Der Begriff ist ein abstrakter Terminus, der sich somit von der Sache unterscheidet, die durch diesen Begriff bezeichnet wird. Allgemein wird mit dem Wort Begriff der Inhalt / die Bedeutung einer Bezeichnung oder Vorstellung angesprochen.
Der Begriff selbst wurde im Mittelalter von Thomas von Aquin und später von Wilhelm von Ockham und anderen scholastischen Philosophen eingeführt. Er stammt vom lateinischen conceptus ab, das "enthaltende, zusammenhaltende, empfangende Handlung" bedeutet, abgeleitet vom Verb concipere, das "begreifen" bedeutet.
Spätere Philosophen (René Descartes, John Locke) ersetzten den Begriff des Konzepts durch den Begriff der Idee, der allgemeiner jede geistige Vorstellung bezeichnet, sei sie wahrnehmungsbezogen, imaginär oder rein abstrakt.
„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“ [Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. KrV B75, A48]
Kant geht davon aus, dass alle Erkenntnis auf der Wechselwirkung zwischen Anschauung und Begriffen beruht. In seiner Erkenntnistheorie unterscheidet zwischen empirischen Anschauungen, die durch die Sinnesorgane zu uns gelangen, und reinen Anschauungen, die a priori vor jeder Erfahrung gegeben sind. Die beiden reinen Anschauungen bei Kant sind Raum und Zeit.
Ein reflektierter Begriff ist in der Regel durch eine Definition festgelegt, die seine Eigenschaften beschreibt und ihn von anderen Begriffen abgrenzt. Begriff bezeichnet:
- den Gegenstand selbst
- ein Wort, einen Namen oder Ausdruck
- die kleinste Einheit des Denkens im Gegensatz zu Urteil und Schluss in der Logik
- eine psychische Erscheinung („Vorstellung“)
Bedeutung
Die Bedeutung eines Begriffs ergibt sich aus seiner Definition. Die Definition enthält eine Liste notwendiger und hinreichender Bedingungen, deren Erfüllung die Aufnahme eines beliebigen Objekts in die durch das Konzept beschriebene Klasse rechtfertigt. Das dritte unumgängliche Prinzip garantiert, dass es für jedes Objekt nur zwei Möglichkeiten gibt: Es ist in einem bestimmten Konzept enthalten oder es ist nicht darin enthalten.
Für dasselbe Objekt kann es unterschiedliche Definitionen geben. Beispiel: Die Ausdrücke „gleichseitiges Dreieck“ und „regelmäßiges Dreieck“ sind zwei verschiedene Möglichkeiten, dasselbe Konzept darzustellen. Ein Konzept wird durch alle seine existierenden und möglichen, greifbaren oder abstrakten Erscheinungsformen verwirklicht.
Begriffe können hierarchisch organisiert sein, wobei höhere Ebenen als „übergeordnet“ (Oberbegriff) und niedrigere Ebenen als „untergeordnet“ bezeichnet werden. Daneben gibt es noch die Niveaustufen „Grundstufe“ und „Mittelstufe“, in denen man das Konzept am leichtesten einordnen kann. Ein Oberbegriff ist „Möbel“, ein Unterbegriff ist „Bürostuhl“, und der Grundbegriff ist „Stuhl“.
Konzept
Mit ähnlicher Bedeutung wird auch das Wort Konzept verwendet; die englische und französische Bezeichnung für Begriff lautet nach dem lateinischen Ursprung concept (von lateinisch conceptum ‚das Zusammengefasste, das Begriffene‘).
Konzepte spielen in allen Bereichen der Kognition eine wichtige Rolle. Daher werden Konzepte in Disziplinen wie Linguistik, Psychologie und Philosophie untersucht, die sich für die logische und psychologische Struktur von Konzepten interessieren und dafür, wie sie zu Gedanken und Sätzen zusammengesetzt werden.
Die verschiedenen Philosophen sind sich nicht unbedingt darüber einig, was genau ein Konzept ist. So werden Begriffe zwar oft als allgemeine Ideen interpretiert (der Begriff des Hundes beispielsweise fasst die gemeinsamen Merkmale aller existierenden und möglichen Hunde zusammen), es gibt aber auch andere Interpretationen: Insbesondere bei Gottfried Wilhelm Leibniz drückt der vollständige Begriff die individuelle Substanz aus und entspricht nur ihr.
Im übertragenen Sinne können Konzepte als Container betrachtet werden, die sprachliche Ausdrücke im menschlichen Bewusstsein enthalten und diese sowohl mit Objekten in der Realität als auch mit einer logischen Gedankenwelt verbinden. Der Empirismus will die Container im Bewusstsein verorten und betrachtet Begriffe als Produkte eines Abstraktionsprozesses, während der Platonismus und der logische Positivismus sie als logische Größen betrachten, die unabhängig von unserem Bewusstsein und unserer Sprache existieren.
Literatur
- Wolfgang Huber, Ernst Petzold, Theo Sundermeier (HH.): Tiefenstrukturen des Denkens und Handelns. München: Chr. Kaiser Verlag 1990.
- Hans-Georg Gadamer, S. 407, zitiert aus: James Risser: Die Metaphorik des Sprechens, in: Günter Figal u. a. (Hrsg.): Hermeneutische Wege, S. 183.
- Jean Piaget: Der Aufbau der Wirklichkeit beim Kinde. Ernst Klett, 1974, ISBN 3-12-926310-1.
- Wolfgang G. Stock: Begriffe und semantische Relationen in der Wissensrepräsentation. In: Information – Wissenschaft und Praxis. Band 60, Nr. 8, 2009, S. 403–420, S. 403 (PDF: 812 kB, 18 Seiten; archive.org)
- Gottfried Gabriel, Joachim Horvath, Christoph Schamberger, Frieder Vogelmann: Was leistet die Begriffsanalyse? - Stellungnahme in Information Philosophie Heft 2/2017, S. 36-44 (archive.org)
- Christian Barth, Christoph Demmerling, Wolfgang Neuser und Markus Wild: Der Begriff „Begriff“ - Sind Begriffe mentale Entitäten oder abstrakte/platonische Entitäten? in Information Philosophie Heft 3/2015, S. 42-53 (archive.org)