisthánomai ("ich nehme wahr, spüre, lerne") stammt und mit aísthēsis ("Wahrnehmung, Empfindung") verwandt ist.
Der Begriff Ästhetik wurde von dem deutschen Philosophen Alexander Baumgarten in seiner Dissertation "Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus" (dt.: Philosophische Betrachtungen über einige das Gedicht betreffende Angelegenheiten") im Jahr 1735 übernommen und mit neuer Bedeutung versehen; Baumgarten wählte den Begriff Ästhetik", weil er die Erfahrung der Kunst als Mittel der Erkenntnis hervorheben wollte. Baumgartens Definition der Ästhetik in dem Fragment Aesthetica (1750) wird gelegentlich als die erste Definition der modernen Ästhetik angesehen.
Geschichte der abendländischen Ästhetik
Die Ästhetik als Disziplin - verstanden im traditionellen Kant'schen Sinne als die philosophische Untersuchung von Wahrnehmungen, Gefühlen, Schönheit und Kunst - umfasst ein breites Forschungsfeld, das so alt ist wie die Philosophie selbst. Dennoch kann die Disziplin eher als modern bezeichnet werden. Denn die alten Griechen kannten weder eine Lehre vom Schönen in der Kunst noch einen eigenständigen Teil der Philosophie. Wenn man also von der Ästhetik als der Lehre vom Schönen oder der Wissenschaft vom Sinnlichen in der Antike spricht, so geschieht dies in einer retrospektiven Weise. Die Geschichte der Ästhetik folgt einer parallelen Entwicklung zu der des Rationalismus. So muss man die "Erfindung" der Ästhetik im 18. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Aufklärung, ansiedeln. Wenn man jedoch die Philosophie der Kunst meint, beginnt diese Geschichte erst mit Hegel im 19. Jahrhundert.
Klassisches Altertum
In der griechischen Antike ist die Frage der Schönheit ein zentrales Thema, das jedoch nicht unbedingt mit der Kunst zusammenhängt. Bei Platon ist sie ein Thema, das sowohl für die Moral als auch für die Politik von Bedeutung ist. Die Periode der frühen ästhetischen Auffassungen ist in den griechischen Stadtstaaten und hauptsächlich im fünften und vierten Jahrhundert v. Chr. angesiedelt, doch gab es schon lange vorher Spuren des Denkens über Ästhetik:
Homer (Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr.) spricht von "Schönheit", "Harmonie" usw., ohne zu versuchen, diese Begriffe theoretisch zu definieren. Er verstand die künstlerische Arbeit als handwerkliche Produktion, in der sich das Wirken einer Gottheit manifestierte. Heraklit von Ephesos erklärt die Schönheit als materiellen Ausdruck des Wahren. Demokrit sieht das Wesen der Schönheit in der Harmonie zwischen einzelnen Teilen und einem Ganzen. In den kosmologischen und ästhetischen Darstellungen der Pythagoräer spielen Zahlenverhältnisse und Harmonien die wichtigste Rolle für das Wesen des Schönen und Wahren.
Platons Idee der Mimesis
Für Platon ist das, was wir täglich wahrnehmen, nur eine flüchtige Welt des Scheins. Die Dinge, die sich in unserer Umgebung befinden, sind Veränderungen wie Abnutzung, Alterung, Erosion usw. unterworfen und daher seiner Meinung nach nur ein unvollkommener Abglanz der Idee von Vollkommenheit und Schönheit. Seine gesamte Kunsttheorie und Theorie der Kunst als Nachahmung ist somit Teil seiner Formenlehre (auch bekannt als Ideenlehre) oder zumindest die Konsequenz daraus. Allein die Tatsache, dass wir uns ein Bild von solch vollkommenen Dingen oder Taten machen können, so Platon, ist der Beweis dafür, dass es eine solche ideale Welt der Formen geben muss. Was der Künstler also tut, ist: Nachahmung der Nachahmung. Denn: die Natur ahmt nur ideale Formen nach, und nun macht der Künstler eine weitere unvollkommene Kopie einer unvollkommenen Kopie.... Folglich hielt Platon nicht viel von der Kunst. Ihre Funktion sah er in der Mimesis, der Nachahmung, der Nachahmung einer Nachahmung, mehr nicht.
Aristoteles
Aristoteles hat weder die Schönheit noch die Kunst im Allgemeinen erörtert. Ein Teil seiner Poetica befasst sich mit der Theaterkunst, und zwar nur mit den Regeln, die die Tragödie erfüllen muss. Auch seine Vision ist eher experimenteller als theoretischer Natur. Er leitet die Regeln aus den Meisterwerken des griechischen Dramas ab. Dennoch entwickelt er eine allgemeine Theorie der Nachahmung, die sich auf die verschiedenen Künste anwenden lässt: "Das Epos, die tragische Dichtung, die Komödie, die dithyrambische Dichtung, das Flötenspiel, das Zitherspiel sind im Allgemeinen alle Nachahmungen." (Poetik, Kapitel 1). Für Aristoteles unterscheiden sich die verschiedenen Künste zum einen durch die Gegenstände, die sie nachahmen, und zum anderen durch die künstlerischen Mittel, mit denen sie diese Nachahmung realisieren. Die Kunst ahmt die Natur nach oder versucht, etwas zu schaffen, das die Natur übertrifft. Seine Ideen fanden Anklang bei späteren Kunstphilosophen, die sich ebenfalls mit der Rolle der Natur und der Beziehung zwischen der physischen Realität und dem Kunstwerk befassten. Aristoteles führt mehrere Konzepte zusammen, die auch moderne Forscher beschäftigen: das von Platon eingeführte Konzept der Mimesis, die Rolle der Emotion, die Wirkung auf den Betrachter (Katharsis), die möglichen Figuren des Stils und die Rolle des Kunstwerks. Diese Theorien finden Widerhall in der klassischen Ästhetik des 17. Jahrhunderts von Nicolas Boileau und in der marxistischen Ästhetik des 19. Jahrhunderts.
Neoplatonismus
In der Spätantike wurde die Theorie der Schönheit von den neuplatonischen Konzepten des Plotin (204-270) beherrscht. Für Plotin ist Kunst nicht so sehr eine Nachahmung der beobachtbaren Welt der Phänomene (d. h. der Welt der Sinne) als vielmehr ein Versuch, die reine Form oder Idee auf direkte Weise nachzuahmen. In den Enneaden übernimmt er die von Platon gemachten Unterscheidungen und führt sie weiter aus. Es gibt jedoch einen bedeutenden Unterschied: Plotin sieht weder auf die Kunst und ihre Produkte herab, noch stellt er die Kunsthandwerker über die Künstler, wie es Platon tut. Er identifiziert die Schönheit mit "dem Einen", von dem alles Sein abhängt. So gesehen hat die Schönheit eine spirituelle, seelenverbundene Natur. Die Betrachtung der Schönheit ermöglicht das Eindringen des Intelligenten (oder "Nous") als eine der Emanationen des Göttlichen. Die Schönheit liegt auch in der Form des Werkes verborgen und nicht im Material. Mit anderen Worten, ein Kunstwerk nähert sich der Idee der Schönheit durch die Tatsache, dass der Künstler die Form im Material schafft. Für Plotin ist die wahre Kunst also nicht die bloße Nachahmung der Natur, sondern sie versucht, sich über sie zu erheben. Plotin legte damit den Grundstein für die Ästhetik der eher symbolischen, nicht-realistischen Werke. Beispiele hierfür sind die byzantinischen Ikonen und die Gemälde und Skulpturen der romanischen Kunst.
Die Ästhetik der alten Römer greift auf griechische Konzepte zurück, wie z. B. auf Überlegungen zum Verhältnis zwischen Natur und Schönheit. Beispiele hierfür sind Horaz' Poetik und Senecas Theorien über die Schönheit.
Moderne Ästhetik 18. bis 19. Jahrhundert
Kant
Der Philosoph Kant führte die Ästhetik als eigenständigen Zweig der Philosophie ein. Siehe auch "Die ästhetische Kraft des Urteils".
In der Kritik der reinen Vernunft erklärt Kant, wie die Wahrnehmung funktioniert.
In der Kritik der Urteilskraft unterscheidet Kant zwischen Geschmacksurteilen und Schönheit. Ein Geschmacksurteil ist subjektiv und damit kein Kriterium für ästhetische Erkenntnis. Schönheit hingegen ist etwas, das man einem Kunstwerk (objektiv) zuschreiben kann; man kann also über sie diskutieren. Kant unterscheidet hier weiter die transzendentale Ästhetik von der transzendentalen Logik mit der Begründung, dass Sinneswahrnehmung und Vernunft zwei verschiedene Quellen menschlicher Erkenntnis sind. Kant verwendet den Begriff Ästhetik hier noch in der ursprünglichen griechischen Bedeutung von "Lehre von der Sinneswahrnehmung".
Schelling
Schelling ist der erste Denker, der einen ernsthaften Versuch einer Philosophie der Kunst unternimmt. Er entwickelt sie als dritten Teil seines Systems des transzendentalen Idealismus, nachdem er sich mit der theoretischen und praktischen Philosophie beschäftigt hat. Nach Schelling kann der Kunst ein neuer philosophischer Sinn gegeben werden durch die Einsicht, dass die Identität von Subjekt und Objekt, die der gewöhnlichen Wahrnehmung halb verborgen ist, nur in der künstlerischen Erfahrung deutlich wahrnehmbar ist. Die Kunst ist also in der Lage, das Wesentliche, das Wahre zu durchdringen, und ihre Fähigkeit, das Absolute zu enthüllen, stellt sie nach Schelling über die Natur und die Philosophie selbst. Über die konkreten Formen des Schönen gibt Schelling jedoch nur wenig Aufschluss. Seine Klassifizierung der Künste, die auf seiner Antithese von Objekt und Subjekt beruht, ist wegen ihrer komplizierten Anordnung ein Kuriosum. Seine Überlegungen zur besonderen Stellung und Fähigkeit der Kunst wendet er auch auf die klassische Tragödie an.
Hegel
Der Philosoph G.W.F. Hegel hat in seinem System die Kunstphilosophie als erste ("an sich") Entwicklungsstufe des Geistes, in der die Gegenstände noch ganz sinnlich sind, platziert. Die zweite Stufe ("für sich") ist die Theologie, in der der Gegenstand sowohl wahrnehmbare als auch geistige Aspekte hat, und die dritte Stufe ("an-und-für-sich") ist die Philosophie, in der die Vorstellungen ihrer wahrnehmbaren Aspekte entkleidet und völlig ideal geworden sind. Hegel sprach (von seinem philosophischen Standpunkt aus) auch vom Ende der Kunstgeschichte. Damit meinte er, dass alle Kunstformen bereits in früheren Stadien der Entwicklung des Geistes erfunden worden seien, dass aber mit der Romantik das Zeitalter des absoluten Geistes, das philosophische Zeitalter, eingetreten sei. In dieser werden keine neuen Formen mehr erfunden, sondern nur noch bestehende Formen (z. B. griechische Skulptur, Renaissance-Dichtung, römische Architektur) verwendet und erneuert.
Nietzsche
Nietzsche vertrat zwei Ansätze in der Ästhetik: den formalistischen Ansatz und den expressionistischen (unten auf der Seite). Ersterer ist autonom; hier ist die Form das eigentliche Maß für ein Werturteil. Der expressionistische Ansatz ist ein Ausdruck des Geistes, der emotionalen Bindung zwischen Künstler und Kunstwerk, ein evokatives Mittel, das eine individuelle oder kollektive Emotion hervorruft. Da Nietzsche der deutschen Romantik (Sturm und Drang) und formalistischen Positionen (wie l'art pour l'art) eher kritisch gegenüberstand, bevorzugte er eine Kombination dieser Ansätze, "Kunst als Synthese von Form und Ausdruck". In seinen jungen Jahren behauptete er, dies in der Musik Richard Wagners zu finden. Er bezeichnete sie als eine notwendige Verschmelzung des Apollinischen" und des Dionysischen". Die Bezeichnungen sind der griechischen Mythologie entnommen. Dabei steht Apollo (der rettende Gott) für das Konstruktive, Geniale, die Harmonie in der Schönheit, die Formgebung, die Weissagung, das Wissen und die Selbsterkenntnis, die Vernunft usw., und Dionysos (Gott des Weines und des Festes) für das Zerstörerische, Barbarische, das sinnliche Bedürfnis nach Ekstase, Urmärtyrertum und Maßlosigkeit.
Tolstoi
In Leo Tolstois Vision der Ästhetik (Buch: Was ist Kunst? (1897)) stand die Zugänglichkeit für das Volk im Mittelpunkt. Er nannte dies "die Demokratisierung der Kunst". Er prangerte die Eliten an, die sich mit der so genannten Hochkultur beschäftigten. Diese existiere für sich selbst, sei intellektualistisch und für die unteren Kasten der Gesellschaft unzugänglich. Er betrachtete die Kunst als Gegenpol zu Logik und Wissenschaft, da es seiner Meinung nach um Gefühl und Intuition ging. Wahrheiten, die in einer bestimmten Gesellschaft lebten, mussten durch die Kunst aus dem Wissen in die Emotion gehoben werden. Wie Aristoteles sah er die Kunst als ein evokatives Medium, das ein moralisches Bewusstsein hervorbringt. Er verlieh ihr eine ethische Dimension, Kunst sollte das Publikum mit Gefühlen der Solidarität und Nächstenliebe anstecken, sagte er. Daher bevorzugte er primitivere Ausdrucksformen und natürliche Einfachheit, wobei die Wiedererkennbarkeit ein wichtiger Faktor war. Teile seiner Ansichten inspirierten die Kommunisten; Lenin schrieb ein Buch über ihn. Später wurde die visuelle Kunst mit ihnen als sozialistischer Realismus bezeichnet.
Moderne Ästhetik
Ansätze
In der Kunstphilosophie werden verschiedene Aspekte der Kunst betrachtet. Dabei gibt es sechs mögliche Sichtweisen:
- Die mimetische Sichtweise betrachtet das Verhältnis Kunstwerk - physische Realität: Ein Kunstwerk ist eine Darstellung der Realität. Dabei kann unterschieden werden zwischen:
- idealistische Mimesis: Diese Variante nimmt die platonische Ideenwelt als Ausgangspunkt für die Mimesis: Kunst ist eine Darstellung der idealen Wirklichkeit. Einige konkrete Beispiele: Raffael und Michelangelo.
- naturalistische Mimesis: Die Anhänger dieser Strömung behaupten, dass die Kunst die sichtbare Wirklichkeit darstellt. Einige konkrete Beispiele: Rembrandt und Caravaggio.
- Die expressivistische Sichtweise berücksichtigt die Beziehung zwischen Künstler und Künstler: Ein sichtbares "Kunstwerk" ist als Ausdruck eines Kunstwerks zu betrachten, das bereits im Kopf des Künstlers vorhanden ist. In diesem Sinne ist der Begriff "Ausdruck" gleichbedeutend mit "Intuition" und muss von dem produzierten Objekt unterschieden werden: Das Kunstwerk, das im Kopf des Künstlers vorhanden ist, ist das eigentliche Kunstwerk.
- Die formalistische Position beschränkt sich auf die Betrachtung des Kunstwerks selbst: Das Kunstwerk sollte auf der Grundlage der im Werk vorhandenen Qualitäten, z. B. der technischen Aspekte, beurteilt werden. Diese Art der Kunstbetrachtung wird u. a. von Clive Bell vertreten.
- Die impressivistische Sichtweise: Sie befasst sich mit der Beziehung Kunstwerk - individueller Kunstbetrachter: Der Schwerpunkt liegt auf der ästhetischen Erfahrung, die das Kunstwerk in uns auslöst.
- Die kunsthistorische Perspektive, die von Hegel eingeführt wurde: Hier wird die Entwicklung der Kunst als wesentlicher Teil der Kunst selbst betrachtet.
- Die Beziehung zwischen Kunstwerk und sozio-historischem Kontext. Typische kunstphilosophische Fragen sind: Ist die Kunst ein Spiegelbild der sozialen Wirklichkeit? und Hat die Kunst eine soziale Funktion?
Kunstphilosophie
Der Begriff Ästhetik umfasst mehrere Bedeutungen. Sie kann empirischer Natur sein, zum Beispiel: technisch (Komposition) oder wissenschaftlich oder historisch. Dabei kann die Ästhetik alle Bereiche innerhalb der "Wahrnehmungslehre" abdecken, während sich die Philosophie nur mit den normativen, d. h. nicht faktenbasierten Bereichen befasst. Sie stützen sich auf bestehende Ansichten oder Ansätze (wie im obigen Text). Um Missverständnisse zu vermeiden, spricht man von "philosophischer Ästhetik" oder "Kunstphilosophie". Fragt man nach dem Sinn der Nachahmung eines bereits existierenden Objekts, befindet man sich im Bereich der Kunstphilosophie. Nach zeitgenössischer Auffassung sind "Kunst" und "Philosophie" zunehmend untrennbar und nicht mehr grundsätzlich verschieden. In dem Maße, wie man innerhalb der Avantgarde-Bewegungen über die bestehenden Normen hinausging und die Frage "Was ist Kunst?" drängend machte, hat man sich zunehmend auf das "Denken über Kunst" berufen. Dasselbe gilt für die Philosophie, die nach den postmodernen Entwicklungen ihre rationalen Tendenzen ablegte. Die reine Logik wich der "Kunst des Denkens". Auch in der Philosophie setzt sich daher zunehmend eine Form des "ästhetischen Denkens" durch.
Jede Kunstrichtung hat ihre eigene ästhetische Konzeption. Solche ästhetischen Konzepte und Prinzipien werden in der Regel von der jeweiligen Kunstkritik festgelegt, wie z. B. die Formenlehre in der Architektur oder die Formenlehre eines bestimmten Musikstils.
Einführungen
Philosophische Ästhetik beinhaltet in einem geläufigen Sinne Nachdenken über das Schöne und die Kunst. In neuerer Zeit hat sich das Thema ausgeweitet auf ästhetische Erfahrung im weitesten Sinne.
Quelle: www.information-philosophie.de
Philosophische Ästhetik
Günther Pöltner: Philosophische Ästhetik, 268 S., kt., € 24.—, 2008, Urban Taschenbuch 400, Grundkurs Philosophie, Kohlhammer, Stuttgart
Das Buch beschränkt sich aber auf das erste, die Frage nach dem Schönen – eine Frage, die gegenwärtig in den Hintergrund getreten ist, was der Autor, der aus der katholischen Tradition kommt, bedauert und dem er gegensteuern will. Er bietet einen Gang durch die Philosophiegeschichte wobei es ihm wichtig ist, zu zeigen, wie sich die Antworten auf die Fragen nach dem Schönen verändert haben. Die Positionen wichtiger Autoren werden textnah referiert, mit vielen Zitaten. Man kann hier konzentriert nachlesen, was Platon, Plotin, Augustin, Baumgarten, Kant, Schelling, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Adorno u.a. über das Schöne geschrieben haben. Mit Adorno endet der historische Teil, Autoren nach dem linguistic turn fehlen – gemäss Pöltner ist die Frage nach dem Schönen verloren gegangen.
Ein zweiter Teil enthält einen eigenen Ansatz, einen „Neuansatz einer philosophischen Ästhetik“, wobei es Pöltner um „Struktur-momente der ursprünglichen Erfahrung mit Schönem“ geht – ein stark von Heideggerschem Vokabular geprägten Neuansatz, den der 1942 geborene Pöltner allein vertritt und von dem man sich fragen kann, ob der in einen „Grundkurs Philosophie“ gehört.
Eignet sich nicht für Leser, die sich für die gegenwärtig aktuelle Ästhetik interessieren.
Grundfragen der Ästhetik
Ursula Brandstätter: Grundfragen der Ästhetik. Bild – Musik – Sprache – Körper. 200 S., kt., € 15.90, 2008, UTB3084, Böhlau, Köln.
Hier finden sich Kunst und ästhetische Erfahrung in einem weiten Sinne.
Dafür fehlt bei ihr die ganze Geschichte der Ästhetik und – würde wohl Pöltner monieren – die Frage nach dem Schönen ist hier verlorengegangen. Die Leitfrage von Ursula Brandstätter (sie ist Professorin für Musikpädagogik an der Universität der Künste, Berlin) ist die, ob die vielen künstlerischen Formen etwas Gemeinsames haben. Sie geht ihr nach, in dem sie die erkenntnistheoretischen Grundlagen erkundet (Kap. 1), Kunst von der Wissenschaft abgrenzt (Kap. 2), danach fragt, was Kunst (Kap. 4) und was ästhetische Erfahrung (Kap. 3) ist, um danach zu ihrer Leitfrage (Kap. 5) zu gehen und die Transformationen zwischen den Künsten zu untersuchen (Kap. 6).
Das Buch ist in einer lebendigen Sprache geschrieben, es liest sich leicht, auch indem es, anders als das von Pölnter, weniger in die Tiefe geht. Die beiden Bücher, die dem Titel nach eigentlich dasselbe Thema beinhalten, haben rein gar nichts gemeinsam und ergänzen einander gerade dadurch.
Ästhetik zur Einführung
Stefan Majetschak: Ästhetik zur Einführung (178 S., kt., 2007, € 13.90, zur Einführung, Junius, Hamburg). Eine kurzgefasste Darstellung der Geschichte der Ästhetik, die bis zur Gegenwart führt, und sich nicht auf das Thema Schönheit beschränkt.
Adorno: Vorlesungen zur Ästhetik
Theodor W. Adorno: Ästhetik (1958/59). Herausgegeben von Eberhard Ortland. 526 S., Ln., € 43.80, ,2009, Suhrkamp, Frankfurt.
Die Philosophische Ästhetik, so Adorno in der ersten Vorlesung, hat es im Bereich der Philosophie seit jeher schwer, sie ist zudem in Misskredit geraten und hat in den letzten dreißig Jahren nur eine unbeständige Behandlung gefunden. Das liegt unter anderem daran, dass es so etwas wie eine kontinuierliche Tradition des ästhetischen Denkens, wie man sie etwa im Bereich der Erkenntnistheorie und Logik im Zusammenhang mit der Wissenschaftstheorie vorfindet, nicht gibt: Die Ästhetik verläuft mehr oder weniger sprunghaft und schwankt dabei zwischen dem Versuch, aus bestimmten philosophischen Positionen ästhetische Theorien zu entwickeln, und demjenigen, deskriptiv auszusprechen, was in den Kunstwerken der Fall ist (um auf diese Weise zu einer Ästhetik zu gelangen). Adorno will sich in dieser Vorlesung darauf beschränken, den Studierenden einen Begriff davon zu geben, wie eine Theorie der Ästhetik bzw. eine philosophische Ästhetik möglich ist; eine Ästhetik, die er für sehr dringend hält.
Literatur
- Kai Hammermeister: Kleine Systematik der Kunstfeindschaft (archive.org)
- Arne Næss: Es gibt keine reine Ästhetik ohne Gefühl (archive.org)
- Martin Düchs: Ästhetik: Architekturphilosophie. Eine Kartierung (archive.org)